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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Mal an. Er war … so gut sah er doch gar nicht aus! Er hatte Fältchen in den Augenwinkeln. Und sein Kinn war zu lang. Herrgott, wie sehr sie Männer mit langem Kinn verabscheute!
    »Da bin ich aber froh«, sagte Stephen. Sie konnte den Ausdruck seiner Augen nicht deuten. Machte er sich etwa über sie lustig? Nein, es war wohl eher Mitleid. Ach, zur Hölle damit.
    »Denn Esme und ich …« Er zögerte.
    »Sie brauchen mir nichts zu erzählen«, äußerte Bea. »Ich kann es durchaus selbst erkennen. Und ich versichere Ihnen, dass ich keine anderen Gefühle hege als den Wunsch, Sie beide glücklich zu sehen.«
    »Das freut mich zu hören.« Es war so unfair – stets bewirkte sein Lächeln, dass Schmetterlinge in ihrem Magen flatterten. Langes Kinn, langes Kinn, redete sie sich ein.
    »Esme und ich haben ja so vieles gemeinsam.« Offenbar war er zum Plaudern aufgelegt, weil er glaubte, all ihre Illusionen ausgeräumt zu haben. »Ich hatte schon fast vergessen, wie gern ich Wortspiele und Scherze habe.«
    »Wie schön«, sagte Bea teilnahmslos. Sie war von einer dicken Hochschwangeren ausgestochen worden. Und dass sie Esme (und Helene) ehrlich mochte, machte die Sache auch nicht besser.
    Stephen schaute auf seine kleine Bea. Falls er sich nicht sehr irrte, ging seine Strategie auf: Sie loderte geradezu vor Eifersucht. »Findest du Gefallen an Witzen?«, erkundigte er sich.
    Offensichtlich sollte sie sich auf einen Witzwettbewerb einlassen, um der Ehre teilhaftig zu werden, eine weitere Henne in seinem Hühnerhof zu sein. So etwas Entwürdigendes würde Bea nie tun. »Mir fällt da etwas ein«, sagte sie jedoch, ihrem Vorsatz sogleich untreu werdend. »Kennen Sie diese Ballade:
Im Bette wie ein Holzscheit seit ein oder zwei Jahren er liegt, und kann mir gar nichts nützen, weil stets seine Faulheit obsiegt
? Darauf folgen ein paar ähnlich gestrickte Verse.«
    Stephen lachte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Ballade unter Männern viel zitiert wird.« Sein Blick wärmte sie bis ins Innerste, doch ihr Herz schlug warnend.
    »Ich erwäge, nach London zurückzukehren, Mr Fairfax-Lacy«, sagte Bea und beschloss, es umgehend zu tun. »Ich muss unbedingt meine Schneiderin aufsuchen. Immerhin ist mein Lieblingsjäckchen von diesem Tier verzehrt worden.« Der Ziegenbock verdrehte die Augen.
    »Oh«, machte Stephen. »Du willst mich also nicht mehr umwerben?«, fragte er dann.
    »Wie oft wollen Sie mich das noch fragen?!«, fauchte Bea. Es war nachgerade unglaublich, wie eingebildet Männer waren. Unglaublich! Bea schielte ihn unter den Wimpern hervor an. Er sah beinahe – nun ja – besorgt aus.
    »Meine schlimmste Sünde ist der Hochmut«, gestand er. »Obwohl mir das bis vor Kurzem nicht klar war. Ich entschuldige mich von ganzem Herzen, wenn ich dein Interesse an mir beim Billardspiel falsch verstanden habe.«
    »Das hast du nicht!«, hätte sie am liebsten gerufen. Warum warb er nicht um sie? Warum versuchte er nicht, sie zu verführen?
    Wieder riskierte sie einen Blick. Es hatte keinen Zweck. Auch wenn er das längste Kinn im ganzen Abendland besaß, würde sie ihn trotzdem küssen wollen. Oder vielmehr von ihm geküsst werden wollen. Und wie es schien, blieb ihr noch eine Gelegenheit dazu, bevor Esme ihn für die nächsten vierzig Jahre einfing. Doch Bea schaffte es einfach nicht, Stephen einen ihrer lockenden Blicke zuzuwerfen. Sie fühlte sich geradezu gelähmt und elend schüchtern, und überdies war da die dumme Ziege und …
    »Ich werde darüber nachdenken«, murmelte sie.
    »Wie? Verzeihung, ich habe dich nicht recht verstanden.« Er lehnte sich gegen den Zaun. Er war der ehrbarste, prüdeste Puritaner der ganzen Welt. Überhaupt nicht ihr Typ. Zum einen war er zu alt. Und zu sehr von sich überzeugt. Und zu … zu begehrenswert.
    »Ich habe gesagt, ich werde heute noch entscheiden, ob ich um Sie werben möchte«, sagte sie mühevoll, Wort für Wort.
    »Oh, gut.«
    Der Mann war so gelassen, als ginge es um einen Ausflug zu einem Römerdenkmal. Bea wollte nichts mehr einfallen, was sie einander hätten sagen können, daher verabschiedete sie sich, schritt lustlos den Weg hinunter und schlug mit ihrem Sonnenschirm auf einen Stein, der den Fehler begangen hatte, mitten auf dem Weg zu liegen. Nur vor Stephen hatte sie so getan, als ob sie eine Entscheidung treffen müsste, und das auch nur, weil sie als Frau instinktiv den Wunsch hegte, sich zu schützen.
    Heute Abend aber, heute Abend würde sie eine

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