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Keine E-Mail fuer Dich

Keine E-Mail fuer Dich

Titel: Keine E-Mail fuer Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Kuehne
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Zufall erfährt Laura, dass Matthew gar kein Junge ist, sondern ein Mädchen, welches aber gern ein Junge wäre. Laura ist erst geschockt, aber nach einigen Tagen hat sie sich auch damit arrangiert.
    Bei Laura kann man ganz klar von einer Internetsucht bzw. von einer Komorbidität (mehrere psychische Störungsbilder) sprechen. Bei einer Internetsucht ist das unwiderstehliche Verlangen da, ständig online zu sein. Beim Chatten, Spielen oder Surfen geht jegliches Zeitgefühl verloren. Nicht nur Kinder oder Jugendliche sind davon betroffen, sondern oft auch Personen, die nicht arbeiten gehen und viel zu Hause sind. Acht bis zehn Stunden am Tag online zu sein, ist mittlerweile für viele Menschen fast normal.
    Die Symptome von Internetsucht sind meist Reizbarkeit, Lustlosigkeit, wenig Begeisterung für andere Aktivitäten und ein Mangel an »echten« Freunden, denn soziale Kontakte pflegen die Betroffenen fast nur online. Bei Entzug oder PC -Verbot reagieren sie oft aggressiv und beleidigt.
    Laut dem Drogen- und Suchtbericht 2012 , der jährlich von der deutschen Bundesregierung vorgestellt wird, gelten 560 000 Menschen als internetsüchtig. Neben Alkohol, Drogen und Glücksspiel an Automaten ist die Internetsucht damit eine der am weitesten verbreiteten Süchte in Deutschland. Ihnen allen ist eins gemeinsam: Sie führen zur Vereinsamung, rufen soziale Probleme und psychische Störungen hervor.
    Seit 2006 ist die Anzahl betroffener Menschen, für die aufgrund ihrer Internetsucht eine Behandlungsnotwendigkeit besteht, konstant gestiegen. Ein krankhafter Umgang mit PC und Internet ist nicht nur eine schlechte Angewohnheit, sondern eine ernsthafte seelische Erkrankung, die unsere Beziehungen zu anderen Menschen, unseren Antrieb und auch unsere Selbstachtung beeinträchtigt. Eine Unterscheidung in normalen, problematischen und krankhaften Gebrauch ist sinnvoll. Die Internetsucht ist Ausdruck einer gesellschaftlichen Entwicklung, die zunehmend von Entwurzelung und Kälte in der Familie und Arbeitswelt geprägt ist. Betroffene Personen, die das Angebot von Online-Rollenspielen, Chatrooms und Internetforen nutzen, weisen oft schwerwiegende Störungen im Alltag und in der beruflichen Leistungsfähigkeit auf. Sie sind verloren in der Computerwelt, tauchen ein in virtuelle Welten, in deren Folge die wirkliche Welt an Bedeutung verliert, während die virtuelle Welt immer wichtiger wird. Beziehungen und Freizeitverhalten, die eigene Persönlichkeit, vor allem Selbstbewusstsein und Kontaktfähigkeit in der realen Welt leiden. Dem PC -Nutzer kommt es so vor, als sei er »dort« und nicht mehr »hier«. Man kann fast von einer Spaltung der Persönlichkeit sprechen: Der Spieler hat zwei Gesichter – eines in der virtuellen Welt, eines in der Realität. Meist klafft ein großer Graben zwischen diesen zwei Gesichtern. Im Internet fühlt der Spieler sich groß, erfolgreich, begehrt, sexy und stark, in der Realität dagegen klein, unattraktiv, ängstlich und als Loser. Vor allem Frauen verlieren sich durch ihre Rollen in der virtuellen Welt. Sie sind »Mutti« im realen Leben und »verführerischer Vamp« in der virtuellen Welt. Das führt dazu, dass das eigene Selbstbild in der Realität für die betreffende Person immer unattraktiver wird. Die Kluft im Erleben und Verhalten zwischen dem »Internet-Ich« und dem »realen Ich« ist ein Alarmzeichen und zeigt sich massiv in der Welt der Gefühle. Die Realität wird immer uninteressanter und schwieriger, die Internetwelt immer aufregender und schöner. Das Schwarz-Weiß-Erleben beeinträchtigt die Motivation, die Kraft, mit der wir Dinge angehen. In der Realität fällt das Aufstehen und Aufraffen schwer, schon die geringste Anstrengung ist ein Dorn im Auge. In PC -Games leihen sich Spieler die Kraft, die Intelligenz und die Schönheit, die sie sich in der Realität nicht zuschreiben. Sie verlieben sich in das idealisierte Bild ihrer selbst. Dadurch entfremden sie sich immer mehr von ihrem wahren Ich und der Realität.
    Das Eintauchen in die virtuelle Welt wird begleitet von einem Flow-Erleben, einem berauschenden Gefühl, dadurch ist die PC -Aktivität kaum zu bremsen. Betätigungen im wahren Leben können damit immer weniger konkurrieren und verlieren an Attraktivität. Die Zeit, Verpflichtungen und auch die angenehmen Seiten der Realität werden vergessen, es wird ewig gespielt, gechattet und gesurft. Da die Realität in den Hintergrund rückt, werden Familie und soziale Kontakte

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