Keine Kuesse für den Boss
schnell in die Ecke gedrängt. Doch dann fiel ihr auf, dass er einfach nur eine Tatsache festgestellt hatte, ohne jemanden zu verurteilen. Sie nickte.
„Und jedes Mal war sie überzeugt, den ‚einen‘ gefunden zu haben.“ Sie schüttelte den Kopf. „Dabei gibt es den gar nicht. Meine Mutter war sehr romantisch veranlagt und naiv. Sie ließ sich von ihren Freunden schlecht behandeln, weil sie sich so danach sehnte, geliebt zu werden. So leichtgläubig werde ich nicht sein.“
„Du hattest eine sehr enge Beziehung zu deiner Mutter, stimmt’s?“
„Ja. Oft hatten wir ja nur einander.“ Das waren immer die schönsten Zeiten gewesen: Wenn ihre Mutter sich nicht gerade von einem Partner „verbiegen“ ließ. Eigentlich war sie eine großherzige, tolle, witzige Frau gewesen – die jedoch geglaubt hatte, ohne einen Mann an ihrer Seite nicht glücklich sein zu können.
„Und deshalb hast du dich lieber mit deinen jungen Männern vergnügt, als dich auf eine Beziehung einzulassen? Wie viele waren es eigentlich?“, fragte Alex.
Dani wünschte, sie hätte sich nie diese Lügengeschichte ausgedacht.
„Lass mich raten: Ich tippe auf einen, höchstens zwei – und zwar Partner , keine Gespielen.“
„Du hältst dich wohl für besonders schlau“, sagte Dani leise. „Was willst du eigentlich wirklich wissen? Ob einer mir das Herz gebrochen hat, sodass ich jetzt einen Bogen um Männer mache? Wenn das der Fall wäre, würde ich wohl kaum mit dir schlafen.“ Sie drehte sich um und fing an zu rennen. „Wer als Erster beim Wagen ist!“
Dani wusste, dass Alex sie trotz ihres Vorsprungs einholen würde. Während sie rannte, gingen ihr Erinnerungen durch den Kopf. Nachdem sie es fast durch ihre Teenagerzeit geschafft hatte, war es passiert: Sie hatte sich in einen Jungen aus ihrer Nachbarschaft verliebt, der sie sehr umworben hatte. Doch in Wirklichkeit war das Ganze nur eine Wette gewesen: Weil Dani sich immer so hartnäckig geweigert hatte, eine Beziehung einzugehen, hatte der Junge mit seinen Kumpels um eine Kiste Bier gewettet, dass er sie herumbekommen würde. Zu allem Übel hatte er ihnen auch noch Danis persönlichste Geheimnisse verraten.
Dani schämte sich noch immer sehr wegen ihrer Naivität und wollte Alex auf keinen Fall etwas davon verraten. Außerdem wusste er doch nun wirklich schon genug über sie.
Auf den letzten fünf Metern überholte er sie mühelos. Offenbar hatte er sich zurückgehalten, damit sie glaubte, gewinnen zu können. Dani lehnte sich an die Wagentür und versuchte, wieder ruhig zu atmen. Sie hatte das Gefühl zu schwimmen und den Boden nicht mehr mit den Füßen berühren zu können. Denn Dani wollte mehr von Alex, als nur mit ihm ins Bett zu gehen. Und sie wollte nicht, dass diese Sache jemals zu Ende war.
Ich bin genauso wie all die anderen Frauen, mit denen er geschlafen hat und die dann nie wieder ganz von ihm loskommen, dachte Dani. Darum waren auch all seine Verflossenen noch mit ihm befreundet – weil sie die Hoffnung nicht aufgaben, dass er eines Tages zu ihnen zurückkommen würde. Kein Wunder, denn wenn Alex einem seine gesamte Aufmerksamkeit schenkte, dann war das unglaublich beglückend.
Dani fragte sich, ob dieses Gefühl der Grund dafür gewesen war, dass ihre Mutter sich blindlings auf eine Beziehung nach der anderen eingelassen hatte. Allerdings wollte Alex ja gar keine Beziehung, sondern hatte einfach gerne Sex. Dani war lediglich seine aktuelle Gespielin.
Aber was ist mit gestern Abend? dachte sie dann. Da war es nicht um rein körperliches Vergnügen gegangen. Sie waren sehr liebevoll und ehrlich miteinander gewesen, und Dani hatte sich Alex geöffnet. Doch hatte er sich auch ihr geöffnet? Sie hoffte es sehr. Denn nun gehörte ihm, ohne dass er davon wusste, ihr Herz ganz und gar.
„Lass uns ins Kino gehen“, schlug Alex vor, der dies seit Jahren schon nicht mehr getan hatte. Außerdem würde das wie eine richtige Verabredung sein.
Zu Hause angekommen, duschten sie und zogen sich um. Dann gingen sie in eine Pizzeria, wo Dani sich ihre Lieblingsvariante mit Spinat und Ei bestellte. Nach dem Essen sahen sie sich einen sehr spannenden Thriller im Kino an, der Dani jedoch nicht allzu sehr erschrecken ließ. Offenbar machten ihr ganz andere Dinge etwas aus, zum Beispiel wenn Alex sie mit „Danielle“ ansprach.
„Aber das ist doch so ein schöner Name!“, sagte er, als sie nach dem Kino in einem Café saßen.
Dani warf ihm einen finsteren Blick zu.
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