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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Hörer ab. Sie suchte an der
Kühlschranktür nach dem Zettel, auf den Neil den Namen und die Telephonnummer
des Hotels in Paris geschrieben hatte.
    Es war eine solche Erleichterung zu
hören, wie die Verbindung zustande kam, daß es Lia erst in den Sinn kam, daß
sie kein Französisch sprach, als die Frau an der Rezeption abnahm. Sie sagte
mehrmals Neils Namen.
    Schweigen.
    »Er ist bei Ihnen abgestiegen«, sagte
sie sehr langsam. »Er ist Gast in Ihrem Hotel.«
    Sie verstand die Worte nicht, aber sie
klangen negativ.
    »Spricht bei Ihnen irgendwer
Englisch?«
    Die Antwort war eisig und negativ.
    » Habla espanol? « Verzweifelt
versuchte sie es mit einer anderen Sprache.
    » Si, poco .«
    Dadurch ermutigt, daß sie in der
Stimme der Frau ein Lächeln zu hören glaubte, stellte sie ihre Frage mit den
wenigen spanischen Worten, die sie noch beherrschte.
    Nein, im Hotel wohnte niemand, der so
hieß, antwortete die Frau.
    Er ist Lehrer, mit Schülern. Aus
London. Jetzt wüßte sie doch sicher, wer er war.
    Nein, lautete die Antwort. Dies ist
ein kleines Hotel, nur zwölf Zimmer, wir nehmen keine Schulklassen.
    »Entschuldigen Sie vielmals«, sagte
Lia, die ganz automatisch um Verzeihung bat und den Hörer auflegte, als hätte
sie eine falsche Nummer gewählt. Sie sah noch einmal auf den Zettel. Nein, es
war das richtige Hotel. Der Name war derselbe wie der, mit dem die Frau an der
Rezeption sich gemeldet hatte. Es mußte ein Irrtum sein. Sie hob noch einmal ab
und legte wieder auf. Es hatte keinen Zweck, die ganze Prozedur noch einmal zu
wiederholen. Sie mußte sich überlegen, was sie sagen sollte.
    Dann klingelte es, und Ginger stand
vor der Tür. Sie sah sehr blaß aus.
    »Wie geht es ihm?« fragte Lia besorgt.
    »Keine Veränderung«, sagte Ginger
niedergeschlagen. »Je länger es dauert, bis er aufwacht, desto schlimmer ist es
anscheinend. Wie geht’s Anouska?«
    »Sie schläft. Keine große Veränderung,
denke ich«, sagte Lia.
    »Soll ich noch mal hier übernachten?«
fragte Ginger sie und sank in einen Sessel.
    »Würde es dir was ausmachen?« fragte
Lia, die zu müde war, um zu protestieren.
    »Solange wir nicht die Reste von
gestern abend essen müssen«, sagte Ginger und setzte sich plötzlich lebhaft
auf. »Ich glaube, ich werde süßsaure Sauce immer mit Krankenhäusern
assoziieren. Ist dir schon aufgefallen, daß man, wenn man nicht viel schläft,
den Geschmack seiner letzten Mahlzeit nicht aus dem Mund bekommt? Ich habe
schon alles probiert: Äpfel, Pfefferminzbonbons, ich habe sogar im
Krankenhausladen eine Zahnbürste gekauft, aber es ist immer noch da... Wie
geht’s meinem Sohn?«
    »Dem geht’s gut. Er hat schön gebadet
und ist problemlos eingeschlafen«, sagte Lia und kicherte vor Erleichterung,
daß noch jemand da war.
    Jetzt, wo Ginger zurück war, erschien
es ihr gar nicht mehr so schlimm, daß sie nicht mit Neil hatte reden können.
Sie spielte mit dem Gedanken, Ginger zu fragen, ob sie Französisch sprach,
entschied sich jedoch dagegen. Sie mußte nur noch einen Tag und ein paar
Stunden aushalten, und dann würde er zu Hause sein, und alles wäre in bester
Ordnung.
     
    Alison hatte recht gehabt. An einem sonnigen
Sonntagmorgen war der Place des Vosges der perfekte Aufenthaltsort. Er hatte
sich an einem internationalen Kiosk in der Nähe von Notre Dame den Observer gekauft, und jetzt saß er mitten auf dem Platz auf einer Steinbank und las den
Sportteil. Er war erleichtert, allein zu sein. Nur ein paar räudige Tauben
leisteten ihm Gesellschaft. Der Platz war seltsam unbelebt, als wäre ganz Paris
noch im Bett und hätte die Vorhänge noch nicht geöffnet, um zu sehen, was für
ein herrlicher Frühlingstag es war. Die Sonne wärmte sein Gesicht angenehm.
Zwischen den Artikeln sah er auf und streckte sich. Er versuchte immer noch,
richtig wach zu werden. Er hatte in der letzten Nacht so gut geschlafen wie
seit Monaten nicht mehr.
    Es war vorbei, und er konnte sich fast
entspannen.
    Er hatte sich nie überlegt, wie es
enden würde. Hätte er das getan, hätte er sich eine Menge Gebrüll, Ficken und
Tränen vorgestellt. Aber nichts davon war passiert. Vielleicht kam das noch.
    Vorsichtig pickend kam eine neugierige
Taube auf ihn zu. Er schlurfte auf dem Schotter, um sie zu verscheuchen, und
wandte sich wieder der Zeitung zu. Ein Trainer aus der ersten Liga war gefeuert
worden, weil seiner Mannschaft der Abstieg drohte. Der Sportredakteur
spekulierte darüber, wer ihn ersetzen würde. Neil las

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