Keine Angst
noch mal! Wenn ich dich frage, ist es verkehrt, wenn nicht, ist es auch verkehrt, okay, okay. Dann frag ich dich halt nicht mehr.«
»Klar.«
»Wie, klar?«
»Klar! War mir klar.«
»Was ist los, he? Willst du streiten? Himmel, mach jetzt keine Zicken. Rühr deine Sauce, sonst brennt sie an.«
»Deine größte Sorge, was? Bloß nichts anbrennen lassen. Seit zehn Jahren in Köln, und immer noch derselbe alte sizilianische Landmacho.«
»Hört endlich auf zu zanken! Ich kann nicht kochen, wenn ihr euch anblökt. Meinetwegen mach’s teurer, ist mir doch egal.«
»Mach ich auch.«
»Dann mach.«
»Bistecca Mafia? Gibt’s die etwa in Köln?«
»Die Mafia? Ach wo. Ist nur ein Spaß, Spezialität des Hauses. Ganz normales Rumpsteak, aber mit Supersauce.«
»Klingt spannend.«
»Sind Tomaten drin und …«
»Ich will’s gar nicht wissen, gar nicht wissen! Ich liebe Überraschungen! Nicht wahr, Wolfi?«
»Mhm.«
»Ist es schön scharf?«
»Ah, si, Signora! Scharf wie die Mafia!«
»Ha, das ist gut. Was, Wolfi? Scharf wie die Mafia!«
»Mhm.«
»Muß ich unbedingt probieren. Was ist mit dir, Wolfi? Sag doch mal was!«
»Mhm.«
»Mein Mann ißt dasselbe.«
»Mit Vergnügen, Signora. E da bere?«
»Äh … da was?«
»Zu trinken?«
»Ach so, natürlich. Was Rotes, denke ich. Chianti oder Barolo oder was Sie da so haben in Italien.«
»Si. Chianti.«
»Dein Geunke war umsonst, Pietro, alter Stänkerer. Das Bistecca läuft wie dämlich, ich glaube, ich kann den Preis noch mal erhöhen.«
»Du spinnst.«
»Ist ja gut, ich mach’s ja nicht. He, was ist das schon wieder? Alice, wo ist der Ricotta?«
»Alle.«
»Wie? Was heißt alle?«
»Bist du taub? Er ist alle. Aus. Fertig. Alle, alle! Fabiano bringt welchen mit, wenn er zum Handelshof fährt.«
»Zum Donnerwetter! Herrgott und alle Heiligen! Das muß hier besser laufen mit der Organisation. Nicht da gibt’s nicht. Was mach ich jetzt, wenn einer Ricotta will?«
»Du machst gar nichts. Wir haben keinen auf der Karte.«
»Wir haben Ravioli auf der Karte, Weib! Da ist welcher drin, wenn du dich bitteschön erinnern möchtest.«
»Wir haben keinen zum so essen, Franco. Das müßte inzwischen sogar dein Spatzenhirn …«
»Trotzdem!«
»Was willst du? Willst du dich aufspielen? Willst du Eindruck hinterlassen? Hier hast du ein Handtuch. Trockne die Gläser ab, dann machst du Eindruck.«
»Sagen Sie mal …«
»Urg!«
»He, junger Freund! Was ist denn?«
»Scusi. Zu Tode erschrocken. Hab Sie nicht reinkommen hören.«
»Sorry. Also sagen Sie, mein Freund, Bistecca Mafia lese ich da auf Ihrer Karte. Was ist denn das Feines?«
»Nun ja, das Fleisch ist ein Rumpsteak, schön saftig, aber halt ein ganz normales Rumpsteak. Hingegen die Sauce … ein Gedicht … mhhmmm!«
»Soso, die Sauce. Erzählen Sie doch mal. Nicht so schüchtern.«
»Also, da sind Tomaten drin und Zwiebeln …«
»Wie außergewöhnlich.«
»… Kapern, Sardellen und mächtig viel Peperoni. Scharf wie die Mafia.«
»Scharf wie die Mafia? Wow! Scheint mir genau das Richtige. Also einmal Bistecca Mafia.«
»Heut leider nicht mehr, Signore. Tut mir leid. Die Küche hat schon zu.«
»Wie, was denn? Jetzt schon?«
»Dottore, ich bitte Sie! Ist mitten in der Nacht! Schauen Sie, alle Gäste sind schon weg.«
»Und ich? Bin ich kein Gast?«
»Doch, aber …«
»Nennen Sie das gastlich? Hab von draußen reingeschaut und dachte, Mannomann, leer wie ’n evangelischer Opferstock. Denen mußt du mal ein bißchen unter die Arme greifen. Aber was ist? Hab nicht mal was zu trinken gekriegt! Und das nennen Sie …?«
»Entschuldigung, aber …«
»… nennen Sie gastlich?«
»Entschuldigen Sie wirklich tausendmal, Signore, aber ich kann nichts mehr für Sie tun. Ich kann jetzt nicht extra für Sie den Herd anmachen, alles ist gespült und weggeräumt und der Koch nach Hause gegangen, und …«
»Ist ja gut, ist ja gut, ist ja gut. Bistecca Mafia. Scharf wie die Mafia. Tja. Jammerschade.«
»Wirklich, Sign …«
»Aber ich werde Ihnen trotzdem helfen, Freund.«
»Helfen? Wobei?«
»Na, Ihr Geschäft zu machen! Ich meine, als erstes könnte ich Ihnen zeigen, wie scharf die Mafia wirklich ist, damit Sie’s wissen und nichts verkaufen, dessen wahre Zusammensetzung sich Ihrer Kenntnis entzieht.«
»Ich verstehe nicht. Wenn Sie wollen, können Sie noch schnell was trinken.«
»Ach, du heilige Scheiße, das ist ja großartig! Plötzlich bietest du mir was zu trinken an.
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