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Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorelei Mathias
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Grauen, wohin dieser Nachmittag, wohin das ganze Wochenende führen würde. Seufzend schlurfte sie auf ihren Platz neben Chloe, die sich einigermaßen von der erlittenen Tortur erholt zu haben schien. Mit sauren Mienen hörten sie zu, wie Bob mit begeisterter Quietschstimme das nächste Spiel erklärte. Es hieß »Zipp, Zapp, Boing!« und diesmal war es an Amelie, den Anfang zu machen.
    Zornestränen zurückkämpfend hob sie den Arm und deutete auf Duncan, der ihr gegenüber stand. »Zapp!«, brüllte sie und schaute dann auf Bob, um zu sehen, ob sie es richtig gemacht hatte. Er bedachte sie mit einem stolzen Blick, weil sie es auf Anhieb kapiert hatte, und wartete dann auf Duncans Antwort. Duncan folgte auch prompt mit einem leisen, schüchternen »Zipp!« und zeigte auf Fleur, die neben ihm stand. Fleur rief »Zapp!« und deutete auf den ihr gegenüberstehenden Josh. Josh schoss ein »Zipp!« auf Amelie, die neben ihm stand. Amelie erwiderte mit einem lauten »Boing!«, welches an Josh abprallte und den Nächsten traf und so weiter.
    »Spitze! Einfach spitze!«, quiekte Bob in höchsten Tönen. »Schneller, schneller!« Strahlend wie ein Kind verfolgte Bob die herumschwirrenden Zipps und Zapps und Boings. Niemand wusste, warum sie dieses alberne Spiel spielten, und konnte sich auch nur ansatzweise erklären, wie zum Teufel es ihrer Kreativität oder gar ihrem Teamgeist auf die Sprünge helfen sollte.
    Nach zehn Minuten Quälerei hatte Bob ein Einsehen und bat die versammelte Mannschaft, an den Tischen Platz zu nehmen. »Das war spitze, Leute, spitze! Ich hoffe, euch ist jetzt hübsch warm geworden. Also, wir machen jetzt Folgendes: Wir besprechen das gerade Erlebte und was es für uns bedeutet.« Gewappnet mit einem dicken rosa Marker trat Bob auf die weiße Tafel zu und schrieb in großen Lettern ein Wort:

KREATIVITÄT
    Langsam, jede Silbe betonend, sagte er, den Blick über die Anwesenden schweifen lassend: »Also, wir haben uns hier versammelt, um herauszufinden, was das Wort bedeutet. Um zu sehen, wie wir es in unseren Alltag integrieren können. Wie wir unsere Kreativität auf Knopfdruck abrufen können, wann immer wir sie brauchen. Was wir uns insbesondere anschauen werden, ist das Geheimnis des KREATIVEN FUNKENS und auf welch mannigfache Arten man ihn entzünden kann. Wir wollen den kreativen Funken isolieren, ihn unters Mikroskop legen und dabei jede Menge über uns selbst lernen!«
    Amelie wünschte sich sehnlichst fort von diesem Ort des Grauens. Egal wohin, sie war nicht wählerisch. Sie hätte Bob am liebsten gepackt und geschüttelt, damit er ein bisschen schneller machte. Das hilft uns doch nicht weiter, dachte sie. Aber Bob redete. Er redete und redete, und Amelie, der nichts Besseres einfiel, um ihre Langeweile zu verscheuchen, sah sich mehr und mehr vom Anblick der großen, haarigen Warze, die auf seinem Kinn prangte, in Bann gezogen. Je mehr er redete, desto größer wurde die Warze, bis sie schließlich nichts anderes mehr wahrnehmen konnte – geschweige denn seinem Geschwätz zuhören. Am Ende blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ganz auszuklinken, die Augen zu schließen und stattdessen an den Abend zu denken, als Charlie auf der Bühne stand – und den Rest der Nacht, ihrer ersten Nacht, die sie zusammen in seiner Wohnung verbracht hatten. Es war schön gewesen, erinnerte sie sich lächelnd, so schön, wie man es unter diesen Umständen erwarten konnte. Gott, wie lange war es her, seit sie zum letzten Mal mit einem Mann zusammen gewesen war? Schmunzelnd musste sie an ihren Schrecken denken, als sie aufwachte und sich allein in seinem Bett wiederfand. Wie sie sofort angenommen hatte, er sei abgehauen. Tatsächlich jedoch war er unten in der Küche gewesen und hatte Frühstück für sie beide gemacht, das er ihr als kleine Überraschung ans Bett gebracht hatte. In den folgenden Tagen war Amelie mit einem seltsam entrückten Grinsen durch die Gegend gelaufen, das ihre Freunde gar nicht an ihr kannten. Ja, wenn man Amelie und Sally betrachtete, kam man nicht umhin, dem Speed-Dating ein paar Pluspunkte zu geben. Offenbar hielt es doch, was es versprach. Amelie musste bei diesem Gedanken grinsen. Leider jedoch war sie nach alledem der Verwirklichung einer erfolgreichen Fast-Love-Werbekampagne noch kein Stück näher gekommen. Sie wusste immer noch nicht, was Speed-Dating eigentlich ausmachte, worin der Kern der Wahrheit lag. Amelie holte sich mit einem Ruck in die Realität zurück und

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