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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Ginger vererbt hatte. Ginger war sehr traurig
gewesen, daß Hermione ihr erstes Urenkelchen nicht mehr erleben durfte, aber
sie fühlte sich so wohl in ihrer Wohnung, zwischen den schweren viktorianischen
Möbeln und all dem Nippes, daß ihr manchmal war, als sei ein Stück von Hermione
dort geblieben und wachte über sie.
    Es war dunkel, als sie die Tür
aufschloß, aber ihr Anrufbeantworter auf dem Eßtisch blinkte wie die
Lichterkette eines Christbaumes.
    Sie drückte auf Play.
    Piep.
    »Ich bin’s nur«, sagte ihre
Zwillingsschwester Patricia mit dem Spitznamen Pic. »Du hast ja ewig nichts von
dir hören lassen. Bist du okay? Ruf mich an, aber nicht allzu spät. Tschüüs!«
    Ginger drehte den Wasserhahn in der
Küche auf und hielt den Kopf darunter. Das tröpfelnde Wasser fühlte sich auf
dem Nacken eisig an.
    Piep.
    »Virginia, hier ist deine Mutter. Wie
geht’s? Vergiß nicht, daß Daddy am Donnerstag operiert wird. Er würde dich so
gern sehen, Schatz...«
    Ginger seufzte und drehte das Wasser
stärker auf. Bei ihrer Mutter klang das so einfach.
    Piep.
    »Hier ist nochmal Pic. Ich wollte dir
nur sagen, ich besuche morgen Mittag Daddy, und ich hab überlegt, ob du nicht
mitkommen willst, zur moralischen Unterstützung. Wenn du erst spät
zurückkommst, ruf mich in der Arbeit an.«
    Ginger sah auf die Uhr. Es war zu
spät. Wieso gingen Pic und Ed bloß immer schon so früh ins Bett? Das war ihr
ein Rätsel.
    Piep.
    »Ginger? Hier ist Charlie Prince. Ruf
mich doch mal an.«
    Ginger hob den Kopf so ruckartig, daß
sie sich am Wasserhahn stieß.
    Piep.
    »Schatz, ich wünschte wirklich, ich
müßte nicht immer auf diese gräßliche Maschine sprechen...«
    Ginger wartete den Rest der zweiten
Nachricht ihrer Mutter gar nicht ab, sondern drückte Rewind.
    »Ginger? Hier ist Charlie Prince...«
    Shit!
    Ihr schossen alle möglichen angenehmen
Gründe für seinen Anruf durch den Kopf: Vielleicht war er ein paar Monate im
Ausland gewesen und hatte sie nicht vergessen können. Deshalb rief er nach
seiner Landung in Heathrow sofort an. Möglich, dachte sie, aber sehr
unwahrscheinlich, wenn man die Leistungsfähigkeit der internationalen
Fernmeldetechnik in Betracht zog. Außerdem hatte sie vor kurzem in einer
Fernsehsendung ein Photo von ihm gesehen, bei einer britischen Preisverleihung,
deshalb... Vielleicht hatten er und Lucretia sich diesmal endgültig getrennt
und... Nein. Charlie und Lucretia waren wie eine Billigausgabe von Hugh Grant
und Liz Hurley. Sie waren zusammen, dann auseinander, dann wieder zusammen,
aber in Wirklichkeit waren sie immer zusammen, denn einer war ohne den anderen
nur die Hälfte wert, daher... Vielleicht mistete er gerade seinen Terminplaner
aus, war auf ihren Namen gestoßen, hatte sich an ihre gemeinsame Nacht
erinnert, gelächelt und zum Hörer gegriffen? Nein, denn sie war seitdem
umgezogen und hatte eine andere Nummer... Und überhaupt, ihre Phantasie ging
mit ihr durch.
    Jetzt spielte sie die potentiellen
unangenehmen Gründe für seinen Anruf durch. Vielleicht war Robert ihm über den
Weg gelaufen, sie hatten über sie gesprochen, und Robert hatte es ihm erzählt.
Nein, das konnte nicht sein. Sie hatte ihn auf Geheimhaltung eingeschworen.
Aber Robert neigte zu Unzuverlässigkeit, wenn im Umkreis von zehn Metern ein
gutaussehender Mann auf tauchte, dachte sie. Und warum sollte Charlie sonst
nach dieser langen Zeit bei ihr anrufen? Oh Gott, vielleicht hatte Charlie
AIDS, und sie hatten ihm geraten, sich mit allen in Verbindung zu setzen, mit
denen er geschlafen hatte, und er hatte ihnen gesagt, daß er immer Kondome
benutzt hatte, aber dann fiel ihm diese Nacht ein und... Nein, das konnte nicht
sein. Soviel Pech konnte man gar nicht haben...
    Ginger fuhr erschreckt zusammen, als
sie sich zufällig in dem vergoldeten Spiegel über dem schwarzen Marmorkamin
sah. Sie brauchte immer eine Weile, bis ihr dämmerte, daß die runde Lady, die
sich von der Taille an wie eine Gummipuppe nach hinten zu lehnen schien,
wirklich sie selbst war. Wenn ich mir selbst so einen Schrecken einjage, werde
ich nie einschlafen, dachte sie und nahm den Hörer ab.
    »Pic? Ihr habt doch noch nicht
geschlafen, oder? Entschuldigung...« Sie wartete, während ihre
Zwillingsschwester am anderen Ende der Leitung aus dem Bett stieg, ihrem
brummelnden Ehemann ein Küßchen auf die Wange drückte und mit dem schnurlosen
Telefon nach unten ging. »Ich bin gerade erst gekommen... Nein, ich war bei dem
Schwangerschaftskurs

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