Keine Ferien ohne Pferde
voll Kaffee, zwei Taschenlampen und einem Knäuel dicker Kordel – auf den Weg zur Reitschule.
„Kordel kann man immer brauchen“, meinte Anne.
„Richtig“, nickte Bromwyn. „Gut, dass du daran gedacht hast.“
„Nun – eigentlich war es die Idee von Ma.“
Ein paar späte Badegäste waren noch am Strand, doch am Horizont ging schon langsam die Sonne unter.
„Abendrot!“, rief Bromwyn. „Das bedeutet gutes Wetter.“
Als die Mädchen in den Hof der Reitschule einbogen, hockten James und Jocelyn ziemlich verloren auf zwei umgedrehten Eimern und warteten.
„Endlich!“ James sprang auf. „Wir dachten schon, ihr würdet überhaupt nicht mehr kommen.“
„Aber es ist erst halb acht.“
„Da hast du es!“ Jocelyn warf ihrem Bruder einen viel sagenden Blick zu. „Und wir sind schon seit Stunden hier!“
„Wer zu früh kommt, darf sich nicht beklagen, wenn er warten muss.“
„Warum schlingst du dein Essen nur so hinunter, Ivor?“, wunderte sich Mrs. Jones. „Du wirst Magenschmerzen bekommen.“
„Hast du es besonders eilig?“, wollte auch sein Vater wissen.
„Nein, warum?“
Ivor überlegte immer noch, wie er sich aus dem Haus schleichen sollte, ohne seine Eltern vorher um Erlaubnis zu bitten. Warum musste Nicholas auch vorschlagen, dass die Freunde sich um acht Uhr in der Reitschule trafen? Das hatte seine ganzen Pläne umgeworfen. Wenn es bei dem Treffpunkt an der Weide geblieben wäre, später, nach Einbruch der Dunkelheit, hätten seine Eltern längst friedlich vor dem Fernseher gesessen. Niemand hätte bemerkt, wenn er heimlich fortging.
„Ich wollte mich noch mit ein paar Freunden treffen.“ Er gab sich Mühe, ein harmloses Gesicht zu machen, und lächelte. „Hast du etwas dagegen, Ma?“
„Welche Freunde?“
„Die Kinder aus der Reitschule.“
„Aber ihr seid schon den ganzen Tag zusammen gewesen.“ Sein Vater schüttelte den Kopf. „Manchmal frage ich mich, warum du eigentlich noch hier wohnst.“
„Nun geh schon!“ Seine Mutter räumte das Geschirr zusammen. „Aber komm nicht zu spät nach Hause!“
Auf den Straßen war es inzwischen leer geworden. Der Regen hatte den Staub der letzten Tage fortgewaschen, und die Pflastersteine glänzten.
Ivor fing an zu laufen. Er trug einen dicken Pullover und seine Turnschuhe. Damit konnte er sich überall geräuschlos anschleichen.
,Wie viele werden es wohl sein?‘ überlegte er und dachte an die Jungen mit den Motorrädern. ,Bestimmt nicht mehr als sechs. Damit werden wir leicht fertig.‘ Und er hätte niemals zugegeben, dass eine seltsame, unbestimmte Angst seine Kehle zuschnürte.
„Ich wette, die ganze Sache ist die reinste Zeitverschwendung.“ Nicholas holte sein Fahrrad aus dem Schuppen hinter dem Haus. „Die Typen auf den Motorrädern sind bestimmt längst meilenweit weg. Und ausgerechnet heute Abend kommt so ein spannender Film im Fernsehen.“
„Bis später!“, rief er seiner Stute zu, als er an ihrer Koppel vorüberradelte, und Trombone hob den Kopf und wieherte.
Nicholas hatte sich einen Schal um den Hals gewickelt, Zigaretten, Streichhölzer, Geld und sein Taschenmesser eingesteckt. „Lange warte ich jedenfalls nicht da draußen“, entschied er. „Wenn sie überhaupt kommen, kommen sie vor neun. Und ich lasse mich auf keine Schlägerei ein, obwohl ich ihnen ganz gerne einen Denkzettel verpassen würde.“
„Da kommt Nicholas!“, rief James, als er durch das Hoftor fuhr.
„Endlich!“
„Wieso? Bin ich etwa zu spät? Es ist gerade acht.“
„Nein, nein, es ist früh genug.“
„Und wie geht es jetzt weiter?“ Nicholas musterte seine Freunde. James war ganz blass. Er kaute vor Aufregung an den Fingernägeln, und Ivor lief unruhig auf und ab. Auch die Mädchen waren nervös, und Jocelyn putzte bestimmt schon zum vierten Mal an diesem Abend ihre Brille.
„Ich dachte, ein Teil von uns versteckt sich auf der Koppel“, schlug James vor. „Das können wir übernehmen. Die Mädchen bleiben auf der Straße, damit sie die Polizei rufen können, wenn die Typen kommen.“
„Und woher willst du wissen, dass jeder, der auf die Weide kommt, etwas Böses im Schild führt?“ Nicholas hatte James noch nie für besonders gescheit gehalten. „Es können ganz harmlose Leute sein, die ein Picknick machen wollen. Ich möchte vor der Polizei nicht unbedingt als Idiot dastehen.“
„Was du nicht sagst!“ James’ Augen blitzten streitlustig.
„Wir werden schon merken, ob wir es mit friedlichen
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