Keine E-Mail fuer Dich
Das führt oft dazu, den anderen negativ zu beurteilen. Feindselige Verschlossenheit macht sich breit, man hat keine Lust mehr, sich näherzukommen, denn plötzlich klammert man sich an alte Maßstäbe, an sein vorgefertigtes Idealbild im Kopf. Trotz räumlicher Nähe wird die Distanz größer, die Atmosphäre frostig und trist. Dann wird es peinlich, bedrückend, und dann kommt das Schweigen. Man neigt innerlich zu harscher Kritik und Intoleranz. Aus Regeln der Höflichkeit verbietet sich die Flucht. Spätestens nach ein paar Tagen entledigt man sich »dieser Sache« dann online oder per SMS . Schnell endet die Geschichte, bevor sie überhaupt begonnen hat. Wie hatte man im Netz glauben können, so vertraut miteinander zu sein?
Man kann die User von Partnerbörsen in drei Gruppen einteilen: Der einen Gruppe macht es Spaß, sich online auszutauschen und sich so kennenzulernen. Diese will sich auch im richtigen Leben auf einen Drink treffen und bei gegenseitigem Gefallen eventuell mehr. Die andere Gruppe hat nur die reale Begegnung im Sinn, die auf das rein Sexuelle reduziert ist. Sie lügt viel, um an ihr Ziel zu gelangen. Die dritte Gruppe ist dem Zauber auf Distanz erlegen. Diese »moderne« Liebe suggeriert das geringste Risiko. Die Menschen dieser Gruppe sind in der Minderheit, sind sehr gefühlvoll und leiden oft an gebrochenem Herzen. Virtuelle Zärtlichkeiten wirken heilend, und Gefühle aus der Distanz zu spüren, ist schließlich auch was Schönes. Realisiert das Gegenüber, dass mehr als schöne Worte nicht passieren werden, wendet es sich ab. Der romantische Netzabenteurer bleibt allein zurück.
Als die Internetpartnerbörsen noch in den Kinderschuhen steckten, schienen die Spielregeln ziemlich klar. Eine Mehrheit von Frauen suchte die große Liebe. Doch im Laufe der Jahre hat dann eine Metamorphose stattgefunden, denn auf einmal reklamierten die Frauen ihr Recht auf Lust und puren Sex. Es ist, als hätten sich die Frauen auf einmal an der nymphomanen Samantha aus »Sex and the City« orientiert. Als würden sie sich für ihre Gefühle schämen. Darüber spricht man heutzutage nicht mehr, man ist ganz cool und gibt dem Mann zu verstehen, dass man auch nur Sex will, alles ganz unverbindlich. Obwohl man doch eigentlich auf der Suche nach einer »richtigen« Beziehung und wahrer Liebe ist. Dabei gibt es nur einen Denkfehler: Man verleugnet sich selbst. Wir sind alle menschliche Wesen, brauchen Geborgenheit, Zärtlichkeit und Rückhalt. Solche Bedürfnisse zu leugnen, führt in eine emotionale Sackgasse. Enttäuscht wenden Frauen sich von Männern wieder ab, weil diese ihre Bedürfnisse nicht befriedigen. Wie denn auch, wenn Frauen diese nicht kommunizieren? Frech könnte man sagen, die Frauen heute sind selbst schuld, dass sie ständig auf der Suche nach »Mr. Big« sind. Sie werden ihn niemals finden, wenn sie ihre wahren Bedürfnisse verleugnen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er Liebe nennen möchte. Die neue Weichenstellung durch die Frauen verhindert eine klare Trennung zwischen Bettgeschichte und ernsthafter Beziehung. Männer sind dadurch irritiert. Oft gibt es etwas »dazwischen«. Banalitäten wie zusammen frühstücken oder mal zusammen in den Supermarkt gehen werden schon als zu intim bewertet, und es kommt Unwohlsein auf.
Die Menschen sind heute ständig hin- und hergerissen zwischen Vergnügen und Abenteuer und dem Bedürfnis nach Halt und Beständigkeit. Lebt man in einer Beziehung, wird man als spießig abgestempelt, genießt ein Single sein Leben, wird er bemitleidet, weil er ja »so allein« ist. Wo und wie soll man sich orientieren? In Wahrheit wird ganz normale, fröhliche Zärtlichkeit, eine »Wohlfühlsexualität« gesucht. In heutigen Zeiten eine Herausforderung, da alles Sexuelle banalisiert und eher als eine unter vielen Freizeitbeschäftigungen deklariert wird. Sexdates werden wie Wochenendaktivitäten geplant.
Ein Fallbeispiel:
Frank, 36 Jahre alt, ist selbstständig und ein sehr gut aussehender junger Mann. Außer ein paar One-Night-Stands hat er in den letzten drei Jahren keine Kontakte zu Frauen gehabt. Frustriert kommt er in die Praxis, um herauszufinden, woran das liegen könnte. Nach den ersten Therapiestunden meldet er sich bei friendscout24 an. Jede Woche verkündet er stolz, mit wie vielen Frauen er sich geschrieben hat, mit wem er telefoniert oder gechattet und mit welcher er sich tatsächlich getroffen hat. In die jeweils gedatete Dame verliebt er sich
Weitere Kostenlose Bücher