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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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Mal.«
    Sie knabberte an ihrer Unterlippe. »Okay. Doch wenn die Sonne untergegangen ist, muss ich los.«

    Am Strand zu parken war immer schwierig, aber um diese Zeit war es für die Kneipengänger noch zu früh und für die Sonnenanbeter zu spät, und so fanden McKenzie und Julian Parkplätze nur zwei Blocks vom Crystal Pier entfernt, einer Sehenswürdigkeit von Pacific Beach. Und Starbucks lag auch günstig direkt auf dem Weg zum Meer.
    Â»Ich gehe rein und hole die Getränke«, bot Julian an. »Sie bleiben hier draußen sitzen und sehen sich den wunderbaren Himmel an. Was hätten Sie denn gern?«
    Â»Ich hätte gern einen Very Berry Hibiscus.«
    Â»Das soll ein Witz sein, oder? Sie versuchen mich auf den Arm zu nehmen, damit die bei Starbucks denken, dass ich nicht ganz dicht bin?«
    Â»Ãœberhaupt nicht. Das ist eines von ihren Aktionsgetränken, die es nur eine bestimmte Zeit lang gibt. Habe ich erst gestern getrunken.«
    Â»Okay, aber wenn ich in zehn Minuten nicht wieder draußen bin, müssen Sie kommen und mich retten.«
    Â»Aber sicher.«
    Er war froh, dass sie kein aufgeschäumtes Getränk mit viel Sahne haben wollte, denn dann wäre es für ihn fast unmöglich, etwas in ihr Getränk zu tun. Er bestellte einen Very Berry Hibiscus für sie und einen Frappuccino mit grünem Tee für sich selbst. Während er wartete, behielt er sie im Auge. Sie saß mit dem Rücken zu ihm und beobachtete den farbenfrohen Himmel im Westen. Perfekt.
    Als seine Bestellungen fertig waren, nahm er die Getränke und ging zu dem Tisch mit den Zutaten. Während er in seine Tasche fasste und ein kleines Fläschchen mit Rohypnol herausholte, blickte er nach links und rechts, um sicherzugehen, dass ihn niemand beobachtete. Er schüttete die Droge schnell in McKenzies Getränk und verteilte sie sorgfältig im Becher.
    Â»Lassen Sie es sich schmecken«, sagte er, als er McKenzie den Becher gab.
    Sie liefen zum Ozean.
    Sie hatten nicht das Glück, das grüne Leuchten zu sehen, doch der orange- und rot- und gelbgefärbte Himmel tanzte förmlich auf dem ruhigen Ozean und bettelte darum, eine Postkarte zu werden.
    Â»Ich muss los«, sagte McKenzie. »Ich bin plötzlich so müde.«
    Â»Das ist sicher die Meeresluft. Ich schlafe fast jedes Mal am Strand ein, wenn ich hier bin.«
    Sie verließen den Strand und gingen zu ihren Wagen. Julian fiel auf, dass McKenzie lief, als ob sie Schuhe aus Beton anhätte.
    Â»Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«, fragte er und versuchte, sich nachvollziehbar besorgt anzuhören.
    Â»Wow. Bei mir dreht sich alles. Als ob ich betrunken wäre.«
    Â»Ob das der Hibiskusdrink ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich.«
    Â»Ist Ihnen das schon mal passiert?«
    Â»Noch nie.«
    Nur einen halben Block von ihrem Wagen entfernt hatte er das Gefühl, dass sie es nicht schaffte.
    Â»Ich muss mich hinsetzen«, sagte McKenzie. »Ich habe das Gefühl, dass ich gleich umfalle.«
    Â»Wir sind fast da. Haken Sie sich bei mir unter.«
    Â»Ich glaube nicht … dass ich fahren kann. Was soll ich bloß tun?«
    Â»Nur ein paar Blocks von hier gibt es eine Ambulanz. Sie sollten sich dort mal durchchecken lassen. Ich kann Sie dorthin fahren.« Nach seinen letzten Erfahrungen mit Rohypnol und der Dosis, die er ihr verabreicht hatte, ging er davon aus, dass sie in etwa fünf Minuten bewusstlos sein würde.
    Â»Ich möchte Ihnen keine Umstände machen«, murmelte sie undeutlich.
    Â»Das macht mir keine Umstände. Wirklich nicht.«

36     Die Wirkung der Droge hielt nicht länger als drei Stunden an. Als McKenzie aufwachte, fand sie sich auf einem merkwürdigen Bett in einem völlig dunklen Raum wieder. Und sie hatte nicht nur das Gefühl, noch zu träumen, sondern durch ihren Kopf wirbelten unzusammenhängende Gedankenfetzen. Sie versuchte verzweifelt, das Puzzle zusammenzusetzen, doch das Einzige, was ihr völlig sicher schien, war, dass John – wenn das überhaupt sein richtiger Name war – sie betäubt hatte. Doch warum? Sie wollte nicht über das Naheliegendste nachdenken, konnte aber nicht umhin, sofort in sich hineinzuhören. Sie hatte kein komisches Gefühl »da unten«, doch wie konnte sie in ihrem jetzigen Zustand sicher sein, dass ihr Körper ihr die ganze Wahrheit

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