Kein Zurueck nach Oxford
Kate und setzte sich ebenfalls auf eine Schaukel.
»Ich hab einfach gesagt, dass Dave scheißen müsste«, erwiderte Harley. »Es stimmte sogar.«
»Wo ist er denn?«
»Da drüben im Gebüsch. Wenn ich ihn rufe, kommt er.«
Beinahe hätte Kate gefragt, ob Harley seine Hausaufgaben schon gemacht hätte, doch verglichen mit dem, was vorgefallen war, erschien ihr die Frage jetzt unwichtig. Vielleicht würden bald wieder Zeiten einkehren, in denen profane Dinge wie Hausaufgaben wieder eine Rolle spielten, aber im Moment hatte Andrews Tod Vorrang.
Wie im Februar üblich, dämmerte es bereits recht früh. Mit schwindendem Licht fielen die Temperaturen spürbar. Trotzdem blieben Kate und Harley auf ihren Schaukeln sitzen und starrten wortlos ins winterlich grünbraune Gras.
»Wie geht es dir?«, brach Kate schließlich das Schweigen.
»Ganz gut.«
Wieder schaukelten sie eine Weile stumm vorwärts und rückwärts, vorwärts und rückwärts.
»Möchtest du darüber reden?«
»Wenn du willst.«
»Mich interessiert eigentlich eher das, was du möchtest, Harley.«
»Mir hat es den Magen umgedreht, als ich ihn gefunden habe.«
»Das wäre mir sicher auch so gegangen.«
»Weißt du jetzt, wer es war?«
Erst jetzt wurde Kate klar, dass man Harley nicht informiert hatte. »Andrew«, antwortete sie.
»Ich hatte mir so etwas gedacht. Ich mochte nicht zu nah rangehen, aber als ich später drüber nachgedacht habe, kam es mir so vor.«
»Könntest du mir ein bisschen was erzählen? Ich möchte gern so viel wie möglich erfahren, auch, wenn es vielleicht unangenehm ist.«
»Na ja, ich bin wie üblich vorn reingekommen«, begann Harley.
»Hast du den Schlüssel benutzt? War die Tür abgeschlossen?«
»War sie. Und dann habe ich ihn gleich gesehen. Er lag ganz verdreht auf dem Teppich.«
»Mit dem Gesicht nach oben oder nach unten?«
»Es sah aus, als würde er Richtung Wohnzimmer schauen. Und überall war Blut und so’n Zeug.«
Kate fragte nicht, was er mit »so’n Zeug« meinte. Harleys Gesicht erschien in der Dunkelheit sehr weiß.
»Hat die Polizei dich gefragt, ob du weißt, wer es ist?«
»Ja. Ich habe gesagt, dass ich es nicht weiß.«
»Und du hast nichts gehört? Am Abend nicht, und auch nicht in der Nacht?«
»Nee. Nix.«
»Hat Dave vielleicht gebellt?«
»Nee. Aber der würde doch sowieso niemanden anbellen.«
»Stimmt. Er wedelt höchstens mit dem Schwanz und kriecht zu Kreuze.«
»Dämlicher Köter«, sagte Harley liebevoll.
»Ach, übrigens, du kannst das Hundefutter aus dem Küchenschrank nehmen, sobald die Polizei dich reinlässt. Deine Mutter macht sich nämlich Sorgen, wie sie Dave ernähren soll, solange er drüben bei euch ist. Hast du deinen Schlüssel noch?«
»Hab ich.«
»Vielleicht sollten wir jetzt lieber heimgehen.«
»Gut. Ach, Kate?«
»Ja?«
»Ist Paul schon zurück?«
»Ich wünschte, er wäre es. Ich habe zwar versucht, ihn zu erreichen, hatte aber kein Glück. Und wer weiß, ob man ihm ausrichtet, dass er mich unbedingt anrufen soll. Eigentlich sollte er morgen heimkommen, allerdings vermute ich, dass er nicht mit uns über den Fall sprechen darf. Warum? Brauchst du Hilfe bei den Mathe-Aufgaben?«
»Nee, das ist es nicht. Ich wollte nur …«
In diesem Moment schrillte ein Ruf von der Agatha Street herüber. » Harley! «
»Meine Mutter«, stellte Harley fest.
» Harley , du Scheißkerl , pack deinen Arsch endlich hierher! «
»Ich glaube, sie möchte, dass du nach Hause kommst«, sagte Kate.
»Hört sich ganz danach an«, bestätigte Harley.
Er pfiff nach Dave, der wie von Zauberhand unmittelbar neben ihm erschien, und trollte sich Richtung Heimat.
»Bis denne!«, rief er Kate aus der Dunkelheit zu.
»Bis denne!«, antwortete Kate.
Kapitel 18
Der erste Mensch, der Kate einfiel, als sie sich den Kopf über eine vorübergehende Unterkunft zerbrach, war ihre Freundin Camilla. Camilla wohnte um die Ecke in der Fridesley Lane und ging manchmal mit Kate joggen, wenn ihnen beiden der Sinn nach körperlicher Ertüchtigung stand. Camilla machte ziemlich viel Aufhebens um ihre Figur und ihr Gewicht, die aber durchaus im normalen Bereich lagen.
Kate klopfte an der Tür des Häuschens. Keine Antwort. War es möglich, dass Camilla sich trotz des laufenden Schuljahres nicht in Fridesley aufhielt? Schließlich war sie Direktorin einer elitären Mädchenschule und musste auf ihrem Posten sein, um sicherzustellen, dass ihre Schutzbefohlenen nichts anrichteten, was das
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