Keine Panik Prinzessin
Kindern«, und schlug die Tür zu. Und Lilly drehte sich zu mir und sagte: »So ein Arschloch.«
»Aber er hat dir doch sofort Platz gemacht«, nahm ich ihn in Schutz.
»Doch nicht deswegen «, sagte Lilly sauer. »Wegen der Japangeschichte, meine ich.«
»Wenn seine Erfindung funktioniert, kann er damit Tausende von Menschenleben retten und Millionen von Dollar verdienen«, sagte ich. Meine heiße Schokolade war noch zu heiß, deshalb blies ich darauf. Dummerweise war dabei die Schlagsahne im Weg.
Lilly sah mich mit großen Augen an. »O mein Gott«, sagte sie. »Gehst du das Ganze etwa vernünftig und erwachsen an, oder was?«
»Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig«, sagte ich. »Oder?«
»Ich wette, wenn du deswegen einen Aufstand bauen würdest«, sagte Lilly, »würde er nicht fahren.«
»Hab ich versucht«, versicherte ich ihr. »Ich hab geweint und geschluchzt und alles. Er hat sich nicht davon abbringen lassen.«
Lilly schnaubte bloß.
»Weißt du, die Sache ist die«, sagte ich. Ich hatte nämlich lange und gründlich darüber nachgedacht. Die ganze Nacht hindurch. »Er muss es machen. Ich will zwar nicht, dass er es macht, aber er muss es machen – für sich selbst. Irgendwie hat er das Gefühl, dass er sich und der Welt was beweisen muss, damit die von US Weekly endlich aufhören zu schreiben, dass ich lieber mit James Franco zusammen sein sollte. Was zwar komplett bescheuert ist, aber was soll ich machen?«
»James Franco!«, entfuhr es Lilly. »Obwohl … James Franco ist wirklich ziemlich süß.«
»Nicht so süß wie Michael.«
»Urgh!« Lilly tat so, als müsste sie kotzen, aber bloß, weil das ihre Routinereaktion ist, wenn jemand ihren Bruder als süß bezeichnet.
Weil sie gerade so ungewöhnlich milde gestimmt war und so viel Mitleid zeigte, kam mir die Idee, die Gunst der Stunde zu nutzen und sie etwas zu fragen. »Also was ist, hast du in den Ferien mit JP geschlafen oder nicht?«
Aber Lilly lachte bloß.
»Netter Versuch, PrivoG«, sagte sie. »Aber soo leid tust du mir auch nicht.«
Tja.
Mittwoch, 8. September, Einführungskurs Kreatives Schreiben
Beschreibe, was du siehst, wenn du aus dem Fenster schaust:
Das Mädchen sitzt auf ihrer Schaukel. Ihr Herz ist bleischwer, ihre Augen sind vom Weinen geschwollen. Die Welt, die sie bisher gekannt hat, existiert nicht mehr. Sie wird nie mehr wissen, wie es ist, mit kindlicher Sorglosigkeit zu lachen, denn ihre Kindheit liegt hinter ihr. Zerstörte Hoffnungen und enttäuschte Träume werden von nun an ihre ständigen Begleiter sein, weil die große Liebe ihres Lebens sie verlassen hat. Sie hebt die Augen zum Himmel und sieht ein Flugzeug quer über den leuchtenden Himmel fliegen, während im Westen gerade die Sonne untergeht. Ist es das Flug zeug, das ihre Liebe davonträgt? Wahrscheinlich. Es verschwindet im blutroten Sonnenuntergang.
Note: 6
Mia, wenn die Aufgabenstellung heißt: »Beschreibe, was du siehst, wenn du aus dem Fenster schaust«, ist damit gemeint, dass du beschreiben sollst, was du tatsächlich siehst, wenn du aus dem Fenster schaust, zum Beispiel ein paar Mülltonnen oder einen Lebensmittelladen. Ich wollte nicht, dass ihr euch eine Szene ausdenkt. Und ich weiß, dass du dir diese Szene ausgedacht hast, weil du auf keinen Fall gewusst haben kannst, was das Mädchen auf der Schaukel gerade gedacht hat (falls vor deinem Fenster überhaupt eine Schaukel steht, was ich bezweifle, weil ich zufälligerweise weiß, dass ihr in NoHo wohnt, wo es meines Wissens nach keinen Spielplatz gibt), es sei denn, die ses Mädchen wärst du gewesen, aber dann hättest du dich nicht sehen können, wenn du aus deinem Fenster geschaut hättest, sondern höchstens im Spiegel. Bitte schreibe einen neuen Text und halte dich diesmal an die Vorgaben. Es hat einen Grund, dass ich euch solche Aufgaben stelle, und ich erwarte, dass ihr meinen Anweisungen folgt.
C. Martinez
Mittwoch, 8. September, Englisch
Mia!!! Ich hab gehört, was passiert ist! Wie geht es dir????
Ganz ehrlich, Tina, ich weiß es nicht.
Du weißt aber schon, dass es eigentlich total toll ist, oder? Also, ich meine für Michael.
Ich weiß.
Und du kannst ihn ja jederzeit besuchen! Ich meine, ihr habt einen Privatjet!!
Ja klar. Mit dem flieg ich schnell mal nach Japan. Kein Problem.
Meinst du das jetzt ironisch?
Ja, das meine ich ironisch. Mein Vater erlaubt mir doch niemals, nach Japan zu fliegen. Erst recht nicht, bloß um Michael zu besuchen.
Dann überrede
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