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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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fuhr sich dreimal durch das schüttere
     Haar. »Mama, Kalli und Hanna sind schon drüben. Ich soll euch fragen, ob ihr mitwollt.«
    »Zum Schlagerabend?« Ich überlegte, seit wann er diesen Kamm schon besaß. Er kämmte sich mit diesem Ding, seit ich in der
     Grundschule war. Immer auf dieselbe Art und Weise. »Ich kriege Pickel bei Costa Cordalis. Das lasse ich lieber.«
    »Die spielen doch nicht nur Costa Cordalis. Ich habe mir vorhin die CDs angeschaut. Christine, Pierre hat wirklich alles:
     Bernhard Brink, Udo Jürgens, Howard Carpendale, die ganze Palette. Kommt ruhig mit, das wird bestimmt schön.«
    Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder der Arbeitsplatte zu und scheuerte weiter. Überall klebten Rosinen.
    Mein Vater gab nicht auf. »Und du, Ines? Du kannst ja mitkommen. Christine kann den Rest doch locker sauber machen.«
    »Nein danke.« Ines antwortete wie aus der Pistole geschossen. »Das Aufräumen ist das kleinere Übel.«
    »Ich verstehe euch nicht.« Heinz rückte seine Krawatte zurecht und sah uns beleidigt an. »Ihr tut so, als gebe es nichts Wichtigeres,
     als diese Küche sauber zu machen. In eurem Alter sind wir oft tanzen gegangen oder auch mal in eine Bar. Wirhaben es uns gut gehen lassen. Ihr wälzt dauernd nur Probleme.«
    Ines lachte kurz auf. »Früher hast du es umgedreht erzählt. Du wirst alt.«
    »Was?« Entrüstet guckte er sie an. »Wie meinst du das denn?«
    »Früher hast du dich aufgeregt, wenn wir abends losgezogen sind. ›Nur Vergnügen im Kopf‹, hast du gesagt, ›immer nur Spaß
     haben. In deinem Alter bin ich jeden Morgen fünfzehn Kilometer mit dem Fahrrad zur Schule gefahren und abends habe ich noch
     für die Nachbarn Holz gehackt.‹«
    »Das stimmt doch gar nicht«, widersprach er beleidigt. »Das habe ich nie zu dir gesagt.«
    »Nein.« Ines blieb freundlich. »Das hast du zu Christine gesagt. Ich habe es aber gehört. Stimmt’s, Christine?«
    »Es waren zwölf.« Ich wrang den Lappen aus und hängte ihn über den Rand der Spüle. »Er ist zwölf Kilometer zur Schule gefahren.«
    »Also   …« Mein Vater überlegte kurz. »Habe ich das wirklich gesagt? Dann gab es dafür bestimmt auch einen Grund. Du hattest eine
     Fünf in Mathe. Lange. Und du hattest keinen guten Umgang. Und du bist die Älteste. Da hat man als Vater auch Angst. Und im
     Übrigen hat dir das nicht geschadet. Oder?«
    Mein Schweigen nahm er als Zustimmung.
    »Siehst du, Ines? Aber erst mal anklagen. Was ist jetzt? Kommt ihr nun mit?«
    »Nein!«
    Wir riefen es wie aus einem Munde, er zuckte zusammen und wandte sich zur Tür. »Dann nicht. Aber beschwert euch nicht, wenn
     in eurem Leben nichts passiert, und behauptet nicht, dass ich mich nicht um euch gekümmert hätte. Bis morgen.«
    Ines sah ihm durchs Fenster nach und schüttelte den Kopf.»Manchmal macht er mich wild. Dass du so ruhig bleiben kannst, verstehe ich nicht.«
    Ich trocknete meine Hände ab. »Früher durfte ich nicht widersprechen, heute muss ich nicht mehr. Das ist alles. Und es ist
     sehr friedlich so. Wir ändern ihn nicht mehr.«
    Ines drehte sich wieder um. »Schade eigentlich. Was ist jetzt? Willst du noch etwas Spaßiges unternehmen oder werfen wir uns
     auf Marleens Couch?«
    »Ich hole einen Rotwein aus dem Keller. Und mach hier das Licht aus.«
    Während ich die Kellertreppe nach unten stieg, dachte ich darüber nach, wie ich meiner Schwester entlocken sollte, was jetzt
     mit Gregor Morell war. Sie neigte dazu, aus ihrem Privatleben ein Geheimnis zu machen. Aber wir hatten schon genug der Heimlichkeiten,
     ich würde sie einfach ganz direkt fragen.
    Ines beobachtete mich nachdenklich, während ich die Flasche öffnete.
    »Du siehst ziemlich unglücklich aus.«
    Ich hielt den Korkenzieher fest und sah hoch. »Unglück lich ? Ich habe das Gefühl, die Welt bricht gerade über uns zusammen. Im Moment ist mir das alles zu viel.«
    Meine Schwester musterte mich weiter. »Hast du dir inzwischen Gedanken darüber gemacht, was jetzt mit dir und Johann passieren
     soll?«
    »Mit Johann? Was soll mit ihm passieren?«
    Sie hielt mir ihr Glas hin, ich drehte weiter. »Nicht mit ihm. Mit euch.«
    Mit Schwung zog ich den Korken. »Ich weiß es nicht. Was war denn gestern mit dir und Gregor Morell?«
    Meine Schwester nahm mir den Korken aus der Hand und roch daran. Jetzt war ich sicher, dass irgendetwas gewesen war. Als ob
     meine Schwester eine Ahnung gehabt hätte, wie ein Korken riechen sollte. Sie trank ja viel lieber

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