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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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danach fragen?«
    »Ich wüsste nicht, was das für einen Unterschied macht. Wenn sie stirbt, dann brauchen wir eben Trauerkleider. Das heißt, wenn der Herr es überhaupt für angebracht hält, dass wir Trauer tragen. Vielleicht werden er und das Flittchen einfach so weitermachen wie bisher.«
    »Aber nein, das können sie doch nicht!« Rosy rang vor Aufregung die Hände. »Vielleicht wird er nun endlich zur Vernunft kommen und diese –«
    »Du träumst wohl, Mädel. Geh jetzt nach oben in den Salon, und ich schaue, ob ich mit dem Silber fertig werde. Danach gehe ich auf einen Sprung bei deiner Mutter vorbei.«
    Erst am Abend trafen Rosy und ihr Onkel wieder aufeinander. Der Haushalt war klein, zum einen wegen der unkonventionellen Lebensweise des Earls und zum anderen deshalb, weil kein anständiger Diener lange in diesem Haus des Frevels bleiben wollte. Zum Abendessen in der Dienerstube versammelten sich lediglich die Köchin, Rosy, Leke und drei Lakaien, von denen sich keiner durch sonderliche Klugheit auszeichnete. Die Spülfrau und der Schuhputzer aßen in der Küche.
    Rosy hatte der Köchin bereits alle Einzelheiten berichtet, als Leke erschien und seinen Platz am Kopfende der Tafel einnahm.
    Rosy wartete, bis er ein kurzes Tischgebet gesprochen hatte, dann platzte sie heraus: »Was ist es denn, Onkel? Was ist Pleuritis? Hat Mum es gewusst?«
    »Deine Mutter ist eine scharfsinnige Frau«, erwiderte Leke und bediente sich an der Platte mit Roastbeef, die ihm von James, dem dritten Lakaien, hingehalten wurde. »Leg deine Hand unter die Platte, James. Du willst doch nicht, dass wir deine Finger sehen müssen, hm? Da vergeht einem ja der Appetit.«
    James versteckte seine Finger gehorsam, und Leke nickte beifällig.
    »Sie wusste, was Pleuritis ist, das kannst du mir glauben.«
    »Ich habe immer gedacht, Pleuritis ist eine Kinderkrankheit«, warf die Köchin ein. Sie war eine stämmige Frau mit roten Apfelbäckchen und einem breiten Lächeln. Einst hatte sie für den Prinzen von Wales gekocht und diese Ehre nie vergessen. Der Prinz hatte sie für ein Küchengenie gehalten. Der Earl of Godwin musste ihr ein Jahresgehalt von einhundert Guineen zahlen, damit sie nicht aus seinen Diensten schied.
    »Das stimmt«, sagte Leke. »Sie sind auch so eine Schlaue, genau wie Rosys Mum. Es ist tatsächlich eine Kinderkrankheit. Meine Schwester hat nie davon gehört, dass ein Erwachsener sie bekommen kann.«
    »Aber die Gräfin ist doch kein Kind mehr«, sagte Rosy verblüfft.
    »Ich kenne jemanden, der sich mit Masern ansteckte und daran gestorben ist«, teilte ihnen die Köchin mit. »Mr Leke, was halten Sie nun von meiner Lammpastete?« Da sie nie Besucher zu bekochen hatte, war die Köchin dazu übergegangen, dem Dienstpersonal geradezu fürstliche Mahlzeiten aufzutischen. »Man muss doch in Übung bleiben, nicht wahr?«, pflegte sie ihre Anstrengungen zu rechtfertigen. Und dem Herrn des Hauses fiel ja sowieso nie auf, wie hoch die Lebensmittelrechnung war. Reich wie Krösus, der Mann.
    »Sehr gut«, sagte Leke und kaute andächtig. »Mit einer Prise Piment, nicht wahr?«
    »Ganz recht«, antwortete die Köchin. »Ich weiß einen Kenner zu schätzen, wirklich.« Sie strahlte Mr Leke an und wandte sich dann Rosy zu. »Die Menschen sterben auf die merkwürdigsten Arten und Weisen. Man kann nie wissen, was einem widerfahren wird. Ei, erst neulich habe ich gehört, dass ein Mann geradewegs übers Moor geritten ist, und zwar am helllichten Tag, wohlgemerkt, und …«

19
    Du musst um ihn werben
    Zwei Tage dauerte es – zwei ganze lange Tage –, bis Esme sich so weit beruhigt hatte, dass sie nicht mehr ständig an den Marquis denken musste. Er war fort. Diese Episode war beendet. Sicher, seine Mutter weilte noch im Hause, zankte sich mit Arabella herum und warf Esme gelegentlich eine Kränkung an den Kopf, doch ihre Anwesenheit zählte nicht. Sebastian war fort, so wie auch Miles fort war, wie alle Männer sie stets verlassen hatten. Esme beschloss, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen. Für immer. Dennoch lag sie jeden Morgen wach und grübelte. Es ist gut, dass Sebastian nach Frankreich gegangen ist, redete sie sich ein, denn fast hätte ich ihm seine Liebesbeteuerungen geglaubt. Schön dumm bin ich! Er hat mich nicht genug geliebt, um mir zu widersprechen, als ich ihn fortschickte, sondern ist einfach gegangen. Glaubt vermutlich, ich würde ihn voll Sehnsucht erwarten, wenn er von seiner Vergnügungsreise zu den

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