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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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von Mom? Ziemlich kurz.«
    Ich verkneife mir einen wütenden Blick.
    »Wie oft schreibt ihr beide euch eigentlich?«, fragt er.
    »Jeden Tag. Ich will jeden Tag von ihr hören.«
    Sein Kiefer verkrampft sich und in seiner Stimme schwingt jetzt Bitterkeit mit. »Du willst also immer noch ständig ein Auge auf sie haben?«
    »Ja. Hast du ein Problem damit?«
    Er schüttelt den Kopf. »Es ist dein Leben. Verschwende es, wie du willst. Gibt’s heute Abend Pfannkuchen?«
    Ich schließe mit einem Mausklick das Fenster und schlage mit der Handfläche gegen den Monitorknopf, um den Bildschirm auszuschalten. Ich starre auf den schwarzen Bildschirm und atme. Einatmen, anhalten, ausatmen. Beherrsche deine Wut, lass dich nicht von ihr beherrschen , hat die blonde Frau mit dem Pferdegebiss gesagt.
    »Vielleicht solltest du mir einfach sagen, was ich verbrochen hab«, sage ich.
    Er geht in die Küche, holt ein paar Teller und stellt sie vorsichtig auf den Tisch. Selbst mit den Tellern geht er nicht grob um.
    Er wendet sich wieder zu mir. »Es hat nichts mit dir zu tun. Ich hab heute ein Mädchen behandelt. Sie war total verschlossen und geübt darin, sich hinter einer Mauer zu verschanzen.«
    Mirriam kommt mit einem Teller voller Pfannkuchen herein. Sie verlangsamt ihren Schritt und hört zu.
    »Ich hab die Polizei gerufen, jemanden vom Jugendamt, aber ihre Mom hat sie wieder mit nach Hause genommen«, sagt er.
    »Das tut mir leid, Schatz.« Sie greift nach seiner Hand. Er erwidert ihren Händedruck nicht.
    Christian sagt nichts. Mirriam sagt nichts. Ich sage nichts. Ich würde am liebsten vorschlagen, eine Kerze anzuzünden, aber das würde spöttisch klingen und so meine ich es nicht.
    »Wird es ihr bald wieder besser gehen?«, fragt Mirriam schließlich. »Ich meine körperlich?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann hast du alles getan, was du tun konntest«, sagt Mirriam.
    Christian schnaubt. »Klar, okay«, sagt er und übernimmt meine Standardantwort.
    Wir setzen uns schweigend an den Tisch und Mirriam gibt uns die Pfannkuchen auf die Teller. Christian bleibt nur ein paar Minuten sitzen. Er starrt auf die Pfannkuchen und stochert in einem herum. Seine Gabel hinterlässt vier Löcher. Er entschuldigt sich, dass er unsere Mühe nicht würdige, aber er habe keinen Hunger. Er habe viel zu tun und müsse weiterlernen.
    »Christian?«, sage ich. »Soll ich dir Gesellschaft leisten? Ich muss noch ein Referat schreiben.«
    »Nein danke.«
    Mirriam wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor sie noch einmal alle Register zieht.
    »Christian«, sagt sie halb lachend. »Du predigst doch immer, dass ich professionelle Distanz entwickeln muss, schon vergessen? Es ist in Ordnung, wenn du auch nicht jeden retten kannst.«
    Er schüttelt nur den Kopf.
    »Vielleicht reicht ja einer«, sage ich.
    Er guckt mich verwirrt an.
    »Ich meine, du weißt schon.« Ich tippe auf meine Brust und zucke die Achseln.
    Zum ersten Mal, seit er nach Hause gekommen ist, schaut er mir in die Augen.
    »Echt?«, fragt er mit kratziger Stimme.
    Ich erwäge ein Leben auf der Straße. »Echt.«
    Er nickt mir zu und ich kann förmlich sehen, wie seine Schultern sich entspannen. Auch seine Augen wirken irgendwie nicht mehr so leer. Er beugt sich zu Mirriam und küsst sie auf den Kopf.
    Sie drückt seine Hand und er sagt: »Danke, Leute.«
    Er schluckt hörbar und dann klingt seine Stimme unbeschwerter. »Hat Kröte – Jace – dir von unserer Tradition erzählt?«
    »Moment mal … Kröte?«, fragt sie.
    »Spitzname«, sage ich. »Nur für Familienmitglieder.«
    »Wie bist du dazu gekommen?«
    Ich zucke die Achseln und sehe Christian an. »Weißt du das noch?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Ich auch nicht.«
    »Also«, sagt er, »erzähl ihr von den Pfannkuchen.«
    Er geht in die Küche, während ich davon erzähle, wie er mir beigebracht hat, Pfannkuchen in der Luft zu wenden. Er kommt mit dem Sirup zurück, geht um den Tisch herum und lässt die klebrige Süße auf unsere Teller träufeln.

Kapitel 15
    Während einer Arbeitspause sitze ich im Café, schlürfe einen Smoothie durch einen extrabreiten Strohhalm und blättere durch Kochen mit Freude .
    Nachdem ich die Zutatenliste für Bœuf Stroganoff gesehen habe, beschließe ich, etwas Einfacheres auszuprobieren. Bisher habe ich nur Spiegeleier und Pasta hinbekommen. Wie wäre es mit einem guten Hamburger oder Makkaroni mit Käse? Was wird meine Mutter wohl sagen, wenn sie herkommt (in sechsundvierzig Tagen) und sieht, dass ich

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