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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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vollkommen neue Dimension. Sie hatte den Ruf, einer der besten Cops San Diegos zu sein.
    Das könnte interessant werden.

21    Nach ihrem ersten ganzen Tag bei der Mordkommission fühlte Sami sich irgendwie ausgebrannt, nahm sich eine Corona, drückte ein Stück Zitrone hinein und setzte sich auf die Couch. Weder Katie Mitchell – die beste Freundin des ersten Opfers – noch sonst jemand in Tony’s Bar and Grill konnte zu ihrer Ermittlung auch nur den Schimmer eines neuen Hinweises beisteuern. Sami wusste, dass das Aufspüren des Serienkillers eine unglaubliche Herausforderung war, aber sie hatte auf mehr gehofft.
    Josephine kam ins Wohnzimmer und setzte sich neben Sami. »Wie geht es dir so, Ma?«
    Â»So lala.«
    Â»Was stört dich denn?«
    Josephine schüttelte den Kopf. »Völlig egal, wie viel ich schlafe, ich bin immer erschöpft.«
    Â»Doktor Templeton hat uns gesagt, dass es dir ein paar Monate so gehen würde.« Sami nahm einen großen Schluck von ihrem Bier. »Wo sind Emily und Angelina?«
    Â»Sind zum Spielplatz gegangen.«
    Â»Warum hast du sie nicht begleitet?«
    Â»Zu müde.«
    Â»Völlig egal, wie müde du dich fühlst, du musst jeden Tag mindestens bis zur Ecke und zurück gehen. Nur so kannst du deine Kraft wiederbekommen.«
    Â»Ich kriege aber schon nach einem halben Block keine Luft mehr.«
    Â»Tut dir denn dein Oberkörper weh?«
    Â»Nein. Ich bin einfach außer Atem.«
    Â»Wenn es dir bessergehen soll, dann musst du dich zum Gehen zwingen.«
    Â»Morgen vielleicht.«
    Josephine drückte Samis Bein. »Hast du darüber nachgedacht, mit mir am Sonntag zur Kirche zu gehen? Ich hatte dich darum gebeten.«
    Weil so viel los gewesen war, hatte Sami die Bitte ihrer Mutter völlig vergessen. Und so hatte sie das Gefühl, lügen zu müssen. »Ich habe darüber nachgedacht.«
    Â»Und?«
    Sami war katholisch geboren und erzogen worden, doch kurz nach ihrer Scheidung hatte sie sich von der Kirche und der Religion abgewandt. In der Hoffnung, ernsthafte Diskussionen zu vermeiden, wenn sie nach ihren religiösen Überzeugungen gefragt wurde, würde sie scherzhaft sagen, dass sie eine Katholikin auf dem Weg der Genesung sei.
    Â»Ich denke immer noch darüber nach, Ma.«
    Â»Na schön, aber denke nicht zu lange nach. Gott ist nicht sehr geduldig.«
    Sami glaubte an Gott oder – besser gesagt – an ein Höchstes Wesen oder eine Höhere Macht, doch war sie nie in der Lage gewesen, Ihn klar zu definieren oder eine starke Bindung zu spüren. Egal wie sehr sie sich auch bemühte, Sami konnte einfach die Tatsache nicht akzeptieren, dass ein gerechter, allmächtiger Gott so viel Schmerz und Leid auf dieser Welt zulassen konnte. Sie war als Mordermittlerin mit unvorstellbar schrecklichen Taten befasst, und deshalb waren ihre Gefühle zwiespältig. Sie hatte mehr als der Durchschnittsbürger mit dem Tod zu tun, hatte unschuldige Kinder gesehen, die erwürgt und verbrannt und gnadenlos gefoltert worden waren, Schießereien, Messerstechereien, Opfer, die bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschlagen waren. Wie konnte ein gerechter Gott so viel Böses zulassen?
    Â»Wenn du keine Lust hast, zur Kirche zu gehen, dann ist das in Ordnung«, sagte Josephine. »Aber bring mich wenigstens hin, und hol mich wieder ab.«
    Â»Natürlich.« Sami wurde klar, dass das plötzliche Bedürfnis ihrer Mutter, sich mit Gott wiederzuvereinen, von ihrer Operation herrührte und der ziemlich realen Vorstellung, dass das Leben im nächsten Augenblick vorbei sein könnte. »Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob ich dich begleiten werde.«
    Â»Du warst sehr lange zornig auf Gott«, meinte Josephine. »Seit Er dir deinen Vater nahm. Es ist an der Zeit, Frieden zu schließen, bevor es zu spät ist.«

    Julian und Nicole waren mit dem Essen fertig, zu dem sie eine Flasche Jordan Cabernet getrunken hatten, und saßen auf dem gemütlichen Ledersofa. Die Kritiker vom Magazin Wine Spectator würden die Nase bei dieser Kombination von Essen und Wein rümpfen, doch der Jordan war Julians Lieblingsroter, den er auch problemlos zu Popcorn trank.
    Â»Erzähl mir von der Hütte in Big Bear«, sagte Nicole.
    Julian hatte befürchtet, dass sie wieder damit anfangen würde. »Wenn man bedenkt, dass wir sie nie kaufen

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