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Kein Zurueck nach Oxford

Kein Zurueck nach Oxford

Titel: Kein Zurueck nach Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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beschriebene Seiten geschickt, in denen sie wahrscheinlich akribisch auf jeden einzelnen Irrtum einging. Was erwartete sie von Kate? Etwa, dass sie eine verbesserte zweite Auflage herausgab, in der sämtliche Korrekturen eingearbeitet waren? Kate knüllte den Brief zusammen und warf ihn in den Papierkorb. Es mochte Autoren geben, die auf jeden Kritikpunkt eingingen – zu diesen gehörte sie jedoch nicht. Sie öffnete den zweiten Brief.

    Liebe Miss Ivory,
    von Ihren beiden letzten Büchern war ich sehr enttäuscht.

    »Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Will ich es wirklich wissen? Mist«, brummte sie vor sich hin.
    »Schon wieder ein Scheißbrief?«, erkundigte sich Harley mitfühlend.
    »Scheint so.« Kate nickte.
    »Musst du unbedingt dieses Wort benutzen?«, fragte Andrew gleichzeitig und blickte missbilligend von seinem Kreuzworträtsel auf.
    Kate kramte den ersten Brief aus dem Papierkorb, strich ihn glatt und reichte ihn Andrew. Er überflog die ersten beiden Seiten und gab ihn ihr zurück.
    »Du hattest Recht, Harley«, wandte er sich an den Jungen, »es ist ein Scheißbrief. Weg damit, Kate!«
    »Ich fürchte, ich muss ihn irgendwie beantworten«, sagte sie bedauernd und ließ ihn auf dem Couchtisch liegen, während sie sich wieder dem zweiten Brief widmete.

    Gibt es kein neueres Foto von Ihnen? Seit drei Jahren benutzt Fergusson das gleiche und zudem nicht besonders gute Bild auf den Schutzumschlägen Ihrer Bücher. Mit Hut und in die Hand gestütztem Kinn sind Sie kaum zu erkennen. Allerdings haben Sie wirklich hübsche Hände, und der große, auffällige Ring, den Sie tragen, gefällt mir ausnehmend gut.

    Ein Spinner, dachte Kate. Nichts als Spinner und Korinthenkacker. Gut, dass der Kerl meine Adresse nicht hat. Sie las weiter.

    Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie Sie wirklich aussehen. Wahrscheinlich sind Sie recht groß – ich schätze Sie auf etwa einsfünfundsiebzig – und tragen klassische Schuhe mit hohen Absätzen. Sie sind geschmeidig, haben welliges, blondes Haar und sehr blaue Augen.

    Schön wäre es!, dachte Kate und bemühte sich, ihre einsfünfundsechzig ein wenig zu strecken. Was die Haarfarbe anging, so trug sie ihr Haar manchmal tatsächlich blond. Manchmal aber auch rot oder mit Strähnchen in vielen Farben, und einmal, allerdings nur für kurze Zeit, hatte ihre Mähne einen ausgesprochen hübschen blassblauen Ton gehabt. Ihre Augen hingegen waren eindeutig grau. Oft schon hatte sie sich bemüht, einen Anflug von Blau oder Grün in ihnen zu entdecken, jedoch ohne Erfolg. Sie waren und blieben grau. Und geschmeidig? Sie versuchte, sich zu bewegen wie eine Weide im Wind und senkte auf laszive Weise die Augenlider.
    »Stimmt etwas nicht?« Besorgt sah Paul sie an. »Geht es dir gut?«
    »Hast du einen Schwächeanfall?«, fragte Andrew.
    »Ich dachte schon, du musst kotzen«, war Harleys mitfühlender Kommentar.
    Kate hatte die drei für einen Moment völlig vergessen. »Keine Sorge«, beruhigte sie sie, »ich habe nur versucht, dem idealisierten Bild zu entsprechen, das jemand von mir zu haben scheint.«
    Sie las den Brief, der vor Komplimenten nur so strotzte, zu Ende. Unterzeichnet war er mit J. Barnes. Kate blickte auf ihre Füße hinab. Sie steckten in dicken, gelb-rot gestreiften Socken und ausrangierten Joggingschuhen. Was die sexy Pumps anging, so entsprach sie den Erwartungen ihres Bewunderers ganz sicher nicht. Er – oder sie? – wäre bei einer persönlichen Begegnung vermutlich sehr enttäuscht.
    Sie legte die beiden Briefe zusammen. Auf beide würde sie wie üblich mit einer kleinen Variation ihres Standardschreibens antworten. »Herzlichen Dank für Ihren Brief. Ihre Anmerkungen weiß ich zu würdigen und freue mich, dass Ihnen meine Bücher gefallen. In diesem Monat erscheint Frühlingsgrollen , ein Buch, von dem ich hoffe, dass es ebenfalls Ihre Erwartungen erfüllt.« Kate konnte es sich nicht leisten, Leser zu verlieren, so anstrengend diese auch manchmal sein mochten.
    »Und? Schon etwas über den Absender des goldenen Knoten-Rings herausgefunden?«, erkundigte sie sich bei Paul.
    »Ich fürchte nein.«
    »Und so etwas nennt sich Detective! «
    Kate betrachtete den Ring auf seiner schwarzen Samtunterlage. Vier ineinander verschränkte Reifen, die zusammen einen Ring in Knotenform bildeten. Sie ließ den Blick durch das Zimmer gleiten. Vier Personen, die miteinander verknotet eine Art Familie bildeten. Gab es nicht ein geschichtliches

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