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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Schulmädchen viel zu entwickelt, und war sie nicht vor drei Jahren in die Gesellschaft eingeführt worden? Somit musste sie über zwanzig sein.
    »Ich nehme an, sie färbt sich das Haar nur, um die Leute zu schockieren«, urteilte Stephen achselzuckend. »Sie ist von Kopf bis Fuß künstlich.« Er wandte sich wieder Helene zu. »Nicht so wie Sie … eine schlichte englische Dame von reinstem Geblüt.«
    Mit einem Mal war Helene neidisch auf Bea. Als ein reinblütiges Füllen aus den Ställen von Tattersall beschrieben zu werden, empfand sie mitnichten als Kompliment. Es wäre schön, wenn sie einmal, nur einmal, als Frau mit gefährlicher Anziehungskraft eingestuft würde. Die andere schockieren konnte. Helene hatte in ihrem ganzen Leben keinen Menschen schockiert. Nun ja, vielleicht ihren Mann. Diese Geschichte mit dem Nachttopf … Helene riss ihre Gedanken von dem unerquicklichen Thema los.
    »Ich danke Ihnen für das Kompliment«, sagte sie und klappte ihren Fächer auf. Esme verstand es vorzüglich, mit Hilfe dieses weiblichen Utensils zu flirten. Leider hatte Helene nicht die leiseste Ahnung, wie Esme das anstellte. Sie bewegte den Fächer, doch nun konnte sie Stephen nicht mehr sehen. Sie klappte den Fächer wieder zu.
    In diesem Augenblick trat Bea zu ihnen. »Wir haben über Poesie gesprochen«, erzählte sie augenzwinkernd. »Und deshalb wurde ich herumgeschickt, um jeden zu fragen, welches sein Lieblingsgedicht sei. Arabella hat die großartige Idee gehabt, dass wir am Freitagabend eine Lyriklesung veranstalten.«
    »Ich habe seit Jahren keine Gedichte mehr gelesen«, bemerkte Stephen.
    Bea schaute ihn durch gesenkte Wimpern an. »Daran müssen wir unbedingt etwas ändern. Vielleicht könnte ich Ihnen ein Buch aus meiner kleinen Privatbibliothek leihen.«
    Zu Helenes Verblüffung sah sie Röte in Stephens Wangen steigen. »Das wird nicht nötig sein«, sagte er kurz angebunden. »Als Junge habe ich die Poesie geliebt. Ich bin sicher, dass ich mich noch an das eine oder andere Gedicht erinnere.«
    »Haben Sie ein Lieblingsgedicht?«, wollte Bea von Helene wissen.
    »Ich kenne Shakespeares Sonette«, gestand Helene zögernd. »Aber manche sind für eine Lesung wohl kaum geeignet.«
    »Ich bin sicher, dass Sie etwas Geeignetes finden werden«, sagte Bea, und Helene konnte sich des Verdachts nicht erwehren, dass sich die junge Frau über sie lustig machte.
    »Und Ihr Lieblingsgedicht?«, fragte Stephen.
    »Ein Liebesgedicht von Lord Byron«, sagte Bea, die sich bereits zum Gehen gewandt hatte. »Es ist wirklich wunderschön.«
    »Dieses Mädchen bedeutet Ärger«, sagte Stephen wenig originell.
    Doch Helene hatte nun genug von diesem quälenden Flirt. Sie war erschöpft. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Mr Fairfax-Lacy.« Sie machte einen Knicks. »Ich werde jetzt zu Lady Rawlings gehen.«
    Helene hatte sich gerade neben Esme gesetzt, als Bea auch auf die Couch plumpste. »Eine Katastrophe!«, verkündete sie vernehmlich.
    »Was?«, fragte Helene, aber Esme schien genau zu wissen, worauf die junge Frau anspielte, und gab ein gedämpftes Kichern von sich. Helenes Augen wurden schmal. »Worum geht es?«
    »Um dich, Darling«, gab Esme so liebevoll zurück, dass ihren Worten der Stachel genommen wurde. »Bea und ich haben uns zusammengetan, um dich mit einem achtbaren Gentleman zusammenzubringen, du aber weigerst dich, deinen Teil dazu beizutragen.«
    Helene war erschöpft gewesen, nun aber wallte Unmut in ihr auf. »Ich verabscheue es, wenn meine Angelegenheiten in aller Öffentlichkeit besprochen werden, und weise überdies die Unterstellung zurück, dass ich keinen Versuch unternommen hätte, Mr Fairfax-Lacys Aufmerksamkeit zu … zu erlangen. Ich trage ein neues Kleid, und ich habe mich zu ihm führen lassen wie ein Lamm zur Schlachtbank. Es ist nicht meine Schuld, wenn der Mann die Kunst der Konversation nicht beherrscht.«
    »Über etwas müsst ihr doch geredet haben«, meinte Esme.
    »Nur über Themen, die ich angeschnitten habe!«, fauchte Helene. »Zuerst habe ich Napoleons Flucht von Elba erwähnt und daraufhin die Stellung der Katholiken im Parlament. Zu keinem Thema hatte Mr Fairfax-Lacy etwas zu sagen. Wenn er es im Unterhaus ebenso hält, ist es kein Wunder, dass die Regierung nichts zustande bringt!«
    Bea seufzte. »Er will doch nicht über Politik sprechen, Helene. Der Mann langweilt sich im Parlament. Er möchte über frivole Dinge plaudern. Die Männer tun immer, als wollten sie

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