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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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einem den Eindruck
vermittelte, als seien sie von einem Magnetfeld umgeben — weich, golden und
undurchdringlich. Er verstand jetzt, warum Maler Maria und dem Jesuskind
Heiligenscheine verpaßt hatten. Er stellte fest, daß er sich Lias Brüste gar
nicht mehr ohne ein gespitztes Mündchen drumherum vorstellen konnte, das nur
von ihnen abließ, wenn Anouska beim Saugen ab und zu eine Pause machte, ihre
Mutter ansah und lächelte.
    Alisons Brüste dagegen waren klein und
fest, die Haut schneeweiß und glatt wie Marmor, die Brustwarzen dunkel-rosa.
Sie schmeckten nach Parfüm, und das Bettzeug roch unbenutzt, nur leicht feucht
und staubig, ohne diesen widerlichen, durchdringenden Geruch menschlicher
Milch, die nach überreifen Melonen und Käse stank.
    Er schloß die Augen und dachte an ihr
freudestrahlendes Gesicht, an ihr schwingendes, kastanienbraunes Haar, an ihren
stolzen Gang. Sie wirkte so stark und entschlossen, doch im Innern war sie
weich wie Ton. Es war eine umwerfend attraktive Kombination. Er fragte sich, ob
auch andere die Verletzlichkeit sahen, die sie hinter der feindseligen Miene,
die sie aufsetzte, wenn sie Angst hatte, und der arroganten Kopfbewegung, wenn
sie nervös war, verbarg. Wagte es sonst noch jemand, ihr gepflegtes Haar zu
zerzausen und ihr den dicken roten Lippenstift übers ganze Gesicht zu
verschmieren? Plötzlich wurde er von rasender Eifersucht auf jeden Mann
gepackt, der sie je angefaßt hatte, und als er die Augen öffnete, sah er seine
Erektion wie einen Leuchtturm aus dem Wasser stehen.
     
    Alison lag im Wintergarten und hörte
ihre Hotel California-LP. Sie wußte, daß ihre Euphorie jeden Moment zu
Ende sein mußte und die Schuldgefühle einsetzen mußten. Sie versuchte an Lia zu
denken. Sie war ein lieber Mensch und eine Freundin, und sie konnte ihr das
nicht antun. Doch sie war nicht in der Lage, Lia mit irgend etwas von dem, was
geschehen war, in Verbindung zu bringen. Sie fühlte sich, als hätte sie etwas
wiedergewonnen, das ihr gehörte. Etwas, das mit niemand sonst etwas zu tun
hatte.
    Sie fuhr zusammen, als sie hörte, wie
Stephen die Tür aufschloß. Hastig stellte sie den Plattenspieler ab. Als er
seinen Mantel aufgehängt hatte, füllte sie gerade an der Spüle den Wasserkessel.
    »Du siehst gut aus«, sagte Stephen,
als sie sich umdrehte und ihn begrüßte.
    »Wirklich?« Sie runzelte die Stirn.
    »Richtig strahlend«, sagte er. »Du
siehst aus, als hättest du in der Kälte einen langen Spaziergang gemacht!
Machst du Tee?«
    Sie sah auf den Wasserkocher in ihrer
Hand, als wäre sie überrascht, ihn dort zu entdecken. Sie hatte sich am
erstbesten Gegenstand festgehalten, damit er nicht sah, wie sehr ihre Hände
zitterten.
    »Möchtest du welchen?« fragte sie.
    »Ich glaub, ich nehm lieber einen Gin
Tonic«, sagte er und schlenderte zum Schrank in der Sitzecke, in dem sie
Spirituosen aufbewahrten.
    »Ich mache dir einen. Setz dich nur.
Harter Tag?« Sie beschäftigte sich damit, eine Zitrone in Scheiben zu
schneiden, eine Handvoll Eis aus dem Behälter im Gefrierfach zu holen und sie
klirrend in schmale, hohe Gläser fallen zu lassen.
    »Das Übliche«, sagte er.
    Mehr sagte er nie über seine
alltägliche Arbeit. Anfangs hatte sie sich über seine einsilbigen Antworten
geärgert und sie fast als Beleidigung ihrer Intelligenz aufgefaßt, aber nach
einer Weile war ihr aufgegangen, daß er seine eigenen Rituale brauchte, um mit
dem Streß seines Jobs fertigzuwerden. Darüber zu reden machte es für ihn nur
noch schlimmer.
    Sie setzte sich ihm gegenüber und
sagte forsch-fröhlich, während sie in ihr Glas blickte, als könnte sie dort
allerlei Faszinierendes entdecken: »Ich bin in der Wohnung gewesen. Ich glaube,
ich lasse dort ein paar Sachen renovieren.«
    »Aha...« Er hielt inne und fügte dann
ermutigend hinzu: »Gut!«
    Sie lächelte ihn an.
    »Wir könnten jederzeit wieder nach
London ziehen«, sagte er. Er sah, wie belebend der Ausflug auf sie gewirkt
hatte.
    Ihm war nicht entgangen, daß sie nach
dem Umzug nach Kew nie ganz glücklich gewesen war, aber ihm war nicht klar gewesen,
daß das geographische Gründe haben könnte. Vielleicht wäre es besser, wenn sie
näher bei ihren alten Freunden leben würden. Er fing an auszurechnen, wieviel
Geld sie brauchen würden, um ein entsprechendes Haus in Islington zu kaufen
oder irgendwo, wo es ein bißchen preiswerter war, wie in Kentish Town. Wenn
Alison ihre Wohnung verkaufen würde, hätten sie eine Menge

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