Kein zurueck mehr
kochen kann? Nachdem ich zum Register und zurück geblättert habe, fällt mir auf, dass neben meinem Tisch zwei Beine stehen. Ich gucke hoch und sehe Christian. Er trägt seinen Arztkittel, hat ein Taschenbuch in der Hand und trägt eine Art Herrenhandtasche über der Schulter.
»Hi, was machst du denn hier?«
»Ich dachte, ich bring dir was zu essen vorbei. Du bist doch ohne Frühstück aus dem Haus, oder?« Er reicht mir eine Banane und legt einen Müsliriegel auf den Tisch.
»Danke.« Ich biege die Banane zurück, bis sie bricht, und fange an, die Schale herunterzuziehen. »Das hier ist so was wie eine Frühstückspause.«
»Klar.«
Er steht da und ich beobachte ihn eine Minute. Als das Schweigen unbehaglicher wird, kapiere ich, dass die Banane nur ein Vorwand ist. Ich lege sie aus der Hand und sehe ihn an.
Schließlich sagt er: »Ach, und das hier ist für dich gekommen.« Er gräbt in seiner Tasche und reicht mir einen Brief.
Ich erkenne die Handschrift sofort. Mom.
»Danke«, sage ich und lege den Brief vor mich hin.
Er starrt auf den Umschlag. Ich kann es nicht erwarten, ihn aufzumachen, aber bevor ich Christian den Brief zeige, sollte ich ihm wohl erzählen, dass sie kommt.
»Das ist schon interessant«, sagt er.
»Was?«, frage ich mit einem großen Bananenstück im Mund.
»Dass sie dir einen Brief geschrieben hat.«
»Welchen Käse magst du am liebsten? Ich meine, mit Makkaroni?«
Er nimmt den Umschlag in die Hand und schlägt ihn gegen die Tischkante. »Ganz schön dick.«
Ich tippe auf das Rezept. »Ich hab mal welche mit Gruyère gegessen. Das war echt super.«
»Was war super?«
»Die Makkaroni«, sage ich.
Er starrt mich verständnislos an. Ich halte das Buch hoch, damit er das Cover sehen kann.
»Ach so«, sagt er. »Okay, ich muss jetzt ins Krankenhaus.«
»Danke für den Snack.« Ich nehme noch einen Bissen von der Banane.
Er geht auf den Ausgang zu, doch dann kommt er noch einmal zurück. »Aber sie hat dir doch noch nie geschrieben, oder?«
Ich lege die Banane auf den Tisch. »Ich bin sicher, es geht ihr gut.«
»Ja, ich auch. Mailt ihr beide euch denn noch?«, fragt er.
Er weiß genau, dass wir das tun. Die Wohnung ist zu klein für Heimlichkeiten. Oder für solche Art von Heimlichkeiten zumindest. Der Brief ist verschlossen; er hat ihn nicht gelesen. Und ich glaube nicht, dass sie ihm E-Mails schreibt. Aber vielleicht hat sie Christian einen eigenen Brief geschrieben, um ihm mitzuteilen, dass sie kommt, und er will mir nur die Gelegenheit geben, davon zu erzählen.
»Ihr tut bestimmt nur die linke Hand weh, das ist alles. Ist wahrscheinlich schwierig für sie zu tippen.«
»Ist die Hand denn noch … hat sie denn noch Schmerzen damit?«
»Manchmal. Sie meldet sich ja aber jeden Tag. Ich bin sicher, es geht ihr gut«, sage ich und versuche überzeugt zu klingen.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Dakota hereinkommen. Sie winkt und ich winke zurück. Christian guckt zu ihr und dann zurück zu mir.
»Ist das das Mädchen, das dir den Job besorgt hat?« Er mustert sie und grinst. »Sie ist hübsch.«
Es sollte mir wahrscheinlich egal sein, ob mein Bruder meinen Geschmack teilt, aber ich freue mich trotzdem.
Ich werfe einen Blick zu Dakota. Sie redet mit Douglas an der Theke und bestellt etwas. Christian starrt inzwischen wieder auf den Briefumschlag. Ich greife nach einer Ecke und ziehe den Umschlag zu mir herüber.
»Okay, bis später dann«, sagt er und geht. Das war aber seltsam , denke ich. Und irgendwie cool. Erstens meidet Christian zwar nicht mehr den Kontakt, aber er stellt ihn meist auch nicht selbst her. Zweitens, wir hätten uns ohnehin in zwei Stunden gesehen . Sehr seltsam. Vielleicht weiß er doch Bescheid. Vielleicht war das meine Gelegenheit, ihm von Moms Kommen zu erzählen .
Ich beginne den Brief zu öffnen, aber bevor ich ihn aus dem Umschlag habe, kommt Dakota rüber. Ich stopfe den Brief in meine Tasche.
»Hi, Jace.«
Ich rutsche zur Seite und sie setzt sich zu mir auf die Bank, sodass wir direkt nebeneinandersitzen. Sie stellt ihr Wasser auf den Tisch und reißt die Strohhalm-Verpackung auf.
»War das dein Bruder?«, fragt sie.
»Ja«, sage ich und versuche mich zu erinnern, ob ich Christian schon einmal erwähnt habe.
»Hab ich mir doch gedacht. Ihr seht euch echt ähnlich.«
»Komisch.«
»Na ja, ich meine nicht eure Haarfarbe oder eure Gesichtszüge oder so was.«
»Danke. Jetzt ist mir alles klar.« Ich nehme den Deckel von meinem
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