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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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verrückt geworden?«, schrie Connor. »Mach mich los, du verdammtes Arschloch.«
    Â»Na, na«, meinte Julian, »wir wollen doch nicht gleich unhöflich werden. Es wäre viel einfacher für dich, wenn du dich entspannst.«
    Â»Du bist ein kranker, verrückter Scheißkerl !«
    Julian hörte nicht auf sein Gebrüll, sondern ging in eine kleine Kammer hinter der Küche. Er rollte den Herzmonitor heraus und stellte ihn neben das Bett. Connor war vom Betäubungsmittel immer noch benommen und wand sich wie jemand, auf dem Spinnen herumkrochen. Als Julian seine Brust rasierte, öffnete Connor den Mund, doch es kam kein Laut heraus. Als Julian die zehn Elektroden an Connors Handgelenken, Knöcheln und Schultern befestigt hatte, trat er zurück und betrachtete sein Werk wie ein wunderbares Gemälde.
    Â»Perfekt«, sagte Julian. Er stellte den Herzmonitor an und betrachtete sorgfältig den Bildschirm. Connors Pulsfrequenz lag bei über neunzig pro Minute. Unter den gegebenen Umständen war der hohe Wert normal, und Julian war nicht beunruhigt. Allerdings fielen ihm auch Anzeichen ­eines unregelmäßigen Herzschlags auf, doch der anormale Sinusrhythmus stellte zu diesem Zeitpunkt kein Problem dar. Tatsächlich entwickeln die meisten Menschen unter großem Stress leichte Arrhythmien. Das könnte sich sogar als unerwarteter Bonus erweisen, denn falls Connor an leichtem Vorhofflimmern litt, dann könnte Julian wichtige Daten erhalten, die er so nicht erwartet hätte.
    Julian ging an den Wandschrank und öffnete seine Ledertasche. Er wühlte in Unmengen von medizinischem Kram und Probeflaschen mit verschiedenen Herzmedikamenten: Coumadin, Toprol XL , Bystolic, Cardizem, Lipitor. Als er schon aufgeben wollte, fand er es endlich: Amiodaron.
    Julian öffnete die Flasche und nahm vier 200-mg-Tabletten heraus. Diese hohe Einstiegsdosis würde hoffentlich Connors Herz stabilisieren und den normalen Sinusrhythmus wiederherstellen. Julian füllte ein Glas mit Wasser und setzte sich auf die Bettkante. »Du musst diese Pillen nehmen, Connor.«
    Â»Hältst du mich wirklich für so bescheuert?«
    Â»Oje, nun auch noch ausfallend werden, was?«
    Â»Mach mich los, du Arschloch, und dann werde ich’s dir schon zeigen.«
    Julian stand auf und deutete auf den Herzmonitor. »Siehst du diese wellenförmige Linie unten am Herzzyklus? Ohne allzu technisch zu werden, sie zeigt einen unregel­mäßigen Herzschlag an, der sich zum sogenannten Vorhof­flimmern auswachsen könnte. Wenn das passiert, könnte deine Herzfrequenz auf über zweihundert pro Minute steigen. Wenn das Blut sich dann in deiner linken Herzkammer sammelt, könnte das ein Blutgerinnsel in deinem Gehirn zur Folge haben oder eine Lungenembolie. Egal, was passiert, du würdest in weniger als fünf Minuten tot sein.«
    Connor verarbeitete die Information. »Wie kommt es, dass du so viel über Herzen weißt? Bist du Arzt?«
    Â»Könnte man so sagen«, erwiderte Julian, nahm eine Schere vom Nachttisch und schnitt die Nylonriemen an Connors linkem Handgelenk durch. Dann legte er die Pillen in Connors freie Hand. »Du musst diese Pillen schlucken, und zwar jetzt .«

    Connor wusste nicht, was er von alldem halten sollte. In dieser besonderen Situation konnte er kaum etwas tun. Nicht im Traum hätte er Julian für einen Irren gehalten. Er hatte schon viele Männer hier in den Bars und Nachtclubs getroffen, und ab und zu hatte er schon mal einen Typen aufgegabelt, der ein bisschen merkwürdig war. Aber dies war mehr als nur merkwürdig. Was Julian – wenn es überhaupt sein richtiger Name war – auch immer mit ihm vorhatte, Connor befürchtete, dass es nicht angenehm sein würde. Vielleicht stand Julian auf Fesselspiele und wollte harten Sex mit einem unterwürfigen Partner, womit er kein Problem hätte. Aber wozu dann der Herzmonitor?
    Da Connor nun fast wieder ganz bei sich war, brach Panik über ihn herein. Er befand sich in einer so misslichen Lage, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Er könnte entweder mit Julian kooperieren und hoffentlich diese Tortur über­leben, oder er könnte wieder herumfluchen und ihn weiter provozieren. Es schien ausweglos zu sein.
    Â»So«, sagte Julian, »wirst du nun die Pillen nehmen oder einen Schlaganfall riskieren?«
    Â»Dann sag mir, was ich da

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