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Keine E-Mail fuer Dich

Keine E-Mail fuer Dich

Titel: Keine E-Mail fuer Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Kuehne
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Partner, desto stärker das Eingehen von Infektionsrisiken durch ungeschützten Verkehr, ergab die Studie. Das HIV -Thema wird bei einem Drittel homosexueller Männer weder bei Online- noch bei Offline-Kontakten kommuniziert.
    Schon jetzt ist das Internet eine Plattform der Untreue. Seiten wie poppen.de oder seitensprung.de animieren dazu, sich »auf dem Markt« umzusehen. Tatsächlich müsste Untreue neu definiert werden. Bin ich schon untreu, wenn ich nur virtuell fremdgehe? Viele Frauen erleben virtuellen Pornografiekonsum oder wenn ihre Partner nur mit anderen Frauen chatten oft schon wie einen realen Seitensprung.
    Bei Ines, Friseuse, 27 Jahre alt, ging der Freund regelmäßig mit dem Laptop aufs Klo, um bei Facebook mit anderen Frauen zu flirten. Sie erwischte ihn auf frischer Tat und kam mehrmals am Boden zerstört in die Praxis. Er rechtfertigte sich immer wieder damit, dass er nur schauen wolle, ob er trotz fester Beziehung »noch ’nen guten Marktwert hat«. Sie verzieh ihm immer wieder, und er gab sich mehrere Wochen große Mühe, die Beziehung mit Ines wieder in Ordnung zu bringen. Nach über einem Jahr hat es Ines geschafft, sich von ihrem Freund zu trennen, und ist kürzlich in eine eigene Wohnung gezogen.
    Ein anderer Problemfall:
    Miriam, Auszubildende, 21 Jahre alt, hat alle Passwörter ihres Freundes und kontrolliert fast täglich, was er online »so treibt«. Darum gibt es regelmäßigen Stress, wenn der Freund nach Hause kommt. Sie lebt in ständiger Angst, ihr Freund könnte online Kontakt mit anderen Frauen knüpfen. Ihr Kontrollwahn beeinträchtigt die Beziehung enorm.
    Die reale und virtuelle Lust- und Liebeswelt ist verwirrend und für viele schwierig einzuordnen. Missverständnisse und Fehlinterpretationen sind an der Tagesordnung. Der Mensch als sexuelles Wesen bleibt im Internet mit sich und seiner eigenen Masturbation allein, denn das Gegenüber ist nur virtuell. Die Suche nach Nähe im Netz wird niemals zu Ende sein, weil sie per se nie erfüllt werden kann. Ich kann keine Nähe zu einem anderen Menschen aufbauen, wenn ich nicht wirklich in Kontakt mit ihm bin. Es kann nur ein Beziehungsersatz sein, und Quantität soll Qualität ersetzen, ein fataler Kreislauf. Wenn mir etwas an dem anderen nicht passt, wird er einfach weggeklickt und es wird nach etwas anderem gesucht, das den eigenen Bedürfnissen besser entspricht. Im wahren Leben ist dies unvorstellbar. Sex ist nur ein Vorwand, das wahre Bedürfnis ist die Liebe, die man im Netz nicht so leicht finden kann.

DIGITALE INTIMITÄTEN
    Die Faszination von Partnerbörsen
    G etrieben vom Wunsch nach Romantik, Leidenschaft und Partnerschaft wird der Liebes-, Sex- und Partnermarkt im Internet eifrig genutzt, denn die Kontaktanbahnung ist so einfach wie nie. Dort werden Kontakte für Geld und durch Algorithmen hergestellt. Menschen werden »gematcht« und wundern sich, wenn sie im wahren Leben nicht zueinander passen.
    Auch Facebook wird mittlerweile als Kontaktanbahnungsplattform genutzt und ist kostenfreier Konkurrent für Partnerbörsen geworden. Man »stupst« sich an, schaut das Profil eines anderen an, dieser kann dann zurückverfolgen, wer man selbst ist. Tolle anonyme Erfindung! Und dann? Wird eifrig gechattet und versucht, ein reales Treffen zu vereinbaren. Die Enttäuschung ist auch hier meist groß, denn die »virtuelle Intimität« kann in den meisten Fällen nicht ins echte Leben übertragen werden. Die Frustration steigt. Wer sich im wahren Leben nicht binden und öffnen kann, der wird dies auch durch das Netz nicht schaffen. Menschen können nicht einfach ausgewählt werden, man muss von anderen auch gewählt werden. So ziehen viele »virtuelle Menschen« in unserem Leben vorüber, sie kommen und gehen. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, und so klammern sich viele an diesen Strohhalm.
    Um zu verstehen, wie dieser »Menschenkonsum« entstanden ist, muss man die mediale Zurschaustellung von Sexualität insgesamt betrachten. Mit der Jahrtausendwende ist etwas passiert: Weibliche Singles und deren Probleme wurden vorgeführt, z. B. in Filmen wie Bridget Jones oder TV -Serien wie Ally McBeal und vor allem Sex and the City . Carrie & Co. waren ständig auf der Suche nach der großen Liebe und sind regelmäßig gescheitert. Die Zuschauer bekamen den Eindruck, es sei das Normalste der Welt, dass Frauen jede Woche einen neuen Lover haben. Alle Einzelheiten des Singlelebens wurden der breiten Öffentlichkeit demonstriert und diese TV

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