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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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wo
wollen wir hingehen?«
    »Was möchtest du denn gern trinken?«
fragte Ginger, die überrascht feststellte, daß sie seit fast einem Jahr
befreundet waren und noch nie allein zusammen ausgegangen waren.
    »Bier. Und ich meine nicht diese
warme, trübe Brühe in Gläsern, sondern helles, kühles Bier mit Kohlensäure aus
der Flasche.«
    In einer Straße zwischen der Piazza
und The Strand entdeckten sie eine amerikanische Bar. Drinnen war es kühl und
dunkel, und es waren sehr wenig Leute dort. Der Samstagabend hatte noch nicht
begonnen. Ginger kaufte zwei Flaschen eiskaltes Beck’s Bier, ging zur Jukebox
und suchte sich Nancy Griffiths aus.
    »In gewisser Weise ist es ziemlich
feministisch, dieses Ballett«, sagte Lia nachdenklich. »Ich meine, all die
Geister der betrogenen Frauen, die die Männer bestrafen, indem sie sie zwingen,
sich zu Tode zu tanzen.«
    »Hmm... ja, stimmt, aber ich verstehe
nicht, wieso Giselle den Prinzen rettet«, fügte Ginger hinzu.
    »Na ja, sie liebt ihn halt noch«,
klärte Lia sie auf. »Man hört nicht auf, jemanden zu lieben, nur weil er etwas
Schlimmes tut.«
    »Wirklich nicht? Wahrscheinlich
nicht«, sagte Ginger, bemüht, vom Thema abzulenken. »Aber ich verstehe nicht,
warum der arme alte Hilarion sterben muß. In dem Stück spielt die Klassenfrage
eine große Rolle, nicht? Ich meine, er hat überhaupt nichts getan, außer
Giselle zu lieben, und trotzdem wird er bestraft, weil er ein Niemand ist, und
der Prinz kommt davon... Aber vielleicht eignet sich Ballett einfach nicht für
feministische und marxistische Analysen«, räumte sie ein, als sie Lias Gesichtsausdruck
sah.
    Lia kicherte und ging zur Theke, um
noch zwei Bier zu kaufen.
    »Das ist schön«, sagte sie, als sie
sich kurze Zeit später setzte. »Es ist, als wäre ich wieder Single und hätte
meine Freiheit.« Sie nahm einen Schluck aus der Flasche.
    »Wünschst du dir das manchmal?« fragte
Ginger sie.
    »Meinst du Freiheit ohne Kind? Nein —
na ja, nie sehr lange. Und du?« fragte Lia, und Ginger bemerkte, daß sie
absichtlich den Teil der Frage vermied, der das Singlesein betraf.
    »Guy zu bekommen ist das Beste, das
ich je getan habe«, sagte Ginger. »Und ich habe es noch keine Sekunde bereut...
Aber ich hatte bisher Glück. Er ist so robust und fröhlich. Vielleicht bin ich
gar nicht mehr so begeistert, wenn er sich mit zwei in ein Monster
verwandelt... Und ich weiß nicht, wie ich damit klarkäme, wenn er krank wäre.«
Es war ihre Art, ihre Bewunderung darüber auszudrücken, wie Lia das bewältigt
hatte.
    »Ich weiß nicht, wie ich allein
klarkäme«, sagte Lia, die automatisch das Kompliment erwiderte.
    »Ach, in mancher Hinsicht habe ich es
wahrscheinlich sogar leichter«, sagte Ginger zu ihr. »Ich kann machen, was ich
will, und auch, wenn es anstrengend ist, muß ich wenigstens nicht noch Zeit für
den Partner finden und all diesen Quatsch. Es reicht, Guy eine Geschichte vorzulesen
und ihn zum Einschlafen zu bringen, ohne noch irgendeinen Kerl besänftigen zu
müssen, der in meinem Wohnzimmer rumsitzt und dessen blödes, männliches Ego es
nicht verträgt, daß ich mich meinem Baby widme.«
    Lia warf den Kopf zurück und lachte.
    Ginger erwärmte sich langsam für das
Thema. »Ehrlich, ich glaube manchmal, Männer machen einfach zuviel Ärger.«
    Lia fand, daß Ginger vielleicht ein
bißchen zu lautstark protestierte. Sie hatte erlebt, wie glücklich sie gewesen
war, als sie sich mit Charlie getroffen hatte, aber sie verstand, wieso sie das
Risiko einer Beziehung mit ihm nicht eingehen wollte.
    Sie tranken weiter ihr Bier. Ginger
fiel auf, daß Lia wieder leicht unruhig wurde.
    »Ruf doch noch mal an, wenn du
willst«, sagte sie.
    »Nein, das will ich eigentlich gar
nicht«, sagte Lia. »Ich wünschte nur, ich wäre nicht dauernd so beunruhigt. Das
hier hilft zwar«, sagte sie und hob ihre leere Flasche hoch. »Aber das ist
nicht gerade der beste Weg, seine Gefühle zu unterdrücken, oder? Es hilft auch,
mit dir zu reden.«
    Ginger lächelte sie an. Der Alkohol
nahm ihr die ungewohnten Hemmungen. Es gab so viel, was sie Lia fragen wollte,
und sie vergaß langsam, wieso sie die Fragen eigentlich nicht stellen sollte.
Sie ging noch einmal zur Theke und kam mit zwei weiteren Flaschen und einer
Schüssel Tortilla Chips zurück.
    »Das sollten wir öfters machen«, sagte
sie und mampfte ein Chip. »Ausgehen und Spaß haben... Wenn Neil nichts dagegen
hat?« Sie ging mit der Subtilität eines Bulldozers vor,

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