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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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gehoben und trug sie die Treppe hoch, wusste ganz genau, wohin er seine Schritte zu lenken hatte.
    »Oh!« Esme umklammerte seinen Arm. Sie hatte das Gefühl, ihr Körper versuche, sein Innerstes nach außen zu kehren. Sie grub ihre Fingernägel in seinen Arm.
    »Ruft die Hebamme!«, rief Sebastian über seine Schulter. Einen Augenblick später waren sie in einem der Gästezimmer und standen vor dem Bett, das für die Geburt vorbereitet war. Aber Esme wollte nicht, dass er sie aufs Bett legte.
    »Warte!«, keuchte sie. Er machte Anstalten, sie niederzulegen. »Warte, verdammt noch mal!« Sie klammerte sich an ihn, während eine Wehe ihren Körper erfasste. In diesem Augenblick flog die Tür auf und Arabella, Helene, die Marquise Bonnington und nicht weniger als drei Dienstmädchen stürzten herein.
    »Na schön, Bonnington«, sagte Arabella gewichtig. »Wenn Sie meine Nichte bitte aufs Bett legen würden, ab jetzt übernehmen wir. Die Hebamme wird gleich da sein – die dumme Person musste ja unbedingt ins Dorf gehen. Versuch einfach, das Kind bei dir zu behalten, bis sie kommt, ja?«
    »Sei doch nicht so eine Gans!«, herrschte Lady Bonnington Arabella an. »Das Kind wird noch Stunden brauchen.«
    »Oh Gott, das hoffe ich nicht!«, keuchte Esme.
    »So ist das nun mal«, sagte die Marquise nicht ohne Mitgefühl.
    Esme ließ Sebastians Hand los. Er beugte sich vor, drückte einen Kuss auf ihre Stirn, dann war er fort. Ihr war zum Weinen zumute, doch in diesem Augenblick brandete eine neue Welle von Schmerz heran und nahm ihr den Atem. »Verdammter Mist!«, stieß sie hervor und drückte Arabellas Hand mit aller Kraft. Die Wehe verebbte, und sie fiel erschöpft in die Kissen zurück.
    »Fluchen hilft auch nicht«, konstatierte Lady Bonnington. »Meine Mutter pflegte zu sagen, der Unterschied zwischen einer Dame und einer Frau geringeren Standes bestehe darin, dass eine Dame den Schmerz gefasst erträgt.«
    Esme hörte gar nicht zu. »Wie oft muss ich diese Schmerzen noch ertragen?«, fragte sie die Hebamme, die endlich auch gekommen war.
    Mrs Pluck war eine untersetzte Person, die in fröhlicher Zuversicht »der Natur ihren Lauf« ließ, wie sie es nannte. »Natürlich ist’s jetzt ein bisschen unangenehm«, sagte sie und stapelte geschäftig Handtücher aufeinander. »Aber Sie haben Hüften, mit denen es schnell gehen müsste.« Sie kicherte ein wenig atemlos. »Wir müssen der Natur ihren Lauf lassen, wie ich immer sage.«
    »Meine Nichte wird sich dieser Angelegenheit mit … Anstand entledigen«, tönte Arabella und schielte verstohlen auf die roten Male auf ihrer Hand, die Esme ihr beigebracht hatte. »Bring mir ein feuchtes Tuch!«, fuhr sie eine der Mägde an. »Esme, Darling, du bist ganz rot in Gesicht. Ich werde dir ein wenig die Stirn kühlen.«
    »Ich habe mehr als sechs Stunden in den Wehen gelegen«, erzählte Lady Bonnington.
    Esme beschloss sofort, ihr Kind in weniger als sechs Stunden auf die Welt zu bringen. Eine derart lang gezogene Marter würde sie nie überstehen. »Oh Gott!«, ächzte sie. »Es geht schon wieder los!«
    Arabella ließ das feuchte Tuch fallen, Esme packte ihre Hand. Wie eine Flutwelle schlug die Wehe über ihr zusammen, zog sie hinab und schleuderte sie dann wieder an die Oberfläche, wo sie nach Luft schnappte. »Mir gefällt das alles nicht«, brachte sie heraus. Ihre Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern.
    »Ich kenne keine Frau, der das gefallen hätte!«, ließ sich die Marquise von der anderen Seite des Bettes vernehmen. »Eine Dame kann es lediglich tapfer ertragen und sollte bestrebt sein, stets ihre gute Erziehung unter Beweis zu stellen.«
    Esme reagierte mit einem Fluch.
    Wenn sie nicht bereits gewusst hätte, dass Esme Rawlings eine vulgäre Person war,
dachte die Marquise später,
dann wäre es spätestens jetzt so weit gewesen.
Das Mädel hatte einfach keine Vorstellung davon, wie sich eine Dame beim Gebären zu benehmen hatte.

27
    Süßer kleiner William
    In Anwesenheit zweier tonangebender Damen der Gesellschaft ein Kind zu gebären war zweifellos eine der unangenehmsten Erfahrungen in Esmes Leben. Arabella stand zu ihrer Rechten und tupfte ihr nach jeder Wehe sorgsam das Gesicht ab. Esme tauchte aus einer alles verschlingenden Welle des Schmerzes auf, nur um Lady Bonnington zu ihrer Linken zu erblicken, die sie zu größeren Anstrengungen anfeuerte, während Arabella, um nicht ausgestochen zu werden, die Hebamme instruierte, die Geburt zu

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