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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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müde, um ihm zu folgen.
    Ein paar Minuten später kam er mit dem
Baby und einer Flasche Säuglingsnahrung zurück. Er setzte sich auf den Boden
und steckte ihm den Gummisauger in den Mund.
    »Von jetzt an übernehme ich die
Nachtschicht«, sagte er. »Ich bin an Schlafmangel gewöhnt.«
    »Aber... Fertignahrung...« Sie war zu
erschöpft, um einen Satz zu bilden.
    »Ach, viele Babys gedeihen sehr gut
mit dem Zeug«, sagte er so lässig, wie er konnte, und obwohl die Erleichterung
ihren ganzen Körper durchflutete, fühlte sie sich durch sein Zugeständnis noch
unzulänglicher als zuvor.
     
    Ginger betrachtete ihr Baby und fragte
sich, wie viele andere Frauen in dieser Nacht in London über ihre Kinder
wachten. Hunderte wahrscheinlich, schätzte sie, und allein durch den Gedanken
an sie fühlte sie sich weniger einsam. Es war ihre erste Nacht allein mit Guy,
und sie stand immer wieder auf, um nachzusehen, ob er atmete.
    In der ersten Nacht war Pic bei ihnen
gewesen, dann war ihre Mutter vom Land gekommen. Nach einer Übernachtung auf
dem Feldbett hatte sie jedoch bemerkt: »Ich weiß nicht, was Hermione sich dabei
gedacht hat, dir diese Wohnung zu vererben.«
    Ihre Großmutter und ihre Mutter waren
so unterschiedlich, daß Ginger manchmal vergaß, daß sie auch Mutter und Tochter
waren.
    »Sie wollte, daß ich ein Dach über dem
Kopf habe, ohne Daddy in den Hintern kriechen zu müssen«, erwiderte Ginger
scharf und erinnerte sich liebevoll an Hermiones offene Verachtung für ihren
Schwiegersohn.
    »Nun, sie ist für ein Baby vollkommen
ungeeignet, deshalb habe ich beschlossen, eine Säuglingsschwester für dich zu
engagieren«, antwortete ihre Mutter.
    Was sie eigentlich meinte, erkannte
Ginger, war, daß die Wohnung vollkommen ungeeignet für Übernachtungsgäste wie
sie war und sie keinen blassen Dunst hatte, wie sie mit dem Baby umgehen
sollte, weil sie immer Angestellte gehabt hatte, die sich um ihre Zwillinge
gekümmert hatten. Aber das sagte Ginger nicht, denn sie dachte, daß jede Art
von Hilfe nützlicher wäre als der verblüfft-betrübte Gesichtsausdruck ihrer Mutter,
wenn das Baby schrie.
    Jeannie war mollig und mittleren
Alters, und mit ihrer Uniform und dem strengen Gesichtsausdruck sah sie aus wie
eine Figur aus Hinter Gittern — Der Frauenknast. Aber sie hatte sich als
wirklich lieb entpuppt. Während der ersten, anstrengenden Tage machte sie
Ginger Mut und kochte ihr schöne bekömmliche Mahlzeiten wie Shepherd’s Pie und
Milchpuddings. Gutgelaunt und effizient brachte sie Ginger die Grundlagen der
Säuglingspflege bei, wodurch furchteinflößende Dinge wie das erste Bad nicht
mehr ganz so dramatisch waren. Ihre nüchterne Einstellung hatte Ginger
Selbstvertrauen gegeben, so daß Ginger, als sie ihr an diesem Morgen zum
Abschied nachwinkte, gar nicht darüber nachgedacht hatte, ob sie allein
zurechtkäme.
    »Ich finde, wir haben uns eigentlich
ganz gut geschlagen«, sagte sie zu Guy, als sie ihren Tag Revue passieren ließ.
Sie faltete eine Decke diagonal, genau wie Jeannie es ihr beigebracht hatte,
wickelte ihn ein und legte ihn wieder in das Körbchen. Sie lächelte über die
Diskrepanz zwischen dem blassen Weidenkorb mit der weichen, pastellblauen
Auskleidung und der dunklen Mahagoniekommode, auf der er thronte. Sie stand
wieder auf, nahm das Körbchen und stellte es neben sich aufs Bett. Jeannie
hatte sie gewarnt, daß man ein Baby, wenn es einmal im Bett war, nie wieder
loswürde, aber es war schön, Guy so nah bei sich zu haben. Sie kuschelte sich
neben ihn und löschte das Licht.
    »Mal sehen, ob wir wenigstens drei
Stunden schaffen«, flüsterte sie ihrem Sohn in der Dunkelheit zu.
     
    Als sie in Kew Gardens
spazierengingen, konnte Alison das immer wiederkehrende Gefühl nicht
unterdrücken, daß sie und Stephen, die beide so groß waren, daß sie sich zum
Kinderwagenschieben bücken mußten, so wirkten, als spielten sie Vater, Mutter,
Kind. Sie wünschte, sie hätte nicht den roten Kinderwagen ausgesucht, der ihr
im Laden gefallen hatte, weil er anders aussah, sondern sich wie alle anderen
für den marineblauen entschieden, der nicht so auffallend neu ausgesehen hätte.
    »Kommst du dir nicht blöd vor?« fragte
sie Stephen und hakte sich bei ihm unter.
    »Blöd?« wiederholte er.
    »Na ja, ich meine komisch, irgendwie
anders... Man fühlt sich so anders, wenn man den Wagen schiebt und all das...«
    »Soll ich zurückgehen und das
Tragetuch holen?« fragte er.
    »Nein, nein, natürlich

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