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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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brummte – Picknicker, Jogger, Rollerblader, Kids, die auf ihren Skateboards Kunststücke vollführten –, war heute, wie fast an allen Wochentagen, kaum etwas los im Park.
    Sami trank von ihrem Latte mit Sojamilch. »Auch in meinen kühnsten Träumen hätte ich nie gedacht, dass ich mal sechs Dollar für einen Becher Kaffee ausgeben werde.«
    Osbourn lachte. »Starbucks hat sicherlich dem ganzen Konzept des Kaffees Schick verpasst.«
    Sie ging ein wenig schneller. »Erzähl mir ein bisschen was über dich, Richard.«
    Â»Da gibt es nicht allzu viel zu erzählen. Ich bin in Ocean Beach geboren und aufgewachsen. Liebe das Surfen. Habe meinen Abschluss in Strafjustiz an der Uni von San Diego gemacht. Bin mit meiner Liebsten von der Highschool verheiratet. Habe zwei wunderbare Töchter. Wollte Cop werden, seit ich zwölf war.«
    Â»Und wieso hat es dich zur Mordkommission verschlagen?«
    Â»Das mag sich ein bisschen klischeehaft anhören, aber ich möchte wirklich etwas bewegen. Es mag vielleicht naiv sein, aber genau so empfinde ich. Ich habe meinen Vater regelmäßig dabei beobachtet, wie er meine Mutter als Punchingball benutzt hat. Bis zu dem Tag, als ich ein Teenager war und stark genug, um es mit dem Mistkerl aufzunehmen. Ich habe ihn ziemlich verprügelt. Er hat meine Mutter nie wieder angefasst. An dem Tag habe ich mir geschworen, nie wieder einen Menschen zu verletzen, außer wenn ich mich verteidigen muss.« Osbourn nahm einen großen Schluck Kaffee. »Ich möchte die bösen Buben wirklich hinter Gitter bringen.«
    Â»Was hält deine Frau davon, dass du bei der Mordkommission arbeitest?«
    Â»Sie hasst es, dass ich ein Cop bin – versucht jeden Tag mich davon zu überzeugen, dass ich aufhören soll. Aber glaube mir, so sehr ich meine Frau auch liebe, sollte ich mich jemals zwischen Polizeiarbeit und ihr entscheiden müssen … Da bin ich mir nicht sicher, was ich tun würde.«
    Â»Meinst du nicht, dass dich die permanente Auseinandersetzung mit deiner Frau ablenkt?«
    Osbourn schüttelte den Kopf. »Wir haben alle unsere Ablenkungen. Die einen können damit umgehen, andere wieder nicht.«
    Wer wenn nicht sie kannte sich besser mit Ablenkungen aus? Die Schwester ihres Geliebten lag im Koma. Ihre Mutter hatte gerade eine Operation am offenen Herzen überstanden. Sie hatte gerade die Uni geschmissen. Sie war nur knapp einem Serienkiller entkommen, und nun trug sie das goldene Dienstabzeichen, dem sie schon abgeschworen hatte. Ja, dachte Sami, sie war uneingeschränkte Marktführerin, was Ablenkungen anging.
    Â»Ich kann mir aussuchen, mit wem ich bei diesem Serienkiller-Fall zusammenarbeite. Ich muss diese Entscheidung schnell treffen.«
    Â»Ich denke mal, ich habe mir noch nicht den Respekt des Dezernats verdient, Sami. Aber ich versichere dir, wenn du mir eine Chance gibst, werde ich mir den Hintern aufreißen, um dieses Arschloch festzunageln.«
    Â»Der Druck, diesen Typ festzunehmen, wird enorm sein«, warnte sie ihn. »Von der Bürgermeisterin abwärts, jeder hat diese Ermittlung auf dem Schirm.«
    Â»Ich habe vier Jahre bei den Marines zugebracht, zwei davon im Irak, um Sprengsätze zu entschärfen. Und deshalb kann ich wohl bedenkenlos sagen, dass ich irgendwie an Druck gewöhnt bin, Detective Rizzo.«
    Seine letzte Äußerung besiegelte den Deal mehr oder weniger. »Das erklärt also den Militärhaarschnitt.«
    Â»Ich glaube, ich habe mich einfach an den pflegeleichten Schnitt gewöhnt.«
    Â»Willst du deine Ehe wirklich dieser Zerreißprobe aussetzen?«
    Â»Macht doch keinen Unterschied, ob ich im Fall eines Einzelmörders oder eines Serienkillers ermittle. Egal was, meine Frau wird keinesfalls glücklich und zufrieden sein.«
    Wenn Sami eine logische Entscheidung treffen wollte, würde sie sich als Partner einen Detective mit mehr Erfahrung aussuchen. Aber wie schon so oft in der Vergangenheit vertraute sie eher ihrem Bauchgefühl als der Vernunft. »Lass uns zum Wagen zurückgehen und aufs Revier fahren. Wir haben jede Menge Arbeit vor uns, Partner.«

    Sami ging vor der weißen Tafel auf und ab. Detective Osbourn saß auf einem Stuhl und hatte seine Ellbogen neben der Fallakte auf dem Metalltisch aufgestützt. Der düstere kleine Raum, der sonst zum Verhör von Verdächtigen und Zeugenbefragungen

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