Kein Zurueck nach Oxford
gewesen, um die Anzahl der Anwesenden zu beschreiben. Ein oder zwei Personen gingen nach vorn, lasen das Plakat und begutachteten Kates Foto. Ihr fiel auf, dass niemand sie nach dem Bild zu erkennen schien.
»Hast du je von der gehört?«, fragte jemand.
»Nein, aber man kann nicht ständig zu Hause sitzen. Manchmal muss man einfach etwas unternehmen.«
»Zumal es nichts kostet.«
Das Publikum war im Durchschnitt älter als das in den Buchhandlungen, sonst aber ähnlich geartet. Kate hielt Ausschau nach Evan und Stith, doch sie waren nicht da. In dieser Gesellschaft hätten sie allerdings auch sehr befremdlich gewirkt. Und wenn sie hinter Devlin her waren, würden sie vermutlich jetzt um das Krankenhaus in Sussex schleichen.
»Hallo, meine Liebe!« Eine der älteren Damen kam auf Kate zu. Weißes Haar und eine grüne Strickmütze, die sehr an einen Kaffeewärmer erinnerte.
»Hallo!«, grüßte Kate zurück.
»Ich habe Ihnen geschrieben.«
»Wie nett von Ihnen. Worum ging es?«
»Ich habe mich nach meiner alten Freundin Edna Burbage erkundigt.«
»Oh ja, ich erinnere mich.« Natürlich sagte sie nicht, dass sie der Meinung gewesen war, ihre Freunde hätten sich einen Scherz mit ihr geleistet.
»Nun?«
»So leid es mir tut, aber die Figur in meinem Buch war eine reine Erfindung. Ich habe sie mir ausgedacht, und es ist reiner Zufall, dass ich ihr den Namen Ihrer Freundin gegeben habe.«
»Dann war also alles nur Lüge?«
»Nennen wir es doch lieber Fantasie!«
Der Kaffeewärmer ging zu seinem Platz zurück und keifte den Mann auf dem Nebensitz an: »Komm, Edmund, wir gehen. Es ist alles nur Schwindel. Sie hat es sich ausgedacht. Lügen, nichts als Lügen!«
Der Mann stand auf. Langsam verließen die beiden alten Leute den Raum.
»Oje!«, stöhnte Aisling.
»Minus zwei, macht acht«, rechnete Kate ihr vor. »Haben Sie gehört, wie sie ihn genannt hat?«
»Edmund, glaube ich.«
»Ja, ich fürchte, das habe ich auch verstanden.« Wenn es derselbe Edmund war, dann dürfte er gewisse Schwierigkeiten haben, jemanden im Schlaf anzugreifen. Andererseits – man konnte nie wissen!
Miss Burcot bat um Ruhe und stellte Kate vor.
Kate hielt eine ihrer längeren Reden und las mehr als nur einen Auszug aus ihren Büchern. So wie es aussah, würde sie nicht sehr viel Zeit damit verbringen müssen, ihre Bücher zu signieren, und irgendwie musste sie den Abend schließlich ausfüllen.
»Hat jemand noch eine Frage an Miss Ivory?«, erkundigte sich Miss Burcot schließlich.
»Ja, ich«, meldete sich eine Frau von ganz hinten. »Können Sie mir vielleicht sagen, meine Liebe, wie Sie es schaffen, sich um Ihre Familie zu kümmern und gleichzeitig Bücher zu schreiben?«
»Haben wir wenigstens etwas verkauft?«, erkundigte sich Kate nach der Veranstaltung bei Aisling.
»Ein einziges Buch. Und dann auch noch nur ein Paperback.«
»Hat sich das denn gelohnt?«
»Irgendwann zahlen sich solche Veranstaltungen aus, glauben Sie mir.«
»Ich wünschte, ich würde wenigstens den Verdacht los, dass immer dieselben paar Leutchen in diesen Lesungen sitzen.«
»Es sind nicht immer dieselben Leute. Ganz bestimmt nicht, Kate. Sie sehen nur alle gleich aus.«
»Hoffentlich haben Sie Recht. Was meinen Sie – sollen wir im Krankenhaus anrufen und uns erkundigen, wie es Devlin geht?«
»Das wäre vielleicht nicht schlecht. Möglicherweise sind sie ihn inzwischen leid geworden. Ich sollte also zusehen, dass ich ihn irgendwie entweder nach Swindon oder zu unserer nächsten Station bekomme.«
»Es hat durchaus auch etwas für sich, dass er nicht da ist«, sagte Kate. »Wir werden diese Nacht vermutlich weder von Brandstiftern noch von Schlägern aus dem Schlaf gerissen.«
»Na, hoffentlich! Für eine Woche hatten wir ausreichend Aufregung, finde ich.«
Als sie in die Pension zurückkehrten, erfuhren sie, dass zwei Anrufe für Kate gekommen waren. »Der Herr von heute Nachmittag hat noch einmal angerufen und lässt Ihnen ausrichten, dass er es morgen wieder probiert. Und dann war da jemand, der sich nur erkundigen wollte, ob Sie in diesem Haus wohnen.«
»Sehr merkwürdig«, sagte Kate und fühlte sich ein wenig unbehaglich.
Sie saßen in einem sehr sauberen, ziemlich nüchternen Aufenthaltsraum und tranken Tee.
»Ich rufe jetzt das Krankenhaus an und erkundige mich nach Devlin«, verkündete Aisling.
»Es geht ihm deutlich besser«, sagte sie, als sie wieder zurückkam. »Wahrscheinlich wird er morgen entlassen. Er möchte
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