Keine Kuesse für den Boss
war sie zu erschöpft und verzweifelt, um Alex’ Vorschlag weiter abzulehnen. Der Stolz darauf, unabhängig zu sein, musste eben vorübergehend auf Eis gelegt werden.
„Dein Vorschlag von gestern … mit dem Privatdetektiv …“ Dani schmiegte sich an Alex, dessen starker Körper ihr Sicherheit und Geborgenheit vermittelte.
Er strich ihr über die Arme. „Du musst mir nichts weiter verraten, wenn du nicht möchtest. Ich kann einfach einen Termin für dich vereinbaren“, bot er an.
Doch jetzt wollte Dani das Geheimnis mit ihm teilen, das schon so lange auf ihr lastete. „Meine Mutter hat acht Jahre vor meiner Geburt einen Sohn bekommen, Eli, und ihn in Neuseeland zur Adoption freigegeben.“
„Und du möchtest ihn finden.“
Dani nickte. „Wir kennen uns nicht. Er weiß nicht einmal, dass es mich gibt. Und ich habe auch erst kurz vor dem Tod meiner Mutter von seiner Existenz erfahren. Ich habe nur sehr ungenaue Informationen und komme einfach nicht weiter, obwohl ich alles versucht habe.“
„Dann hast du keine weiteren Angehörigen?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Der Detektiv wird dir helfen können“, sagte Alex mit so viel Überzeugung, dass sie ihm sofort glaubte. „Am besten rufen wir ihn gleich heute Abend an.“
„Hast du denn nichts vor?“
„Nichts, was schöner wäre, als den Abend mit dir gemeinsam zu verbringen.“
Von Erleichterung und Erschöpfung überwältigt, lehnte Dani den Kopf an Alex’ Oberkörper und schloss die Augen.
„Mach dir keine Gedanken, Dani“, hörte sie ihn wie aus weiter Entfernung sagen. „Wir finden ihn.“
9. KAPITEL
Dani blickte auf, als Alex seufzte.
Er legte sein Besteck beiseite und lächelte ein wenig gequält. „Wir müssen heute Abend ausgehen.“
Fast hätte sie sich am Essen verschluckt. Er hatte sie auf die Sekunde pünktlich nach der Arbeit abgeholt, zu Hause sofort in seine Arme gezogen, sie auf dem Weg hinein geküsst und dann auf dem Küchentresen geliebt.
Als sie wieder zu Atem gekommen waren, hatten sie sich angezogen und zum Abendessen hingesetzt. Jetzt wollte Dani nur noch ins Bett – und dort weitermachen …
Auch der letzte Tag war einfach himmlisch gewesen: Alex’ Vorstellung von einem erholsamen Sonntag bestand darin, den ganzen Tag im Bett zu bleiben. Immer wieder hatten sie sich geliebt und zwischendurch gedöst, Dani hatte die Zeitung gelesen, Alex am Laptop getippt, und gelegentlich hatten sie sich etwas zu essen aus dem Kühlschrank geholt. Es war ein wunderschöner Tag gewesen, aber auch anstrengend.
„Drinks mit den Charity-Divas“, fuhr Alex jetzt fort. „Es wird nicht lange dauern, aber ich muss mich da blicken lassen.“
„Aber ich nicht.“
„Oh doch. Schließlich bist du die neue Mitarbeiterin, die alle unbedingt kennenlernen wollen. Außerdem musst du mir als Ausrede dafür dienen, dass ich schon früh wieder gehen muss: weil du ganz plötzlich furchtbare Kopfschmerzen bekommen wirst.“
„Kommt ja gar nicht infrage“, protestierte Dani. „Du kannst selbst Kopfschmerzen bekommen! Müssen wir uns schick machen?“, fügte sie hinzu.
„Nein, legere Kleidung ist völlig ausreichend.“
Trotz Alex’ Antwort zog Dani sich nach dem Duschen eine ihrer schicken Blusen zur Jeans an, schlüpfte in Stiefel statt in Turnschuhe und befestigte schließlich die Diamantspange im Haar. Denn sie wusste, dass Alex unter „leger“ etwas ganz anderes verstand als sie.
Bei der Veranstaltung waren noch einige andere Frauen, die Jeans trugen, doch bei diesen handelte es sich um Designer-Jeans. Es nahmen weniger Leute teil als an dem Abendessen einige Tage zuvor. Das Ganze war informeller, zugleich aber auch angsteinflößender: Dani hatte das Gefühl, sich einer elitären Auswahlkommission zu präsentieren – und durchzufallen.
Sie war sehr dankbar darüber, dass Alex ihre Hand hielt, denn insbesondere einige der Frauen betrachteten sie ziemlich durchdringend. Dani ertrug es erhobenen Hauptes und weigerte sich, den Blick zu senken. Doch sie spürte genau, dass sie nicht in diese exklusive Runde gehörte – weder in Bezug auf ihr Outfit noch in Bezug auf ihre Herkunft oder ihre Ausbildung.
Als sie die Finger fester um Alex’ Hand schloss, sah er sie an. Sie flüsterte ihm ins Ohr: „Mit wie vielen dieser Frauen warst du schon im Bett?“
„Mit zehn Mal weniger, als du wahrscheinlich vermutest.“ Er presste ihre Hand gegen seine Brust, sodass sie unter der feinen Merinowolle sein Herz ruhig und kräftig
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