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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Stunde lang baden, zwei Stunden mit Ankleiden verbringen und noch länger vor dem Spiegel sitzen und ihr Gesicht anmalen. Und dann würde sie den Mann verführen, oh ja, bei Gott, wenn er denn überhaupt zu verführen war.

26
    Die Erfahrung, welche die Damen von den … Frauen unterscheidet
    Esme schaute aus dem Fenster des Salons. Jetzt, am Frühjahrsende, gab es einen leichten Wintereinbruch. Die weißen Flocken ließen die gelben Krokusse auf dem Rasen in Hausnähe so blass wirken, als wären sie um ihre Blüte betrogen worden. Oder war sie es, die sich betrogen fühlte? Oder war sie selbst die Betrügerin?
    Erstaunlich, in was für eine Verwechslungskomödie die Gäste des Hauses verwickelt waren! Sie und Mr Fairfax-Lacy gaben vor, heiraten zu wollen. Helene unterhielt mit dem gleichen Mann eine vorgetäuschte Liebschaft, doch wenn sie beabsichtigt hatte, ihren Gemahl damit vor den Kopf zu stoßen, hatte sie ihr Ziel offenbar verfehlt. Zwar wollte Rees am nächsten Morgen abreisen, aber soweit Esme es beurteilen konnte, genoss er den Zank mit Helene über ihre Neufassung von Beethoven und schenkte Stephen Fairfax-Lacys verschwenderischen Komplimenten für seine Frau nicht die geringste Aufmerksamkeit.
    Heute waren ihre Rückenschmerzen noch schlimmer als gewöhnlich. Esme konnte sich kaum bewegen. Hinter ihr öffnete sich die Tür.
    »Hallo«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. Es war schon erstaunlich, wie genau ihre Ohren seinen Schritt erkannten und ihn von den vielen anderen Menschen im Haus unterschieden. Er trat hinter sie und drückte, ohne dass sie ihn darum bitten musste, seine Daumen in ihr Kreuz. Die Massage tat so gut, dass Esme die Knie zitterten.
    »Ganz ruhig«, sagte er. »Wie geht es dem Baby heute Morgen?«
    »Ich habe einen Brief von meiner Mutter bekommen«, sagte Esme und schaute zu ihm auf. »Fanny kommt mich nun doch besuchen. Das verdanken wir der Überzeugungskraft deiner Mutter. Auch wenn es mir widerstrebt, werde ich mich wohl bei der Marquise bedanken müssen.«
    Sebastian kniff die Augen zusammen. Erriet Esme denn nicht, aus welchem Grund seine Mutter so mildtätig handelte? »Meine Mutter hat das nicht aus reiner Herzensgüte getan«, sagte er.
    »Das weiß ich doch.« Ein frohes Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Aber ich freue mich so, dass Mama kommt. Es liegt wohl daran, dass ich ein Kind bekomme. Und natürlich an Miles’ Tod.«
    Natürlich,
dachte Sebastian zynisch. Er war es allmählich leid, dass Esme so oft von ihrem Ehemann sprach, als habe dieser in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt.
    »Verstehst du nicht, dass deine Mutter einzig und allein deshalb kommt, damit du Fairfax-Lacy heiratest?«, fragte er brüsk. »Wenn du sie noch ein einziges Mal enttäuschst, lässt sie dich fallen wie eine heiße Kartoffel.«
    »Es besteht immer noch die geringe Möglichkeit, dass ich sie nicht enttäusche«, gab Esme kühl zurück.
    Sebastian schnaubte verächtlich. »Deine Mutter würde selbst dann noch etwas zu kritisieren finden, wenn du den Schleier nähmst.«
    »Ich habe mir vorgenommen, eine anständige Frau zu werden, und das schaffe ich auch«, behauptete Esme. Doch ihren Worten fehlte der übliche Nachdruck: Ihr Rücken tat einfach zu weh.
    »Du gibst vor, mich nicht zu lieben. Du bist eine Heuchlerin, Esme, und du machst einen furchtbaren Fehler.«
    »Mir ist nicht wohl«, murmelte sie. Sie sagte das nicht nur, weil sie nicht über seine kränkende Bemerkung nachdenken wollte, sondern weil ihr Rücken nun derartig schmerzte, dass sie seine Stimme nur noch wie durch einen Nebel wahrnahm. »Vielleicht sollte ich lieber auf mein Zimmer gehen.«
    In diesem Augenblick flog die Tür auf, und eine Schar schnatternder Hausgäste strömte herein. Lady Bonnington brauchte nur einen einzigen Blick auf Esme zu werfen, um zu verkünden: »Lady Rawlings wird jetzt ihr Kind bekommen.«
    »Nun, du musst es ja wissen«, sagte Arabella leicht perplex. »Sag doch dem armen Mädchen, was sie tun muss.«
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist!«, fauchte Lady Bonnington. »Es ist doch ganz offensichtlich, dass sie jetzt am besten auf ihrem Zimmer aufgehoben ist.«
    »Kein Grund, unhöflich zu sein«, gab Arabella gereizt zurück.
    Esme atmete tief durch. Sie war von einem Kreis besorgter Gesichter umgeben. Dann wurde Arabella beiseitegeschoben, und Sebastian beugte sich über sie.
    »Hoch mit dir«, sagte er viel zu vertraulich. Bevor Esme protestieren konnte, hatte er sie auf seine Arme

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