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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Weise glücklich, daß sie das Gefühl hatte, mit allem fertig zu werden.
    »Ja«, sagte sie ungeniert und
riskierte sogar hinzuzufügen: »Er wird ziemlich oft hier sein. Es war schön,
Sie mal wiederzusehen«, sagte sie, als sie sich trennten, und sie spazierte mit
federnden Schritten davon und fühlte sich, als würde sie in einem Film
mitspielen. Das Drehbuch war geschrieben. Sie hatte es zwar noch nicht gelesen,
aber sie schien den Text zu kennen. Die Kameras liefen bereits, und sie wußte
nicht, wann der Regisseur »Cut!« schreien würde.
     
    »Das war lecker«, sagte Neil, als er
den Rest Lasagne direkt aus dem Jenaer Glas aß und die knusprigen, verbrannten
Stücke an den Rändern abkratzte. »Ich mache das schon«, fügte er hinzu, als er
sah, daß Lia mit dem Abwasch anfing. »Nein, wirklich. Setz dich nur, du mußt
müde sein.«
    Sie war zu erschöpft, um zu
protestieren.
    »Es war ein langer Tag«, gab sie zu,
goß sich eine Tasse Tee ein und setzte sich damit an den Küchentisch.
    Die Tomatensauce verwandelte sich in
seinem Magen zu Säure, und er mußte auf den Knoblauch aufstoßen. War das der
Auftakt für die Frage, warum er so spät nach Hause gekommen war? Wußte sie es?
Er hatte das Gefühl, aus jeder einzelnen Pore Schuld auszuschwitzen. Er tauchte
die Hände in das heiße Abwaschwasser und verbrühte sich dabei. Er versuchte,
sich vom Makel der Sünde reinzuwaschen.
    »Aber für Ginger war es auch ein
harter Tag...«, fuhr sie fort. »Du weißt ja, wie es ist, wenn man aus dem
Urlaub kommt. Sie meint, sie kann normalerweise gegen halb sechs hier sein,
spätestens um sechs. Sie will fragen, ob sie früher anfangen und früher
aufhören kann, dann hätte sie abends mehr Zeit für Guy... Und für mich wäre es
auch besser, weil ich immer so früh aufstehe...«, schwatzte Lia weiter, die
eindeutig keine Ahnung von seiner Qual hatte.
    »Wirklich?« Er versuchte, sie zum
Reden zu ermutigen, weil er selbst lieber nichts sagen wollte.
    »Die arme Ginger! Ihre Chefin klingt
so furchtbar, obwohl sie anscheinend etwas netter zu ihr war, weil sie gehört
hat, wie gut sie sich in dieser Fernsehsendung geschlagen hat, und vielleicht
kriegt Ginger einen besseren Job, aber dafür muß sie sich mit einem Mann
treffen...«
    »Mit wem denn?« fragte er
geistesabwesend. Er hörte nicht richtig zu, nahm aber eine Pause wahr.
    »Der Mann, mit dem sie die Affäre
hatte«, sagte Lia.
    Wieder zitterte er innerlich. »Was
hältst du davon?« fragte er abrupt.
    »Ich halte es für eine gute Idee, daß
sie sich mit ihm trifft, um die Sache ein für allemal zu klären«, sagte sie.
    »Nein, ich meine, was hältst du davon,
daß sie mit einem verheirateten Mann gevögelt hat?«
    »Er ist gar nicht verheiratet.«
    Wich sie ihm bewußt aus, um ihn aufs
Glatteis zu führen?
    »Na, dann halt mit einem liierten?«
fragte er und machte sich auf einen Wutausbruch gefaßt.
    »Was meinst du damit? Ob ich glaube,
daß das richtig war?« fragte sie, angenehm überrascht über sein plötzliches
Interesse. Nach kurzem Nachdenken fügte sie hinzu: »Moralisch gesehen, finde
ich eigentlich nicht, daß es ihr Problem ist. Schließlich ist er derjenige, der
eine Freundin hat.«
    Platte er wirklich gehofft, sie würde
ihm eine Art indirekte Absolution erteilen, fragte er sich und versuchte sich
zusammenzureißen. Energisch scheuerte er das Jenaer Glas mit Stahlwolle.
    »Laß es gut sein«, sagte Lia, die das
Kratzen von Metall auf Glas nicht ertragen konnte. »Weich es ein. Ich mache es
später sauber.«
    »Nein, entspann dich. Stell dir Musik
an oder so. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie wollte protestieren, hielt sich aber
selbst davon ab. Sie konnte sich nicht immer beschweren, daß er nicht genug im
Haushalt half, wenn sie ihn nicht machen ließ. Außerdem arbeiteten sie jetzt
beide, rief sie sich ins Gedächtnis. Sie konnte ein Lied davon singen. Ihr
ganzer Körper war müde. Sie war fix und fertig von der Verantwortung für zwei
kleine Lebewesen. Sie ließ sich aufs Sofa plumpsen und war bereits
eingeschlafen, als er sich zu ihr gesellte.
    Als er später in der Badewanne lag,
das Wasser bis zu den Ohrläppchen wie eine Decke, die Füße neben den
Wasserhähnen herausgestreckt, hörte er, wie Lia Anouska beim Stillen etwas
vorsang. Es war bald Zeit, sie ins Bett zu legen. Heute abend hatte er die
beiden nicht ansehen können. Er konnte diesen süßlichen Anblick nicht ertragen,
die intensive Zwiesprache zwischen Mutter und Kind, die

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