Kein zurueck mehr
wir am Kopf der Truppe ankommen und Tom die Führung übernimmt. Er streckt die Hand aus und bedeutet mir, ihn zu überholen. Ich will Luft. Ich atme schnell ein, ich atme noch schneller aus. Ich stoße mich noch fester vom harten Boden ab und ziehe an ihm vorbei. Jetzt an der Spitze habe ich den Blick frei auf die emporragenden Berge, die den Horizont verbergen. Aber das dauert nur ungefähr eine halbe Sekunde, bevor das gesamte Team an mir vorbeizieht, einer nach dem anderen, und ich wieder das Schlusslicht bin.
Jetzt kapiere ich. Letzter zum Ersten.
Noch eine Runde, doch als wir uns wieder versammeln, bemerke ich, wie Eric einen Schritt aus dem Kreis macht, damit Caitlyn ihn sehen kann. Er streckt die Arme nach oben und wirft einen Blick über seine Schulter. Ich gucke hinüber zu den Mädchen. Als Heather eine Packung Virginia Slims hervorholt, macht Caitlyn ein finsteres Gesicht. Heather zieht eine Zigarette heraus. Caitlyn gibt Heather einen Klaps auf die Hand und der Glimmstängel landet auf dem Rasen. Caitlyn hebt die Stimme und ich kann verstehen, was sie sagen: »Mein Gott, Heather. Du weißt doch, dass ich eigentlich aufhören will.«
»Ach ja, hab ich ganz vergessen«, sagt Heather und ich sehe, wie sie verstohlen grinst, während sie das Feuerzeug in ihrer Handtasche verschwinden lässt.
»He, Marshall«, sagt Eric. »Jetzt ist Fußball dran. Für perverses Gegaffe ist jetzt keine Zeit. Weiter geht’s!«
Das Team lacht und mir wird ganz heiß. Erics Blick geht zurück zu Caitlyn. Das hier hat nichts mit Fußball zu tun, sondern einzig und allein mit Caitlyns Aufmerksamkeit. Ich weiß noch, wie ich gedacht habe, dass die beiden ein Paar sind, als ich sie zum ersten Mal sah, neulich im Cabrio.
»Ganz wie du meinst. Oh Captain, mein Captain.«
»Du hast ’ne ganz schön große Klappe, weißt du das? Soll ich dir die mal ordentlich polieren?« Er macht einen Schritt auf mich zu.
Okay, ich weiß ja, dass man sich mit dem Coach nicht anlegen darf. Aber mit Mitspielern ist das was anderes.
Ich lache lang und laut, um sicherzugehen, dass ich Caitlyns Blick auf mich ziehe. Ich vergewissere mich. Sowohl sie als auch Heather sind verstummt, ganz in Beobachterrolle.
»Jetzt mach dich nicht zum Affen. Nicht, wenn sie zuguckt«, sage ich.
Tom packt mich am Arm. »Hey, Mann, lass gut sein, okay? Du weißt ja nicht, wovon du redest.«
Wir beachten ihn beide nicht, starren einander an und Eric sagt: »Dir muss mal jemand deinen Platz zuweisen.«
Ich beiße die Zähne aufeinander und fange an zu knirschen. Ich befreie meinen Arm aus Toms Griff. Mein Platz, wenn Eric es unbedingt wissen will, ist auf ihm, sein Platz ist wimmernd unter meinen Knien.
Tom greift noch einmal nach meinem Arm. Ich schüttele ihn ab, drehe mich um, packe ihn an den Schultern und stoße ihn von mir. Er versucht gar nicht erst, mit den Füßen das Gleichgewicht zu halten; er fällt einfach nach hinten. Seine Augen weiten sich, und ohne nachzudenken, greife ich nach seinem Trikot und packe ihn.
Mein Gott, was ist nur in mich gefahren? Jetzt geh ich schon auf Außenstehende los.
Tom schüttelt meine Hand ab. »Jetzt hast du dich ins Aus bugsiert«, sagt er.
»Sorry«, beginne ich, aber da schubst mich Eric von hinten und ich wirbele herum.
Ich starre ihn an. Er ist wahrscheinlich gute zehn Kilo schwerer als ich, aber etwas kleiner. Ich habe die größere Reichweite und, seien wir ehrlich, die Erfahrung. Er mustert mich von Kopf bis Fuß.
»Eric!«, ertönt eine schrille Stimme.
Caitlyn betritt das Spielfeld. Sie läuft an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Ihr Pferdeschwanz wippt auf und ab. Und ich denke: Siehst du, da glaubst du, du hast ein Mädchen durchschaut, und dann kommt sie daher und tut etwas Unvorhersehbares, ja Vernünftiges. Sie unterbricht einen Streit, indem sie einfach aufs Spielfeld tritt, nimmt jedem Konkurrenzkampf den Wind aus den Segeln, indem sie mich nicht einmal anguckt.
»Eric.« Ihre Stimme verändert sich. Sie klingt weicher als vorher, als ob dieses Gespräch nicht mit einer ganzen Truppe Kerle um sie herum stattfände, die auf jede Tonart lauschen, als ob ihre Worte nur für ihn wären. »Heather ist … also, sie ist echt ein Miststück. Kannst du mich nach dem Training nach Hause fahren?«
»Äh, klar.« Er heftet weiterhin seinen Blick auf mich und hebt die Augenbrauen, wofür ich ihm am liebsten eine reinhauen würde.
»Gut.« Sie küsst ihren Finger und legt ihn auf seine
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