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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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Abenden pro Woche und an den Wochenenden abzuholen. Doch je nachdem, wie beschäftigt er war, müsste er diesen Rhythmus ändern. Er konnte nicht voraussagen, wann seine Forschung den Besuchen in die Quere kam.
    So zufrieden er im Augenblick auch war, die Erinnerung an Nicole und was er ihr angetan hatte, belastete ihn immer noch. War er dabei, die Kontrolle zu verlieren? Hatten seine Kusinen ihn für immer verdorben? In den letzten Jahren hatte er Schwierigkeiten mit seiner Ehe gehabt, aber da er jede Art von Konflikt hasste, hatte er sich mit Nicole nicht auseinandergesetzt, sondern alles schmoren lassen. Doch im Gegensatz zu Julian liebte Nicole es, sich zu streiten.
    Wenn er halbwegs davon überzeugt gewesen wäre, dass es für seine Kinder in Ordnung ginge und sie – wie so oft bei Scheidungen – emotional nicht sehr darunter leiden würden, hätte er sich schon vor langer Zeit einen Anwalt besorgt. Aber er wusste nur zu gut, wie es war, nicht geliebt zu werden. Und er wollte nicht, dass seine Kinder mit den­selben psychischen Verletzungen fertig werden müssten.
    Seine Unzufriedenheit in der Ehe bedeutete aber nicht, dass er Nicole verletzen wollte. Warum sollte er sich auf sie stürzen, ohne auf ihr Wohl zu achten? War er in der Situation so aufgegangen, dass er sich für kurze Zeit vergessen hatte? War Nicole nur ein Mittel gewesen, das es ihm erlaubte, Marianne und Rebecca zu bestrafen? Nur eines war ganz sicher: Egal, wie die Umstände auch wären, so etwas durfte nie wieder passieren.
    Julian nahm den letzten Schluck Wein und klappte sein Handy auf. Er wählte die Nummer, die er schon auswendig wusste. »Sind Sie vorangekommen?«
    Privatdetektiv Spencer hütete sich, irgendetwas Heikles am Telefon zu besprechen. »Big Brother« hörte immer mit. »Es ist alles in die Wege geleitet.«
    Â»Haben Sie schon etwas für mich?«, fragte Julian.
    Â»Ich habe einen ganzen Umschlag voll toller Sachen.«
    Â»Kennen Sie die Post in der Girard Street in La Jolla?«
    Â»Neben der italienischen Bäckerei?«
    Â»Genau die. Könnten Sie den Umschlag heute Nachmittag dort abgeben? Ich würde ihn gleich morgen früh abholen. Haben Sie noch meine Info zum Postfach?«
    Â»Habe ich, Mr Smith«, sagte Spencer.
    Â»Prima. Sonst noch etwas?«
    Â»Rufen Sie mich morgen an.«

    Â»Wie geht es deiner Schwester?«, fragte Sami und kniff in Erwartung seiner Antwort ihre Augen zusammen.
    Â»Es ist kaum zu glauben, aber es geht ihr ein wenig besser.« Al erzählte ihr, wie seine Schwester ihm die Hand gedrückt und er den Arzt gebeten hatte, noch ein EEG durchzuführen.
    Â»Ich bin so froh, das zu hören.«
    Â»Sie liegt noch im Koma, aber ihre Gehirnaktivität ist fast normal.«
    Â»Und wie geht es nun weiter?«
    Â»Es ist immer noch ein Geduldsspiel«, erwiderte Al.
    Â»Ist der Arzt optimistisch?«
    Â»Vorsichtig.«
    Â»Ich kann mir kaum vorstellen, was du durchgemacht hast«, sagte Sami.
    Â»Und wie geht es dir? Wie geht es mit der Ermittlung voran?«
    Da Al genügend um die Ohren hatte, überlegte sich Sami ihre Antwort genau. »Ich bleibe dran. Noch kein größerer Durchbruch in der Sache, aber ich verknüpfe Fäden.«
    Â»Also, mit anderen Worten, du hast nichts, richtig?«
    Â»Ich glaube, dass ich einem Cop nichts vormachen kann.«
    Â»Und der Captain und der Chief drehen an den Daumen­schrauben?«
    Â»Noch nicht, aber ich rechne damit, jeden Augenblick fällig zu sein«, sagte Sami.
    Â»Lass dich nicht einschüchtern.«
    Â»Mit ihnen werde ich schon fertig. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das auch mit Bürgermeisterin Sullivan werde.«
    Â»Sie ist hart im Nehmen.«
    Stille.
    Â»Ich muss dir etwas sagen, Sami.«
    Wie sie es hasste, wenn Menschen Sätze so anfingen. »Soll ich mich lieber anschnallen?«
    Â»Wäre vielleicht besser.«
    Durch ihren Kopf schoss eine Reihe von Möglichkeiten, die aber alle unangenehm waren. Traf er sich mit einer heißen brasilianischen Braut? Hatte sich seine Meinung über ihre Beziehung geändert? »In Ordnung, bin schon durchgeschwitzt, was ist los?«
    Â»Seit ich hergeflogen bin, hatte ich jede Menge Zeit. Zeit zum Nachdenken. Zeit, mein Leben zu überdenken. Zeit, manches aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.«
    Sie mochte die Richtung nicht, die das Gespräch nahm. Doch

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