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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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sie hielt die Luft an und hörte zu. Sie war hoffnungslos in Al verliebt, und wenn er jetzt aus neuntausend Kilometer Entfernung Schluss mit ihr machen wollte …
    Â»Ich habe deutlich gemacht, was ich über Gott und Religion und die Evolution denke«, fuhr Al fort.
    Â»Ich weiß. Gott und Religion sind Märchen, und die Evolution ist wissenschaftlich.«
    Â»Nun ja, vielleicht habe ich falsch gelegen.«
    Â»In welcher Hinsicht?«
    Â»Du wirst es nicht glauben, aber ich habe gebetet. Und das Eigenartige ist, ich habe keine Ahnung, zu wem ich ­gebetet habe. Als ich meine Schwester hilflos in diesem Krankenhausbett habe liegen sehen, wie sie um ihr Leben kämpfte …«
    Â»Es ist nicht falsch zu beten. Wir alle sehnen uns nach Gott, wenn es hart auf hart kommt. Kennst du nicht das Sprichwort ›In Schützengräben gibt es keine Atheisten‹?«
    Â»Macht mich das nicht zum Heuchler?«
    Â»Nein, es macht dich menschlich.« Al zeigte kaum jemals seine Schwächen. Tatsächlich war Sami sich bis zu diesem Augenblick nicht sicher, ob er überhaupt welche hatte. Bei seiner Bereitschaft, sie an seiner sehr persönlichen Befindlichkeit teilhaben zu lassen, wurde ihr warm ums Herz. »Du musst dich nicht dafür entschuldigen, Gott gesucht zu haben.«
    Â»Doch einmal angenommen, sie schafft es nicht? Einmal angenommen, Gott erhört meine Gebete nicht?«
    Â»Ich stehe mit Gott nicht auf so gutem Fuß und kann deshalb auch keinen spirituellen Rat geben. Vielleicht solltest du mit jemandem darüber sprechen.«
    Â»Mit wem?«
    Â»Brasilien ist eines der katholischsten Länder der Erde. Das Krankenhaus hat doch sicherlich einen Priester oder einen Seelsorger, der sich regelmäßig um die Patienten kümmert.«
    Â»Das ist keine schlechte Idee«, sagte Al.
    Â»Siehst du. Ab und zu kann ich auch mal etwas Sinnvolles von mir geben.«
    Â»Ich danke dir, dass du mir beim Jammern zugehört hast.«
    Â»Keine Sorge. Ich habe vor, mich zu revanchieren.« Sie war vor Rührung ein wenig sprachlos. »Und richte Aleta meine herzlichsten Grüße aus.«

    Peter J. Spencer III . bekam allmählich den Eindruck, dass die Absichten seines neuesten Klienten nicht die besten waren. Spencer hatte kein Problem damit, sich außerhalb des Gesetzes zu bewegen. Doch als er zur Post fuhr und den Umschlag für seinen Klienten deponierte, sagte ihm sein Bauchgefühl, auf das er sich normalerweise verlassen konnte, dass »John Smith« unter Umständen finstere Pläne hegte.
    Wenn sein geheimnisvoller Klient und Detective Rizzo tatsächlich eine Affäre gehabt hätten, könnte Spencer verstehen, warum er herausfinden wollte, was sie wo und mit wem unternahm. Er war seit über fünfundzwanzig Jahren Privatdetektiv, und ihm war so gut wie nichts fremd – angefangen bei eifersüchtigen Ehepartnern über verärgerte Angestellte, korrupte Politiker, Rachefeldzüge der Mafia bis hin zu sexuell Perversen. Spencer konnte so gut wie nichts mehr überraschen. Doch er war überzeugt davon, dass an dieser »John Smith«-Geschichte mehr dran war. Der Teil seines Hirns, der für die Logik zuständig war, riet ihm, sich herauszuhalten und einfach zu tun, wofür sein Klient ihn bezahlte. Aber sein Jagdinstinkt würde nicht aufhören, Fragen zu stellen, die er nicht beantworten konnte.
    Wider besseres Wissen entschloss sich Spencer, der Post am nächsten Morgen einen kleinen Besuch abzustatten. »John Smith« würde sicherlich in einem Wagen dort auftauchen. Eins mit einem kalifornischen Kennzeichen. Ein Kennzeichen, das von einer Reihe von Spencers Kontakten zurückverfolgt werden könnte.

26    »Na, wie geht die Ermittlung denn so voran?«, fragte Chuck D’Angelo und grinste übers ganze Gesicht.
    Sami war gerade auf dem Revier angekommen, hatte noch nicht einen Schluck von ihrem Kaffee getrunken, und das Letzte, was sie jetzt noch brauchte, war D’Angelo, der ihr blöd kommen wollte. »Noch keine Festnahme, aber ich gehe einigen Spuren nach.«
    Â»Irgendwelche Verdächtigen?«, wollte D’Angelo wissen.
    Â»Nicht der Rede wert.«
    Â»Du wirst sicher einen Haufen Überstunden einlegen müssen.«
    Â»Ein paar mehr als normal, aber was ist in diesem Job schon normal?«
    Â»Hast du was von Al gehört? Wie es seiner Schwester geht? Wann

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