Kein zurueck mehr
ihrer Mom genommen und ich nehme an, die Sitze lassen sich nach hinten klappen. Sie zieht die Handbremse an und schaltet den Motor aus, lässt das Radio mit Batterie laufen. Ich denke an Lauren und daran, wie ich über die Gangschaltung klettern musste und gar nicht schnell genug auf ihrer Seite sein konnte.
Caitlyn löst ihren Gurt und beugt sich herüber. Sie küsst mich und ihre Lippen sind ganz glitschig von zu viel Lipgloss. Der unbekannte Pfirsichgeschmack lässt mich zurückweichen. Mein Blick fällt auf ihr rotes Haar. Es ist einfach alles falsch.
Wo sind die Katzenaugen? Wo ist Laurens Stimme, die im Bruchteil einer Sekunde von einem sanften Schnurren zu kaltem Stahl wechseln konnte? Wo sind die Geschichten, die sie mir über die Saufgelage ihrer Mutter erzählte? Ich will noch einmal die Story hören, wie ihre Mutter auf Zechtour ging und die achtjährige Lauren in einem Lebensmittelladen vergaß; wie Lauren zwischen den Regalen stehen blieb und die Dosenetiketten studierte; wie sie von da an keine Bush-Beans-Dosen mehr sehen konnte. Und ich will, dass sie noch einmal eine Packung Body-Paint Schokolade aus ihrer Tasche holt, so wie in dieser einen Nacht, in der wir einander unter die Haut gekrochen sind.
Aber ich sitze hier neben Caitlyn, starre sie an und fühle mich wie ein Arschloch. Niemand will ein schlechter Ersatz sein. Das hat niemand verdient, nicht einmal Caitlyn.
Sie beugt sich weiter herüber und fängt an, an meinem Ohr zu knabbern. »Ich will nur etwas klarstellen … Was ich da gesagt habe, du weißt schon … das volle Programm durchziehen und so … das war nur Show. Ich möchte nur nicht, dass du zu viel erwartest, ich meine, alles.«
Nicht alles erwarten? Wer sagt denn so was, wenn nicht eine … Jungfrau. Oh. Mein. Gott.
Caitlyn ist wie eine billige Kopie von Lauren. Lauren war nicht beliebt, weil sie darauf hinarbeitete und zickige Kommentare losließ, die sie nicht wirklich ernst meinte; sie war beliebt, weil sie einen Kick bekam, wenn sie Macht ausübte, jemandem Salz in die Wunde streute. Und ich liebte das an ihr, wie sie sich einfach das nahm, was sie wollte, wie sie nie nachgab, sich nie etwas gefallen ließ. Bis ich kam. Caitlyn würde schon einknicken, wenn ich nur meine Stimme hob.
Und auch wenn Caitlyn so taff wäre wie Lauren, auch wenn sie ein Mädchen wäre, das mit mir zusammen sein könnte, ohne selbst zu zerbrechen oder mich zu zerbrechen – mit ihr anzubandeln würde mir auch nicht helfen, Lauren zu vergessen.
»Weißt du, was«, sage ich und löse mich ganz von ihr, »lass uns einfach … nichts miteinander anfangen. Du willst doch sowieso nicht wirklich mit mir hier oben sein. Das hat doch alles mehr mit Eric zu tun als mit mir.«
Da steht ihr vor Überraschung der Mund offen; ich habe ihren Masterplan durchschaut. Sie verbirgt das Gesicht in ihren Händen, aber selbst im Dunkeln kann ich sehen, wie sich ihr Hals rot färbt.
»Ist schon okay«, sage ich. »Ich denke auch an jemand anders. Es muss dir nicht peinlich sein.«
Sie lässt die Hände in ihren Schoß fallen. »Du willst also nicht mal … rumknutschen oder so?«
»Wir können doch einfach hier zusammen abhängen. Das reicht doch, um Erics Interesse wachzuhalten, oder?«
»Unter einer Bedingung«, sagt sie. »Erzähl mir, für wen ich hier Ersatz bin.«
»Eine Ex«, sage ich. »Eine Geschichte, die vorbei ist.«
»Dafür, dass es vorbei sein soll, hast du aber schlecht damit abgeschlossen«, sagt sie und kichert.
Ich frage mich, wie unhöflich es wäre, nach Hause zu trampen.
Kapitel 14
»So in etwa?«, frage ich Mirriam, während ich den Eischnee schlage. Ich habe die Schüssel unter meinen Arm geklemmt und auf meine Hüfte gestützt wie die Hexe Samantha in der tausendsten Wiederholung von Verliebt in eine Hexe .
»Klar, so kannst du es auch machen«, sagt sie.
»Nein, echt jetzt, wie denn?«
»Stell die Schüssel hin.« Sie nimmt den Schneebesen und rührt auf eine andere Weise – mehr auf und ab als im Kreis. Dann dreht sie die Schüssel mit der anderen Hand ein Stück herum. »So geht’s vielleicht schneller.«
Sie fragt mich nach der Schule und ich erzähle ihr, dass Tom ganz okay zu sein scheint und dass er doch tatsächlich angefangen hat, mir Schachspielen beizubringen, worüber wir beide lachen müssen.
Ich werfe einen Blick auf die Uhr. »Wir werden bestimmt nicht fertig, bevor Christian nach Hause kommt.«
»Das reicht.« Sie nimmt mir die Schüssel ab, mischt alles
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