Keine große Affäre
so recht, ob dir das gefällt, oder?«
»Doch... Es gefällt mir... Bitte...«
Sie versuchte sich aufzusetzen. Immer, wenn er sie dort berührte, fuhr sie
zusammen wie bei einem Stromschlag. Er drückte sie wieder in die Kissen.
»Wenn ich es sage. Du bist hart. Deine
Klitoris ist wirklich hart. Du willst unbedingt kommen, stimmt’s?«
»Ja«, wimmerte sie. Sie spürte die
Flut der Säfte in ihrer Vagina, als er mit ihr sprach.
Er steckte den Finger dorthin, wo es
feucht war, und widmete sich dann wieder ihrer Klitoris.
»Oh Gott!« sagte sie, als sie den
Orgasmus kommen fühlte. »Bitte!«
»Wenn ich es sage.« Wieder ließ er
einen Finger in sie gleiten. Sie spürte, wie ihre Muskeln sich um ihn
zusammenzogen. »Das gefällt dir, stimmt’s?« zischte er ihr ins Ohr.
Sie schloß die Augen und fing an zu
phantasieren. Es war im heißen, trockenen Sommer 1976. Sie lag am mit Buschwerk
bewachsenen Ufer der Blauen Lagune im Gras. Neil war über ihr und stieß immer
wieder in sie hinein. Sie konnte sein rosa Gesicht sehen, seine
Entschlossenheit zu kommen, und plötzlich kam auch sie. Phantasie verschmolz
mit der Realität — eine perfekte sexuelle Alchemie, die ihr einen Schock
versetzte, der sie zitternd und benommen zurückließ.
Danach konnte sie nicht aufhören, ihn
zu küssen. Sie wollte jeden Zentimeter seines Körpers schmecken, jede einzelne
Pore berühren und wieder in Besitz nehmen. Dann fiel sie auf einmal erschöpft
in die Kissen zurück, und als ihr Atem langsamer ging, lauschte sie den
Stadtgeräuschen in der Ferne und den gedämpften Klängen des Klaviers im
schalldichten Zimmer über ihnen.
» A tinkling piano in the
next apartment ...«
»Ich muß jetzt gehen«, sagte er
schließlich.
»Trink doch erst noch einen Kaffee.«
Sie stand auf, warf sich ihren
Kaschmirmantel über wie einen Morgenmantel und ging in die Küche. Er zog sich
allein an.
Als sie gerade heißes Wasser in einen
Becher goß, spürte sie seinen Kuß im Nacken. Sie drehte sich herum, aber er war
schon fast an der Tür.
»Wir haben gar nicht geredet«, sagte
sie.
»Nein«, sagte er schlicht und ließ sie
stehen. Hilflos hielt sie den dampfenden Becher in der Hand.
Als sie die Wohnung abschloß, taperte
Friedrich, der uralte Pianist aus der Wohnung über ihr, gerade zur Haustür.
Sein Scotchterrier jaulte, weil er ihm zu trantütig war.
»Meine Liebe! Wie nett!« Sein altes,
zerknittertes Gesicht hellte sich auf, als er sie erkannte.
In den acht Jahren, bevor sie Stephen
geheiratet hatte, waren sie Nachbarn gewesen. Als Friedrich noch mit seinem
Trio auf Tournee ging, hatte sie manchmal auf Mendelssohn aufgepaßt. Sie hatte
immer gedacht, was für ein lächerlicher, langer Name das für einen so kleinen,
albernen Hund war.
Sie lächelte ihn an, hüpfte die Treppe
hoch, wobei sie immer zwei Stufen nahm, und küßte ihn auf beide Wangen.
»Ist alles in Ordnung?« fragte er sie
und runzelte plötzlich die Stirn. »Sie ziehen doch nicht wieder ein, hoffe
ich... Ich würde mich zwar freuen,... aber...«
»Alles ist bestens! Und vielen Dank
für Ihr Geschenk!«
Kurz nach Bens Geburt war ein kleines
Xylophon mit der Post gekommen, in einem mit braunem Papier eingeschlagenen
Paket mit einer haarigen Schnur drumherum.
»Gefällt es ihm?« fragte Friedrich
erfreut.
»Na ja, im Moment ist er noch ein
bißchen klein, aber er hat es sehr gern, wenn Stephen ihm etwas darauf
vorspielt!«
»Und Stephen?«
»Dem geht’s sehr gut, danke.«
»Schön!« Friedrich war überglücklich
gewesen, als sie ihm erzählt hatte, daß ihr Zukünftiger Klavier spielte.
Plötzlich wurde ihr klar, warum sein
runzeliges, altes Gesicht so neugierig aussah, und was das Stirnrunzeln zu
bedeuten hatte. Friedrich war der selbsternannte Sicherheitsdienst der Gegend.
Ein Fremder, der auf seiner Treppe saß, wäre ihm niemals entgangen.
»Sarah-Jane ist ausgezogen«,
improvisierte Alison. »Deshalb will ich ein bißchen renovieren.«
»Ach, da war also jemand da, der es
Ihnen — wie sagt man?«
»Macht?« beendete Alison den Satz für
ihn.
»Ja, der es Ihnen macht«, stimmte er
zu.
Sie fragte sich, ob sein Englisch nach
den fünfzig Jahren, die er hier gelebt hatte, wirklich immer noch so schlecht
war, oder ob das seine Art war, ihr zu sagen, daß das sehr zweideutig war.
Strahlte sie wirklich so, daß jeder, der sie sah, genau wußte, was sie getan
hatte? Normalerweise hätten solche Gedanken sie beunruhigt, aber sie war auf so
surreale
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