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Keine Lady fuer Lord Strensham

Keine Lady fuer Lord Strensham

Titel: Keine Lady fuer Lord Strensham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Beacon
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ergab auch alles andere Sinn. Die Nichte des Squire wurde entführt, weil man fälschlich annahm, dieser würde eine Frau auf der Flucht unter seine Fittiche nehmen und ihr Unterschlupf gewähren. Die Skrupellosigkeit der Entführer gefiel Marcus gar nicht. Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten bei der Vorstellung, seine kleine Hetty könne dazu gezwungen werden, ihren Vormund zu heiraten. Das Gesetz war allerdings gegen sie. Wenn sie sich ihm nur anvertraut hätte, dann hätte er sie vielleicht bis zu ihrer Volljährigkeit verstecken können.
    Wieder packte ihn die Wut. Wie sehr sie insgeheim über ihn gelacht haben musste an jenem Tag im Wald. Marcus erinnerte sich noch, wie er sich fast gewünscht hatte, er wäre von bescheidener Herkunft und könnte einer ungewöhnlich gebildeten Bediensteten einen ehrenhaften Antrag machen. Miss Hardy, deren Vermögen die Träume eines jeden Mitgiftjägers erfüllte, musste ihn für einen Narren halten.
    Mit einem unterdrückten Fluch griff er ungeduldig nach seinen Stiefeln, verließ leise sein Zimmer und schlich sich die Treppe hinunter. Lautlos trat er ins Freie, zog die Stiefel an und schritt in die Nacht hinaus. So würde er zumindest einen Teil seines Zorns vertreiben und sich dabei mit ein bisschen Glück genügend verausgaben, um doch noch ein paar Stunden zu schlafen.
    Der folgende Tag brachte keine Lösung seiner Probleme. Die Atmosphäre im Haus war gedrückt wegen der schockierenden Vorkommnisse. Marcus fiel auf, dass die angebliche Hetty ungewöhnlich blass und verängstigt aussah. Das Mädchen ist ein verflixtes Ärgernis, dachte er und präsentierte den Damen, die ihm zuliebe eingeladen worden waren, ein finsteres Gesicht, statt sie mit seiner Galanterie und Liebenswürdigkeit zu beeindrucken.
    So wird er niemals eine Erbin für sich gewinnen, sagte sich Lydia später bei der Abendtafel, musste aber erkennen, wie wenig es ihr ausmachte.
    „Nun“, meinte ihr Gatte schließlich, da das Tischgespräch sich immer wieder nur um das Thema der Entführung und die Ängste der Damen drehte, „es ist wohl besser, wenn wir uns zu Bett begeben. Der heutige Tag hat uns alle angestrengt und beunruhigt, daher bin ich sicher, die Damen möchten sich ausruhen. Jedenfalls seien Sie versichert, dass Ihnen hier keine Gefahr droht. Morgen wird man die Verbrecher bestimmt ergreifen. Außerdem steht uns der erfreuliche Besuch meines Cousins Nicholas bevor. Das wird Sie sicherlich aufmuntern.“
    Lydia schenkte ihrem geliebten Mann ein reizendes Lächeln, erhob sich gehorsam und führte ihre Gäste bis zur Treppe, wo ihnen die Leuchter gereicht wurden.
    Thea war unter dem strengen Blick des Butlers behilflich, die Kerzen anzuzünden. Doch als Marcus an die Reihe kam, zitterte ihre Hand ein wenig und ein Tropfen heißes Wachs fiel auf ihr Handgelenk.
    „Oh, Sie Ärmste!“, rief Lydia mitleidig.
    Die Freundlichkeit in ihrer Stimme rührte Thea fast zu Tränen. Jane hatte ihr von dem großen Interesse erzählt, das Carter für jedes einzelne Mitglied des Haushalts zeigte. Thea wusste, wie wichtig es für sie war, sofort zu fliehen. Doch alles hier war ihr so sehr ans Herz gewachsen, dass der Gedanke sie traurig stimmte. Du bist eine dumme Gans, schalt sie sich und zwang sich zu einem schwachen Lächeln.
    „Es hat nur einen Augenblick wehgetan, Mylady“, sagte sie und reichte den Leuchter an Marcus weiter.
    Sie wich seinem Blick aus und erlaubte sich nur, ihm ein letztes Mal nachzuschauen, während er, offensichtlich in Gedanken versunken, die Treppe hinaufging. Kummer schnürte ihr die Kehle zu, sie zwang sich jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. Einen flüchtigen Moment überlegte sie, sich Sir Edward und Lady Darraine anzuvertrauen, verwarf diesen Gedanken aber sogleich. Es würde ohnehin nichts nützen. Selbst wenn sie mir glauben, zwingt das Gesetz sie, mich meinem Vormund auszuliefern, dachte Thea unglücklich.
    Nachdem sie in Marcus’ Armen gelegen hatte, würde sie es erst recht nicht über sich bringen, Granby zu heiraten. Als ihr bewusst wurde, dass ein Leben ohne Marcus keinen Sinn mehr für sie hatte, verdrängte sie diese erschreckende Erkenntnis hastig.
    Später in der Nacht schlüpfte sie leise aus ihrem Zimmer, um Carrie und Jane nicht zu wecken, und stahl sich die Hintertreppe hinunter und bis in die Halle. Am liebsten wäre sie auf der Stelle wieder umgekehrt und hätte sich in ihrem warmen, sicheren Bett versteckt, denn in der Dunkelheit erschien ihr

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