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Keine E-Mail fuer Dich

Keine E-Mail fuer Dich

Titel: Keine E-Mail fuer Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Kuehne
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dann z. B. in die Verbesserung von Konzentrationsfähigkeit oder in einen gewinnbringenderen Wohnort investiert werden kann. So kann der Spieler seinen Avatar kontinuierlich weiterentwickeln. Durch das Thema und die nicht immer politisch korrekte Umsetzung gelingt es, junge Menschen für das Thema Obdachlosigkeit zu sensibilisieren. Pennergame bricht ein Tabu mit satirischen Mitteln wie Doppeldeutigkeit, Übertreibung, Ironie oder dem Spiel mit Stereotypen.
    Nach der Anmeldung mache ich den großen Test. Ich versuche verzweifelt, Pfandflaschen zu sammeln, mir wird schnell langweilig, und ich frage mich, wie Menschen sich Tage, Wochen oder Monate mit so etwas die Zeit vertreiben können.

MENSCHEN SHOPPEN
    »I’m overworked and underfucked.«
    Zitat Patient
    S exualität ist ein bedeutsames Thema im Internet, wenn nicht sogar das bedeutendste. Es sind neu konstruierte Räume entstanden, in denen sich Menschen aufhalten und ihre Bedürfnisse befriedigen können. Interessant ist das Verhältnis von Virtualität und Realität. Was machen Menschen im und mit dem Internet, und was macht das Internet mit ihnen? Ist das Netz nur ein neues Kommunikationsmedium zwischen Mann und Frau, oder entfalten die Möglichkeiten eine Eigendynamik und verändern die Beziehungen zwischen uns Menschen? Ist die virtuelle Erfahrung mit Sex im Internet die Möglichkeit einer Orientierung oder eines Probehandelns, und werden wir davon abhängig? Bricht die Konfrontation mit Sex im Internet Tabus, und wird die Grenze zwischen Realität und Fantasie verwischt? Wie real ist das im Netz Erlebte, und welche Folgen hat es, in verschiedenen Identitäten »zu verkehren«?
    Das Netz ist ein riesiges Warenhaus, und »Sex sells«. Menschen konsumieren sich gegenseitig, packen sich in den »Warenkorb«. Es findet eine regelrechte »Menschenversteigerung« statt. Sex im und durch das Internet spielt in der psychotherapeutischen Praxis eine immer größere Rolle. Internetsexualität ist attraktiv, weil Konflikte mit Scham und Schuld »dort« nicht entstehen, da das Internet einen geschützten Raum bietet. Im Internet wird durch die virtuelle Präsenz des Gegenübers ein neuer Raum zwischen Realität und Virtualität geschaffen, der es den Beteiligten ermöglicht, dort neue Erfahrungen zu machen. Internet funktioniert wie ein therapeutischer Raum, denn Sehnsüchte, Ängste und Wünsche werden ständig reflektiert.
    Sexuelle Angebote, sexuelle Verführungen, die Suche nach dem sexuellen Kick, das übers Internet vermittelte Sexdate: Das hohe Maß an Sexualisierung und Tabubrüchen in diesem unkontrollierbaren Medium, in dem sich viele hinter Pseudonymen oder Spitznamen verstecken, ist beunruhigend. Die Welt der Chatrooms hat eigene Regeln, und Personen sind nicht eindeutig identifizierbar, da die Chat-Namen meist keinen Hinweis auf die wahre Identität geben. Stattdessen werden Pseudonyme entwickelt, die Aufschluss darüber geben, wie die Teilnehmer sich selbst gerne sehen würden, z. B. als »Virgin25« oder »GeilerHengst35«.
    Unter dem Suchbegriff »Sex« präsentiert uns Google über 3 Milliarden Webseiten, spezifiziert man die Suche z. B. auf »Bondage« landet man 195 Millionen Treffer. Das sexuelle Angebot befriedigt jede Neigung: Bisex, Analsex, Gangbang, Blowjobs, Hardcore, Dildos, Fußfetisch, Nylon, Sklaven, um nur einige zu nennen. Jeder Mensch, der etwas zum Thema zu zeigen oder zu sagen hat, kann das im Internet tun.
    Die Sex- und Prostitutionsindustrie verdient durch die Vermittlung sexueller Dienstleistungen im Netz. Sexuelle Vorlieben von Freiern werden gezielt bedient und Angebote lokal ausgerichtet, in Foren kommentiert, bewertet und empfohlen.
    Die Pornoindustrie setzt Milliarden mit Sexseiten um. Sexuellen Praktiken in Fotos und Videos sind keine Grenzen mehr gesetzt. Mit einer Abo-Gebühr und entsprechendem Passwort hat man freien Zugang zu den einschlägigen Seiten. Der Austausch in Sex-Chatrooms ist sehr beliebt, obwohl nur ein visueller Kontakt durch eine Webcam besteht und das geschriebene Wort als Kommunikationsform.
    Ohne Webcam können Name, Adresse, wirkliches Alter, sogar Geschlecht oder Aussehen verfälscht werden. Stimmungen und Gefühle sind nicht sichtbar und vom jeweils anderen frei interpretierbar. Schüchternheit und Kontaktarmut im realen Leben bleiben verborgen. Im Chat ist jeder der, der er sein will, man kann jede Rolle einnehmen und bleibt anonym. Eine Wahrheitspflicht gibt es nicht. Es herrscht die Annahme, vor

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