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Keine Macht den Doofen

Keine Macht den Doofen

Titel: Keine Macht den Doofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schmidt-Salomon
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sondern bereits vor gefunden.
Ihre kreative Leistung bestand allein darin, den in der Warenfunktion des
Geldes enthaltenen Wahnsinn auf die Spitze zu treiben.
    Dass Geld nicht nur ein Tauschmedium ,
sondern vor allem auch Ware ist, erkennt man daran,
dass man einen Preis zahlen muss, um es zu erwerben.
Im Falle des Geldes heißt dieser Preis Zins . Der Zins
wird in der traditionellen Ökonomie damit begründet, dass er den Geldumlauf
sichert, er ist gewissermaßen die Prämie dafür, dass der Geldvermögensbesitzer
sein Geld nicht im stillen Kämmerlein hortet, sondern wieder in den
Wirtschaftskreislauf einbringt, was – wie wir gesehen haben – für das Funktionieren
des Austausches von Gütern und Dienstleistungen unerlässlich ist. Allerdings
hat der Zins höchst unangenehme Nebenwirkungen, die seinen Nutzen in den
Schatten stellen, ja am Ende sogar aufheben können: Denn der Zins führt nicht
nur zu einem in der Realität auf Dauer kaum realisierbaren Wachstumszwang
der Wirtschaft (Unternehmensgewinne müssen schließlich über der Zinslast
der getätigten Investitionen stehen, da der Betrieb sonst zugrunde geht),
sondern auch zur strukturellen Umverteilung des Vermögens von
Arm auf Reich , die – sofern keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden – mit
der Zeit so weit voranschreitet, dass der gesamte Wirtschaftskreislauf
zusammenbricht. 49
    Suchen wir also nach den Ursachen für die sich immer
weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich ,
so müssen wir uns nicht nur mit konkreten Formen der Ausbeutung beschäftigen
(etwa mit Lohndumping), sondern vor allem auch mit der abstrakten Form der
Ausbeutung, die im Warencharakter des Geldes angelegt ist. Gemeint ist damit
insbesondere die verhängnisvolle Logik des Zins- und Zinseszinsmechanismus, der
mit der Ware Geld unauflöslich verknüpft ist und
dessen Wirkungen sich am treffendsten wohl mit einem bekannten Bibelwort
charakterisieren lassen: »Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im
Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er
hat.« 50 Genauso ist es
in der wirtschaftlichen Realität: Wer Kapital hat, dem
fließt zusätzliches Kapital in Form von Zinserträgen zu. Wer kein Kapital
besitzt, dem wird (sofern er nicht auf Kosten anderer an zusätzliches Kapital
herankommt) auch noch das wenige, das er hat, in Form von Zinslasten genommen.

Geld macht reich
    Die katastrophalen Folgen dieses Zusammenhangs zeigen sich
nicht zuletzt im Verhältnis der Industrieländer zu den Entwicklungsländern. So
waren die Zinserträge, die in den letzten Jahrzehnten aus dem armen Süden in
den reichen Norden transferiert wurden, um ein Vielfaches höher als die
Entwicklungshilfe, die in umgekehrter Richtung floss. Bereits Mitte der
1990er-Jahre stellte der Geldtheoretiker Helmut Creutz fest: »Wir Bürger sind
oft stolz auf unsere Spenden, die wir für die Dritte Welt aufbringen. Rund 4000
Millionen Dollar jährlich, in den gesamten Industrienationen eingesammelt, sind
auch eine hübsche Summe. Doch diese 4000 Millionen Dollar reichen den armen
Ländern gerade, zwölf Tage lang ihren Zinsverpflichtungen nachzukommen. In den
übrigen 353 Tagen im Jahr bleibt das Zusammenkratzen dieser Gelder ihr eigenes
Problem. Anders ausgedrückt: Die Spenden, die von allen Hilfsorganisationen des
Nordens in einem Jahr zusammengebracht werden, sind nach zwölf Tagen wieder bei
uns. Aber keinesfalls wieder in den Taschen der Spender. Sie landen vielmehr
allesamt auf den Konten der Geldgeber, deren Ersparnisse als Kredite in den
Süden weitergeleitet wurden. Sie landen also bei denen, die bereits seit Jahren
aus dem Süden ihre leistungslosen Zinserträge beziehen und damit weiterhin
Anlass zu jenen Spendenaktionen geben.« 51
    Natürlich findet der zinsbedingte Geldtransfer von Arm auf Reich
nicht nur auf globaler Ebene statt, sondern auch innerhalb der reichen Industrienationen . Die Dimensionen
dieser bemerkenswerten Umverteilung werden deutlich, wenn man die deutschen
Privathaushalte in zehn gleich große, nach Vermögen gestaffelte Gruppen
unterteilt. Dabei zeigt sich, dass nur die beiden vermögendsten Haushaltsgruppen
von dem Zinsmechanismus (der nicht nur bei Bankkrediten zum Tragen kommt,
sondern in nahezu jedem Wirtschaftsgut versteckt ist) profitieren, während 80 Prozent der Haushalte (genau genommen sind es sogar 85 Prozent) deutliche
Verluste hinnehmen müssen. Allein im Jahr 2007 flossen 255 Milliarden Euro (!)
von den acht ärmeren zu

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