Keine Lady fuer Lord Strensham
Selbst wenn Carter unser Geschwätz von heute Abend nicht bald durchschaut – Ihr Vormund wird es bestimmt tun.“
Thea schnaubte verächtlich. „Sollte Granby jemals zu einem vernünftigen Gedanken fähig gewesen sein, dann hat der Weinbrand das inzwischen geändert. Leider wird seine Mutter nicht aufgeben, bis sie mich – und mein Vermögen – in den Klauen hat. Deswegen muss ich so schnell wie möglich fliehen, Mylord.“
„Und wohin?“
„Vielleicht sollte ich nach London fliehen.“ Thea seufzte tief auf. „In einer so riesigen Stadt wird sich doch sicher eine Stellung für mich finden lassen. Und so wird man mich auch nicht aufspüren können.“
„Auf keinen Fall!“, herrschte er sie laut an, bis ihm einfiel, wo sie waren, und er die Stimme wieder senkte. „Besser für Sie wäre es, einen gewöhnlichen Mitgiftjäger zu heiraten und kein so lächerliches Risiko einzugehen. Haben Sie denn keine Vorstellung davon, wie viele junge Mädchen vom Land in den Straßen Londons enden und sich nur für eine Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf verkaufen?“ Thea wurde blass, aber das schien Marcus nicht zu besänftigen, da er nur noch eindringlicher fortfuhr: „Sie wären besser dran mit einen verarmten, verzweifelten Mann wie mir, als so tief zu sinken!“
„Gut, ich nehme Ihren freundlichen Antrag an“, erwiderte Thea liebenswürdig. Das würde den rechthaberischen Kerl vielleicht lehren, sich nicht in Dinge einzumischen, die ihn nichts angingen – und auch noch um zwei Uhr nachts so hochmütig auf sie herabzusehen.
„Welchen Antrag?“, fragte er ungeduldig.
„Sie sagten doch, ich täte besser daran, einen gewöhnlichen Mitgiftjäger zu heiraten. Obwohl Sie für mich eher ein ungewöhnlicher sind. Da jedoch selbst der Teufel in der Not Fliegen frisst, werden Sie mir genügen müssen, nehme ich an.“
„Genügen?“, wiederholte er erbost. „Nun, ich kann Ihnen einen solchen Antrag nicht in aller Ehre machen, selbst wenn Sie mich freundlicherweise akzeptieren wollten, Madam“, fuhr er kühl fort. „Suchen Sie sich einen Mann von Charakter und Vermögen, der Sie beschützen kann. Warum wollen Sie einen armen Teufel wie mich verhöhnen?“
„Unsinn. Was Sie doch in Wahrheit stört, ist meine bürgerliche Abstammung.“ Bevor er sie unterbrechen konnte, fügte sie hinzu: „Aber geben Sie nicht ein wenig zu schnell auf, Mylord? Wie Sie mir selbst sagten, haben Sie Schulden, und das Wohlergehen vieler Menschen hängt von Ihnen ab. Sollten Sie nicht an diese Menschen denken?“
„Ich tue nichts anderes“, verteidigte er sich hitzig.
Thea war zu weit gegangen. Bedrückt machte sie sich die Wahrheit klar: Er wollte ihr nicht einmal jetzt einen Antrag machen, da er wusste, wie sehr sie ihm mit ihrer Mitgift helfen konnte. Trotzdem hatte sie nicht das Recht, ihn zu verletzen. Es würde ihr auch keine Genugtuung verschaffen. Sie wollte Marcus nicht wehtun.
„Verzeihen Sie“, sagte sie leise. „Es ist nicht gerecht, Sie zu kränken, wo Sie mich doch gerade vor einem unheiligen Bund der Ehe gerettet haben. Meine unglückliche Lage ist schließlich nicht Ihre Schuld.“
Zu ihrer Überraschung lächelte er etwas schmerzlich. „Sie denken bei dem unheiligen Bund sicher an Granby. Ein Mann, der die Vormundschaft ausnutzen kann, um seine eigenen Interessen zu verfolgen, ist sicher nicht der beste Kandidat für einen Gatten. Kein Wunder, dass Sie selbst mich vorzogen.“
Nachdenklich sah sie ihn sekundenlang an, und plötzlich kam ihr eine revolutionäre Idee.
„Warum eigentlich nicht?“, rief sie ungestüm. „Warum sollten wir nicht heiraten? Sie brauchen ein Vermögen, und ich brauche einen Gatten. Schon bald können wir die Ehe ja annullieren lassen. Danach könnten Sie die Dame ihrer Wahl zur Frau nehmen.“
Seine Miene drückte eher Skepsis als Begeisterung aus. „Und wie sollte ein solcher Plan mir nützen, wenn Sie mich schon wenige Wochen nach der Hochzeit einfach stehen lassen?“
Voller Ungeduld stampfte sie mit dem Fuß auf. „Sie können mein Vermögen behalten. Das wäre mir so gleichgültig! Es hat mir bisher nur Unglück gebracht.“
„Ich bin nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Ihr Vormund, Madam. Auch wenn es anders aussieht, weigere ich mich, nur wegen des Geldes zu heiraten“, erwiderte er knapp. „Meine Ehefrau wird in mir einen richtigen Gatten haben, selbst wenn ich sie nicht lieben sollte.“
Thea wurde immer verzweifelter. Inzwischen war sie überzeugt
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