Kein zurueck mehr
Smoothie und halte den Becher schräg, um größere Schlucke nehmen zu können.
»Jetzt mach dich nicht lustig«, sagt sie. »Ihr habt die gleiche Art, euch zu bewegen, die gleiche Art zu reden, ihr habt genau die gleiche Stimme, nur dass du sehr viel lauter bist.«
Ich höre auf an meinem Strohhalm zu saugen und vergesse runterzuschlucken. Zwei Dinge verarbeitet mein Gehirn gerade: 1 ) Sie sieht eine Ähnlichkeit zwischen meinem Bruder und mir, und 2 ) sie achtet auf die Art, wie ich mich bewege. Das sind zwei gute Dinge.
Sie hebt eine Augenbraue. »Willst du das nicht runterschlucken?«
Ich schlucke. »Danke. Ich meine, egal. Danke.« Ich zögere. »Hast du uns reden gehört?«
»Nein, er hat vorhin nach dir gefragt und ich hab ihm gesagt, dass du gerade Pause hast.« Sie greift nach ihrem Hula-Hoop-großen Ohrring und zupft daran. »Also, ich werde es wahrscheinlich bereuen, aber ich hab mich gefragt, ob du … Hast du schon mal indianisches Brot gegessen?«
Ich schüttele den Kopf.
»Weil draußen in Jemez kenne ich ein Restaurant, das … Also, wenn du Lust hast.«
Ich lächele, geschmeichelt von ihren plötzlichen Wortfindungsschwierigkeiten. Doch dann schießt mir ein Bild durch den Kopf: Lauren bricht auf der Straße zusammen, die Beine gespreizt, die Schultern bebend, als sie weint.
»Also«, sage ich langsam. »Das ist doch kein Date, oder?«
»Äh, nein. Nein, nichts dergleichen. Ich meine, möchtest du denn, dass es ein Date ist?«
»Ich bin eigentlich noch mit jemand anderem zusammen.«
Ich kann Lauren nicht wirklich aus meinem Kopf verbannen. Seit die Blase geplatzt ist, sickert das Ganze überall durch.
»Oh«, sagt sie.
»Okay. Dann würde ich mich freuen. Wann hast du denn frei?«, frage ich, obwohl ich das genau weiß; schließlich hab ich versucht, meine Arbeitszeiten auf ihre abzustimmen.
Warum mache ich das, wenn ich doch gerade die Chance vertan habe, ihr näherzukommen? Ich bin mit jemand anderem zusammen? Wie komme ich denn darauf?
Wir vereinbaren einen Tag und sie verlässt das Café, aber bevor sie um die Ecke verschwindet, blickt sie noch einmal über ihre Schulter, um sich zu vergewissern, dass ich ihr auch hinterhergucke.
Als sie außer Sichtweite ist, ziehe ich den Briefumschlag aus meinem Rucksack. Ich starre ihn eine Sekunde lang an. Jeden Tag klicke ich auf die Mail von meiner Mom und überfliege sie sofort. Und dann lese ich sie noch mal. Dieses Mal wartet der saubere weiße Umschlag auf mich und ich zögere. Christian hat recht. Warum schreibt sie mir einen Brief?
Ich tippe gegen den Umschlag, um sicherzugehen, dass der Brief ganz heruntergerutscht ist, bevor ich ihn oben aufreiße und die Blätter herausfallen lasse.
Jace,
ich wollte dir nur versichern, dass ich komme, und das hier ändert nichts daran, aber wir müssen darüber reden, wenn ich bei euch bin. Vernichte deine Kopie, damit du sagen kannst, du hast nichts davon gewusst.
In Liebe,
Mom
Okay. Ich hab keine Ahnung, wovon sie redet.
Ich falte die Papiere auseinander. Es ist eine Fotokopie meines Haftbefehls. Laurens gut einstudierte Unterschrift prangt unten auf der Anzeige.
Gut gemacht, Lauren. Gut gemacht.
Kapitel 16
Mein Atem gefriert fast in der Luft des viel zu frühen Morgens. Ich kann nicht fassen, dass Christian mich überredet hat, so früh wandern zu gehen. Wir steigen aus einer Seilbahn aus, die aussieht wie ein U-Bahn-Waggon, der an einem Kabel hängt. Die Seile sind an diesen riesigen Masten befestigt und die Bahn fährt daran hinauf, gefährlich steil die nackten Bergflanken hinauf. Ich bin froh, als meine Füße die obere Plattform berühren.
Wir klettern um den Gipfel herum und ich bekomme unglaubliche Ausblicke geboten. Ich bin noch nie auf dem Gipfel eines Berges gewesen. Die Landschaft ist ausgedörrt und zerklüftet. Ich hatte es mir wie auf einem Hügel vorgestellt, lieblich und sanft ansteigend, aber dieser Berg ist mehr wie eine riesige Kuppel, die in der Mitte durchgeschnitten wurde. Überall sind zackige Felsvorsprünge und tiefe Spalten.
Es ist so früh, dass alles unter uns noch dunkel ist, und da ich kein Stativ habe und keinen Blitz verwenden will, lasse ich meine Kamera im Rucksack. Ich frage mich, warum wir so früh aufstehen mussten.
Als der Himmel heller wird, deutet Christian in die Ferne und ich folge seinem Blick und bin wie vom Donner gerührt. Heißluftballons tauchen wie Punkte am Himmel auf. Rot, gelb und blau. Gestreift und einfarbig. Im Freiflug
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