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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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ausgeteilt hat. Fanny schüttelte traurig den Kopf und schaute ihre kleine Schwester mit mildem Tadel an. Esme eilte, ihre Mutter zu begrüßen.
    Fanny sah Arabella ähnlich, wirkte jedoch im Vergleich zu der Jüngeren wie ein blasses Abziehbild. Arabellas Haar war rötlichbraun, Fannys schimmerte in einem blassen Rosé. Arabellas Teint wurde von französischem Rouge belebt, während Fanny in natürlicher Schönheit erstrahlte. Arabella hatte nie als wirklich schön gegolten, während Fanny von dem Augenblick an, als sie zum ersten Mal in die Arme ihres Vaters getapst war, als makellos bezeichnet wurde.
    »Mama, ich freue mich ja so, dass du gekommen bist!«, rief Esme. »Ich habe dir William mitgebracht. Er sehnt sich schon danach, seine Großmutter kennenzulernen!«
    Die drei Damen blickten auf. Esmes Mutter hatte das melancholische Lächeln aufgesetzt, mit dem sie ihre Tochter zu begrüßen pflegte, eine mustergültige Mischung aus Verantwortung und Enttäuschung. Spontan kniete Esme neben ihrer Mutter nieder und schlug die Decke von Williams Gesicht zurück, damit Fanny ihn betrachten konnte. Er schlief immer noch friedlich, das hübscheste Baby, das die Welt je gesehen hatte. William war der einzige Erfolg, den Esme in ihrem Leben zustande gebracht hatte.
    Doch ihre Mutter ignorierte das Baby. »Esme«, mahnte sie, »ich muss dich bitten, anständig Platz zu nehmen. Wir sind hier nicht
en famille
. Es besteht kein Anlass, sich unschicklich zu benehmen.«
    Lady Bonnington beugte sich vor. »Meinetwegen musst du nicht auf gesellschaftlichem Anstand bestehen, liebe Fanny. Ich muss dir nämlich gestehen, dass ich es geradezu erfrischend finde, wie sehr deine Tochter ihr Kind liebt.«
    Esme stand wieder auf und nahm neben ihrer Mutter auf dem Sofa Platz. Fanny nahm dies mit erhobenen Brauen zur Kenntnis und wandte sich dann endlich William zu. Einen Augenblick starrte sie ihn schweigend an.
    »Ist er nicht wunderschön?«, platzte Esme heraus, unfähig, sich länger zu beherrschen. »Ist er nicht das süßeste Baby, das du je gesehen hast, Mama?«
    Fanny schloss die Augen und streckte ihre zitternde Hand aus, als wollte sie William von sich schieben. »Er sieht genauso aus wie dein Bruder«, murmelte sie, wandte sich ab und legte die Hand vor ihre Augen.
    Esme biss sich auf die Lippen. »William ist Benjamin gar nicht so ähnlich«, wagte sie zu äußern. »Benjamin hatte doch so einen hübschen schwarzen Schopf, weißt du das nicht mehr? Auch noch, als er –«
    »Selbstverständlich erinnere ich mich an jeden Augenblick des kurzen Lebens, das mein Sohn gehabt hat!«, fiel Fanny ihrer Tochter ins Wort. »Du tust mir wahrlich keinen Gefallen, Esme, wenn du unterstellst, dass ich auch nur das kleinste Detail im Gesicht meines kleinen Engels vergessen hätte.« Immer noch barg sie ihr Gesicht in der Hand.
    Esme schwieg betroffen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »William ist ein ganz reizendes Kind«, schaltete sich Arabella ein. »Ich finde, dass er eher seinem Vater ähnlich sieht. Tatsächlich möchte ich behaupten, dass er Miles Rawlings wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Warum schaust du ihn dir nicht einmal richtig an, Fanny?«
    Esmes Mutter erschauerte. »Ich kann nicht … kann es einfach nicht.« Sie wedelte mit ihrer schmalen weißen Hand. »Bitte, nimm das Kind fort. Ich bin einfach nicht stark genug, um es auszuhalten. Nicht heute. Vielleicht an einem anderen Tag, wenn es mir besser geht.«
    »Natürlich, Mama«, erwiderte Esme leise und steckte die Decke um Williams Gesicht fest. »Ich bringe ihn in die Kinderstube.«
    »Gib ihn einem Lakaien«, befahl ihre Mutter, der es schon wieder besser zu gehen schien. »Ich bin nicht den weiten Weg hergereist, nur um zu erleben, dass du dich wie eine Magd benimmst.«
    Esme hatte William noch nie einem Diener in die Arme gedrückt, doch jetzt tat sie es ohne Murren. Sie hätte wissen müssen, wie viel Schmerz das Kind in ihrer Mutter aufrühren würde. Kein Wunder, dass Fanny nicht vorher gekommen war. Alles, was mit Geburt und Kinderstube zu tun hatte, war für sie zu schmerzlich. Als Esme in den Salon zurückkehrte, machte sie sich auf die missbilligende Miene gefasst, die ihrer Mutter zur zweiten Natur geworden war. Doch wunderbarerweise blickte Fanny heiter drein. Esme wäre vor Verblüffung beinahe ins Stolpern geraten.
    »Komm doch her zu mir, meine Tochter«, sagte Fanny und klopfte auf den Platz neben sich.
    Gehorsam setzte sie sich, ohne sich

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