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Keine Macht den Doofen

Keine Macht den Doofen

Titel: Keine Macht den Doofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmidt-Salomon
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wird den allermeisten auch erst jetzt, im
Moment der Krise, der unaufhebbare Zusammenhang von Vermögen und Schulden
bewusst, der da lautet: Ohne Geldschulden kein Geldvermögen! 46
    Fakt ist: Für jeden Euro, den Sie ansparen, muss irgendjemand einen
Euro ausgeben, der ihm nicht gehört. Steigen Ihre
Ersparnisse, was allein schon über den Zinseszinsmechanismus garantiert ist, so
müssen auf der anderen Seite auch die Schulden steigen. Dieses Spiel
kann logischerweise nur so lange funktionieren, wie es den Schuldnern gelingt,
den Eindruck zu erwecken, dass sie die verzinsten Schulden zurückzahlen können.
Dies jedoch wird mit der Zeit immer schwieriger und irgendwann, wenn Schulden
und Vermögen astronomische Höhen erklimmen, völlig unrealistisch. In diesem
Moment der Wahrheit wird das Idiotenspiel der Homo-demens- Ökonomie
offensichtlich, dann nämlich zeigt sich, dass Schulden ,
die niemand mehr bedienen kann, notwendigerweise auch Vermögen bedeuten, die durch nichts mehr gedeckt sind.

Die Schuld der Gläubiger
    Normalerweise wird die Schuld am Versagen des Geldkreislaufs
den zahlungsunfähigen Schuldnern aufgebürdet. »Wer auch sonst sollte schuld
sein, wenn nicht der Schuldner?«, glaubt der Gläubiger mit naiver Entrüstung.
Also zwingt er jene, die nicht mehr zahlen können, siehe Griechenland (bald
wird es auch andere Staaten ereilen), Buße zu tun, »den Gürtel enger zu
schnallen« und – auf Finanzteufel komm raus – zu sparen (was die angeschlagene
Wirtschaft noch tiefer in den Keller stürzt und fatale soziale Konsequenzen
hat). Doch so bequem es für die Gläubiger auch sein mag, die Schuld beim
Schuldner abzuladen, tatsächlich sind sie an der Misere gleichermaßen
beteiligt: Denn je höher die Profitrate der einen, desto
höher die Schuldenquote der anderen. Natürlich ist es richtig, wenn es
heißt, dass wir uns exorbitante Schuldenberge nicht
mehr leisten können. Jedoch darf dabei nicht vergessen werden (was regelmäßig
geschieht), dass dies im Umkehrschluss auch bedeutet, dass wir uns keine exorbitanten Vermögen mehr leisten dürfen. 47
    Es ist keinesfalls so ehrenhaft, wie man vielleicht vermuten könnte,
zu jenen sparsamen Menschen zu gehören, die – anders als die meisten Staaten
oder überschuldete amerikanische Häuslebauer – nicht über die eigenen Verhältnisse leben. Denn derjenige, der unter seinen Verhältnissen lebt, ist volkswirtschaftlich nicht weniger schädlich. Der
notorische Sparer, der nichts anderes im Sinn hat, als sein Kapital zu mehren,
ist vielmehr ein doppeltes Übel: Er treibt nicht nur andere in die
Schuldenfalle, sondern schwächt auch ganz unmittelbar den Wirtschaftskreislauf,
auf dem sein Geldvermögen letztlich gründet. Warum? Weil Sparen nichts anderes bedeutet als Konsumverzicht , Konsumverzicht
aber führt zu geringerem Absatz von Gütern und
Dienstleistungen und somit zu fallenden realen
Profiten , woraus wiederum höhere Arbeitslosenzahlen , geringere Steuereinahmen und vermehrte private Insolvenzen resultieren, am Ende sogar Staatsbankrotte und – über die Verquickung von Schulden und
Vermögen – last, but not least der Verlust der privaten
Ersparnisse.
    Allzu große Geldvermögen sind demnach nicht nur schädlich, weil sie
notwendigerweise auf Schulden beruhen, die irgendwann nicht mehr bedient werden
können, sondern auch, weil das Kapital, das die wenigen besitzen, den vielen fehlt, um all die schönen Güter
und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, die zwar theoretisch bereitgestellt
werden könnten, aber aufgrund des Ausfalls zahlungsfähiger Konsumenten keine
Abnehmer mehr finden. Hier nun offenbart sich der Gipfel der Ökonomiotie: Denn eigentlich sollte Geld den reibungslosen Austausch von Gütern
und Dienstleistungen gewährleisten, unter den gegebenen Umständen jedoch ist es
gerade das Geld, das den reibungslosen Austausch verhindert! Im Grunde
nämlich ist alles vorhanden, was ein funktionstüchtiger Markt braucht: Menschen
mit Bedürfnissen und Produktionsmittel, die diese Bedürfnisse weitestgehend
befriedigen könnten. Nur das Medium Geld, das notwendig ist, um Angebot und
Nachfrage miteinander zu verkoppeln, ist nicht an dem Platz, an dem es
gebraucht wird. Aufgrund dieser monetären Fehldisposition entsteht eine künstliche Knappheit von Gütern und Dienstleistungen , die
bei einer vernünftigeren Verteilung des Mediums Geld gar nicht existieren
würde.
    Um diesen Sachverhalt zu verstehen, muss man sich die zentrale

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