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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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die Treppe gestellt?«
    Im Flur klingelte das Telefon. Adelheid sagte: »Ich gehe schon«, meldete sich und kam nach einer kleinen Pause zurück.
    »Für dich.« Misstrauisch sah sie mich an. »Es ist schon wieder dieser Anwalt. Kann mir mal jemand   …«
    »Danke, Adelheid«, ich nahm ihr das Telefon ab und hielt es ans Ohr. »Ganz kleinen Moment, ich gehe ins Büro.« Als ich eingetreten
     war, schloss ich hinter mir die Tür.
    »Guten Morgen, Herr Kühlke.«
    »Morgen, Frau Schmidt. Ja, also, ich habe einige Neuigkeiten.«
    Seine Stimme klang neutral. Ich verspürte einen Anflug von Erleichterung und lehnte mich an den Schreibtisch.
    »Na endlich. Das ist ja gut. Wann kommen sie denn jetzt?«
    Er zögerte einen kleinen Moment. Dann sagte er: »Sitzen Sie?«
    »Nein.«
    »Dann machen Sie das lieber.«
    Etwas an seinem Tonfall zwang mich dazu, mich langsam auf Marleens Schreibtischstuhl sinken zu lassen.
    »So, ich sitze. Also?«
    Ralf Kühlke räusperte sich. Nach einer kleinen Pause sagte er: »Es ist alles ein paar Nummern größer als ich dachte. Frau
     de Vries ist angeklagt, zusammen mit ihrem Begleiter in der Öffentlichkeit durch sittenwidriges Verhalten und unerlaubten
     Genuss von Alkohol aufgefallen zu sein. Es gab eine Anzeige.«
    Im ersten Moment stellte ich mir Marleen und Björn vor, wie sie kichernd und johlend angeschickert durch die Straßen rannten
     und Leute erschreckten. Aber das war eigentlich nicht ihre Art. Und selbst wenn, verstand ich nicht, was daran so dramatisch
     sein sollte. Ich setzte mich entspannter hin und fragte: »Und weiter?«
    »Wenn sie verurteilt werden, bedeutet das zehn bis fünfzehn Jahre Gefängnis.«
    Mein Gehirn weigerte sich, diese Information zu verarbeiten. Ich starrte auf den Schreibtisch, auf dem noch Notizen mit Marleens
     Handschrift lagen. Das konnte so nicht stimmen. Es ging gar nicht.
    »Frau Schmidt?«
    »Ja?«
    »Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe?«
    »Ja. Ich meine, nein. Also, das ist in meinen Augen Unsinn. Man kommt doch nicht wegen Alkoholtrinkens ins Gefängnis. Kann
     die Übersetzung falsch sein?«
    Ralf Kühlke sprach jetzt sehr sanft und langsam. »Ich weiß, dass das erst mal ein Schock für Sie sein muss. Aber wir sollten
     einen kühlen Kopf bewahren. Es ist so, dass Frau deVries und Herr Bruhn angeblich vor Augenzeugen erhebliche Mengen Alkohol getrunken haben und es im Anschluss zu sexuellen
     Handlungen kam. Das Ganze ist an einem öffentlichen Strand passiert. Solch ein Verhalten ist in Dubai eine Straftat. Nicht
     nur eine Straftat, das ist mit das Schlimmste, was man machen kann.«
    Marleen hatte mit Björn betrunken Sex am Strand? Meine Freundin Marleen? Ich hätte ihr alle Freuden der Welt gegönnt, aber
     ich konnte es mir nicht vorstellen. Den Sex schon, aber nicht am Strand vor allen Leuten. Und auch nicht in alkoholisiertem
     Zustand. Das war einfach nicht Marleens Art.
    »Ich glaube das nicht. Das muss ein Missverständnis sein, eine Verwechslung, was weiß ich? Wie geht es denn jetzt weiter?«
    Der Anwalt atmete tief ein. »Wir müssen erst mal abwarten. Ich habe regelmäßigen Kontakt mit dem Kollegen in Dubai und mit
     der deutschen Botschaft. Alle tun, was sie können. Aber es geht ja auch um Herrn Bruhn.«
    »Was ist denn mit Björn? Vertreten Sie ihn auch? Wie geht eigentlich seine Familie mit der Situation um? Hat er überhaupt
     eine Familie? Wissen Sie, ich habe ihn erst einmal kurz gesehen, als Marleen mit ihm in Hamburg war, da waren wir zusammen
     essen. Ich weiß aber nicht, ob   …«
    Ich plapperte vor mich hin, als könnte ich die Geschichte kleinreden. Kühlke unterbrach mich: »Das ist das andere Problem.
     Kennen Sie Herrn Bruhn? Wissen Sie, was er macht?«
    »Er ist seit einem halben Jahr der Freund meiner besten Freundin. Und er lebt getrennt von seiner Frau, sie sind aber noch
     nicht geschieden. Deshalb hat Marleen auch niemandem erzählt, dass sie mit ihm liiert ist.«
    »Er ist Chef der ›Nord-Magazin‹-Gruppe. Können Sie sich vorstellen, was die Presse macht, wenn die Geschichte publik wird?«
    Ich war froh, dass ich saß. An dieser Stelle wäre ich sonstohnmächtig geworden. Die ›Nord-Magazin‹-Gruppe war einer der größten norddeutschen Zeitungsverlage. Sie hatte verschiedene
     Tageszeitungen, aber auch Magazine, Buchverlage und Radiosender. Die Inhaber waren zwei Brüder, die als öffentlichkeitsscheu
     galten. Trotzdem waren sie prominent und vor allen Dingen richtig wohlhabend. Dass

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