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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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nicht ausstehen«,
sagte sie.
    »Ja, wonach suchst du denn?« fragte
ihre Mutter und tippte mit der Spitze ihrer Krokodillederschuhe auf den
staubigen Perserteppich in Gingers Wohnzimmer. Offensichtlich ging ihr das
Chaos in der Wohnung gewaltig gegen den Strich.
    »Wahrscheinlich jemanden, der mir
sympathisch ist«, sagte Ginger und schaute in das Babykörbchen auf der
Arbeitsplatte in der Küche. Guy schlief. Sein Wuschelhaar stand in alle
Richtungen. Für diesen Look hätte ein Punker Stunden vor dem Spiegel zubringen
müssen.
    »Also wirklich, Schätzchen«, sagte
ihre Mutter, die mit müder Stimme das post mortem auf das Kindermädchen
fortsetzte. »Eine Freundin wirst du bestimmt nicht finden. Meiner Erfahrung
nach sind Kindermädchen praktisch denkende Frauen ohne große Rosinen im Kopf.
Sonst hätten sie nämlich einen anderen Beruf ergriffen.«
    »Braucht man denn so wenig
Fähigkeiten, um ein Kind aufzuziehen?« fragte Ginger sie provokativ. Sie rührte
sich Zucker in den Kaffee und fügte boshaft hinzu: »Aber woher solltest du das
wissen.«
    »Du weißt genau, was ich meine,
Ginger.« Ihre Mutter seufzte verärgert, ließ sich aber nicht provozieren.
    »Egal«, sagte Ginger, nahm das
Babykörbchen und setzte sich ihrer Mutter gegenüber in einen Sessel. »Ich will
gar keine Freundin. Ich will nur jemanden, mit dem ich gut klarkomme. Jeannie
war eine Woche okay, aber ich will nicht ständig jemanden mittleren Alters um
mich haben.«
    »Nun, ich dachte, jemand mit Erfahrung
wäre besser für dich, jemand, der zuverlässig ist«, sagte ihre Mutter und hatte
sich damit verplappert.
    »Du hast bei der Agentur also extra
ältere verlangt?« fragte Ginger empört. »Ah, jetzt versteh ich. In Wirklichkeit
willst du jemanden einstellen, der mich bespitzelt und dich auf dem laufenden
hält, so wie du es mit unseren Kindermädchen gemacht hast, als wir klein
waren.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Virginia.
Du hast deine Kindermädchen geliebt.«
    »Ich habe sie gehaßt, ohne Ausnahme«,
informierte Ginger sie. »Wahrscheinlich haben sie dir weisgemacht, daß ich sie
liebe, aber du hast dir nie die Mühe gemacht, mich zu fragen, und das ist genau
der Punkt.«
    »Ich glaube nicht, daß dies der
richtige Moment ist, alte Geschichten aufzuwärmen. Du etwa? Wir blicken jetzt
nach vorn, und wenn ich dieses Kindermädchen schon bezahle, dann ist es nur
recht und billig, daß ich ein Wörtchen darüber mitzureden habe, was für ein
Mensch sich um meinen Enkelsohn kümmert.«
    »Du klingst genau wie Daddy«, sagte
Ginger und starrte ihre Mutter an, die leicht verlegen wegsah, weil sie
außerstande war, sich der Herausforderung ihrer Tochter zu stellen.
    »Oh, ich verstehe. Es war Daddys Idee,
nicht wahr?« Plötzlich ging Ginger ein Licht auf. »Ich frage mich, wieso ich so
lange gebraucht habe, es zu kapieren. Der Schlafentzug muß meinem Gehirn
geschadet haben. Du kannst Daddy ausrichten, er kann mich mal. Ich habe gerade
beschlossen, daß ich überhaupt kein Kindermädchen will, und dagegen könnt ihr
überhaupt nichts machen...«
    »Ginger«, sagte ihre Mutter. »Du bist
so undankbar. Daddy hat in der letzten Zeit so sehr unter Streß gestanden...«
    »Wegen mir? Los, sag’s schon. Wenn
Daddy nicht so schäbige Ansichten über ledige Mütter hätte, dann wäre er gar
nicht in diese Verlegenheit gekommen, oder? Vielleicht sollte er einfach seine
Einstellung ändern, wenn die Vorstellung, daß seine eigene Tochter gegen seine
Prinzipien verstößt, ihm so sehr zu schaffen macht.«
    »Ich bin den ganzen weiten Weg hierher
gekommen, um dir zu helfen, aber offensichtlich kann man mit dir im Moment
nicht vernünftig reden«, sagte ihre Mutter, nahm ihre Handtasche und band ihren
Seidenschal zu einem Knoten. »Ich bleibe noch eine Nacht hier, aber dann fahre
ich. In der Zwischenzeit kannst du dir überlegen, was du tun willst.«
    »Das habe ich schon«, sagte Ginger
schmollend und ließ sich in den Sessel zurückfallen.
    »Ich finde schon allein raus«, sagte
ihre Mutter und warf ihrer Tochter einen verärgerten Blick zu, bevor sie aus
dem Zimmer ging.
    »Ich finde schon allein raus«, äffte
Ginger sie stumm hinter ihrem Rücken nach, und dann klingelte das Telephon.
    »Wie kommst du zurecht?« fragte Lia.
    »Frag lieber nicht«, antwortete
Ginger.
    »Hör mal, Anouska und ich wollen einen
Spaziergang in Kew Gardens machen und wir haben uns gefragt, ob ihr Lust habt,
dort hinzukommen...?«
     
    Im Radio lief eine Sendung

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