Keine Panik Prinzessin
rumzujammern. Es ist, wie es ist.
Deswegen hab ich nichts gesagt, sondern bloß geheult.
Aber ich hab mich dadurch ein bisschen besser gefühlt. Na ja, weil es immer guttut, wenn man von seiner Mutter in den Arm genommen wird, egal wie alt man ist. Mütter strömen zwar keine Pheromone aus – glaub ich jedenfalls –, aber sie riechen trotzdem total gut. Meine jedenfalls. Nach Dove-Seife und Pinselreiniger und Kaffee. Was zusammengenommen den zweitbesten Duft der Welt ergibt.
Am besten riecht natürlich Michaels Hals.
Meine Mutter hat mir all die Sachen gesagt, die man in so einem Fall sagt. So was wie: »Mein armer Schatz, ich bin mir sicher, dass alles wieder gut wird« und: »Du wirst sehen, das Jahr geht ganz schnell vorbei« und: »Wenn Phillipe dir das neue PowerBook mit der eingebauten Kamera schenkt, dann kannst du mit Michael videotelefonieren, und das ist dann so, als wärt ihr im selben Raum«.
Was natürlich nicht stimmt. Weil ich ihn ja durch die Kamera nicht riechen kann.
Aber als Mr G irgendwann reinkam, um nachzusehen, wieso ich so schluchze, hab ich mich zusammengerissen und gesagt, dass es mir schon besser geht und dass sie sich keine Sorgen um mich machen sollen. Ich hab versucht, tapfer zu lächeln, und Mom hat mir über den Kopf gestreichelt und gesagt, wenn ich den Prinzessunterricht bei Grandmère überlebt hätte, würde ich das Jahr mit Leichtigkeit überleben.
Aber da irrt sie sich. Zeit mit Grandmère zu verbringen, ist wie eine ganze Packung Macadamia Brittle von Häagen Dasz auf einmal essen, verglichen damit, wie es ist, ein ganzes Jahr – oder länger – keine Zeit mit Michael zu verbringen.
ICH? EINE PRINZESSIN???? KLAR, SONST NOCH WAS?
Ein Drehbuch von Mia Thermopolis
(Erste Fassung)
Szene 14
INNEN/ABENDS – Im Pinguinhaus des Zoos im Central Park. In das blau schimmernde Licht des beleuchteten Pinguin-Bassins getaucht, sitzt ein junges Mädchen (MIA) allein auf einer Bank und schreibt fieberhaft in ihr Tagebuch.
MIA:
(Stimme aus dem OFF)
Ich weiß nicht, was ich jetzt machen oder wo ich hingehen soll. Zu Lilly kann ich auf gar keinen Fall. Die verurteilt jegliche Form von Regierungssystem vehement, bei dem die Macht nicht direkt vom Volk ausgeht oder wenigstens gewählten Vertretern übertragen wird. Sie sagt, sobald die Macht in den Händen eines Einzelnen liege, der das Recht zu herrschen durch Erbfolge erworben hat, seien die Grundsätze der sozialen Gleichheit und der Achtung vor dem Individuum innerhalb der Gemeinschaft unwiederbringlich verloren. Deshalb werde die Regierungsgewalt heutzutage in der Regel auch nicht mehr von Monarchen, sondern von gewählten Parlamentariern ausgeübt, wodurch Personen könig lichen Geblüts wie Queen Elizabeth zu bloßen Symbolen der nationalen Einheit degradiert worden seien.
Tja, anscheinend überall außer in Genovia.
Mittwoch, 8. September, in der Schule
Michael hat es Lilly erzählt. Das weiß ich, weil er heute Morgen, als wir vor ihrem Haus hielten, um sie zur Schule abzuholen, neben ihr stand und einen großen Becher heiße Schokolade (mit Schlagsahne) von Starbucks für mich in der Hand hielt. Als Hans mit der Limousine vor dem Haus parkte und raussprang, um Lilly die Tür aufzuhalten, beugte Michael sich rein und sagte: »Guten Morgen. Hier, für dich. Bitte sag mir, dass du deine Meinung nicht geändert hast und nicht über Nacht beschlossen hast, mich ab jetzt zu hassen.«
Wobei ich Michael natürlich niemals hassen könnte. Erst recht nicht, wenn gerade die Morgensonne auf uns niederstrahlt und seinen frisch rasierten Hals beleuchtet und ich mich zu ihm vorbeuge, um nach der heißen Schokolade zu greifen und ihm einen Gute-Morgen-Kuss zu geben und dabei seinen ganz persönliche Michael-Duft rieche, der mir immer das tröstliche Gefühl gibt, dass alles gut wird.
Jedenfalls solange er in meiner unmittelbaren Nähe ist und ich ihn riechen kann.
Was definitiv nicht der Fall sein wird, wenn er in Japan ist.
»Ich hasse dich nicht«, hab ich gesagt.
»Gut«, hat er gesagt. »Und was machst du heute Abend?«
»Hm«, hab ich gesagt. »Irgendwas mit dir?«
»Sehr gute Antwort. Ich hol dich um sieben ab.«
Dann hat er mich geküsst und Platz gemacht, damit Lilly einsteigen konnte. Was sie auch tat, wobei sie zu ihrem Bruder sagte: »Schieb mal deinen Arsch zur Seite!« Lilly ist nicht gerade das, was man einen »Morgenmenschen« nennt.
Michael sagte: »Okay, Mädels, dann spielt schön mit den anderen
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