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Keine Angst

Keine Angst

Titel: Keine Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Gesichts, und ihren schwarzroten Mund, bevor sie sich vor mir niederkauerte. Ihre Haare waren wie Lack, ihr Körper von einem ebenso unnatürlichen wie vollendeten Elfenbeinweiß.
    Was wir uns viele Male suggeriert hatten, geschah.
    Aber diesmal war es real! So wirklich, daß mich einen schrecklichen Moment lang die Angst durchzuckte, den Zauber des Unberührbaren zu zerstören. Dann umfaßte ich ihre Schultern, zog sie zu mir hoch und küßte sie, zuerst zaghaft und behutsam, dann, als ihre Lippen sich öffneten und ich die Hitze dahinter spürte, wild und besitzergreifend. Meine Hände fuhren über ihre Brüste, verteilten heißes Wasser und Schweiß. Marens Atem war schwer und schien den ganzen Raum zu füllen, von allen Seiten zugleich auf mich einzuströmen, wie ein vielstimmiger Gesang.
    Ich begann, sie zwischen den Beinen zu streicheln. Noch mehr Hitze! Das Dreieck ihrer Schambehaarung war winzig. Sie stöhnte leise, und ich warf unwillkürlich einen Blick zur Tür.
    Es war, als hätte ich ihr einen Stoß versetzt. Sie krümmte sich, und in ihren Augen flackerte Panik auf. Mit beiden Händen packte sie meinen Kopf und zog ihn beinahe gewaltsam zu sich heran. Ich vergaß die Tür und die Möglichkeit, jemand könne hereinkommen, obschon ich wußte, daß noch weitere Gäste in der Therme waren. Maren beruhigte sich, das heißt, sie erregte sich zunehmend, aber die plötzliche, unverständliche Angst schien ebensoschnell von ihr gewichen zu sein, wie sie gekommen war. Sie wand sich aus meiner Umarmung, kehrte mir Rücken und Po entgegen, ließ sich langsam, mit angespannten Oberschenkelmuskeln, auf mir nieder, und ich drang in sie ein. Oder sagen wir ruhig, sie nahm mich in sich auf.
    Die Schemenhaftigkeit wich.
    Maren schien lebendiger, fleischlicher zu werden. Das Ätherische ihrer Erscheinung wich handfester Sinnlichkeit. Ihre Hände griffen nach hinten und zerwühlten mein Haar. Wir näherten uns dem Moment, der uns bis dahin verwehrt geblieben war, und es gab nichts mehr zu wünschen, sondern nur noch einzulösen, schneller, heftiger, wilder, ungeduldiger!
    Jemand zog an der Tür.
    Ich wurde langsamer in meinen Bewegungen. Wieder schaute ich herüber, es war einfach ein Reflex, nicht zu vermeiden.
    Sie keuchte, aber es war kein Keuchen der Lust. Etwas anderes schwang darin mit, eine solch fürchterliche Angst, daß ich sie, ohne es zu wollen, losließ.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt.
    Wir glitten auseinander.
    Wir hatten es wieder nicht geschafft. War das der verdammte Saunawart, der sich da zu schaffen machte?
    Na, wenn schon! Wir würden eben später zu mir fahren, wo Ruhe herrschte zwischen den Stapeln von Büchern und niemand sich unangemeldet hereinzukommen traute!
    Später.
    Maren hatte sich wieder zu mir herumgedreht. Ihre Augen waren Kleckse von stumpfem mattem Schwarz, nicht mehr das Glühen wie noch wenige Minuten zuvor. Eine Verwandlung ging mit ihr vor, die mich zutiefst beunruhigte, ohne daß ich zu sagen vermochte, was da mit ihr geschah. Mehr spürte ich es: einen rapiden Energieabfall um uns herum.
    Etwas erlosch.
    Ich sah wieder zur Tür, aber da war niemand. Maren entfernte sich, sie wich vor mir zurück. Wieder quoll Dampf aus den Ventilen und entzog sie meinen Blicken.
    Diesmal hörte ich die Tür nicht.
    Dennoch war sie verschwunden.
19. März 1997
    Das Papier ist naß geworden. Es hat sich an einigen Stellen gewellt, und die Tinte ist ausgefranst. Würde man die Striche des Füllers unter dem Mikroskop betrachten, erhielte man so etwas wie die Küste von Norwegen.
    Geschwafel. Sie werden verzeihen.
    Ich mußte vorübergehend aufhören zu schreiben, da meine Augen stark zu tränen begonnen hatten, vermutlich auf das schlechte Licht in meinem Zimmer und die trockene Luft zurückzuführen. Die könnten hier ruhig öfter mal lüften. Aber die Fenster gehen nicht auf. Nirgendwo in diesem Haus, habe ich mir sagen lassen.
    Eine Schutzmaßnahme, erklären sie mir. Wovor?
    Ich verließ die Dampfsauna wenige Augenblicke, nachdem Maren so überstürzt verschwunden war, und wartete eben lange genug, daß ich mich draußen blicken lassen konnte, ohne Anstoß zu erregen.
    Immerhin! Maren war da.
    Gemächlich trat ich zu meiner Liege, warf den Bademantel über und sah mich um. Wenn Maren in der Nähe weilte, entzog sie sich meinen Blicken. Vielleicht saß sie im Whirlpool oder ließ sich im Salzlakebecken treiben. Ich schlenderte durch die gesamte Anlage, spähte, die Augen mit der Hand

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