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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Couchpolster
drückte.
     
     
     

6
     
    Dr. Hugh Hufford war ein großer dürrer Mensch mit dichtem, unordentlichem Haar, einem kleinen,
sorgsam gestutzten Kinn- und Schnurrbart. Er trug einen karierten Sportsakko, Krawatte
und hellblaues Hemd. Und er sprach mit jener eindringlichen Vernünftigkeit, die
wahrscheinlich die meisten Menschen überzeugt.
    »Ich würde mich sehr freuen,
wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein könnte, Mr. Roberts«, sagte er und
lächelte so überdeutlich, daß gleichzeitig bewiesen war, er habe mit die besten
Zähne in der Branche. Überhaupt zeigte er viel Gebiß, wenn er sprach. Die Zähne
waren wohl eine seiner Stärken.
    »Ich möchte der Familie
natürlich nach besten Kräften helfen«, sagte ich. »Sie werden alle eines Tages
über sehr viel Geld verfügen. Und obwohl manche Leute es nicht einsehen, ist
Reichtum auch eine große Verantwortung .« Ich fragte
mich, ob das wohl zu bieder klang, während ich im schwarzen Ledersessel saß und
verbindlich lächelte. »Rhoda bereitet mir dabei am meisten Sorge«, schloß ich.
    »Ja, natürlich — Rhoda.« Er
sprach den Namen aus, als handele es sich um ein Juwel von unermeßlichem Wert, das einer in den Ozean fallen gelassen hatte. »Sie ist natürlich
schizophren. Man kann sie behandeln, aber nicht heilen. Das heißt, der Mangel
an Liebe im Kindesalter ist nicht mehr zu reparieren. Nie, bei keinem Menschen.
Habe ich recht, Mr. Roberts ?«
    »Ich weiß nicht. Meine Mutter
hat mich geliebt .«
    Hufford lachte. »Da sind Sie ein
Glückspilz .« Er seufzte. »Aber Rhoda war keiner.
Niemand hat sie geliebt. Und ich fürchte, eine Folge davon ist, daß ihr Kontakt
zur Umwelt sehr dürftig, sehr gestört ist .«
    »Heißt das, sie lebt in einer
Traumwelt ?«
    Er zupfte nachdenklich an
seinem Ziegenbart. »Für sie ist jeder Mann liebender und zürnender Vater
zugleich«, fuhr er fort, als habe ich gar nichts gesagt. »Sie hat ihren Vater
natürlich nie gekannt, ihre Mutter war ebenfalls schizophren, und das alles hat
sie so weit isoliert, daß sie die Welt so sieht, wie ihre eigenen Gefühle es
bestimmen. Folgerichtig ist in ihrer Denkweise jeder Mann ein Liebhaber, der
sie beschützt und verwöhnt, und gleichzeitig ein Racheengel, der sie vernichten
wird, weil sie verdorben ist. Ihr ganzes Wesen ist so labil, daß sie sich
ständig in ihre Traumwelt flüchtet .«
    Ich nickte, als wüßte ich,
wovon er redete. »Und was ist mit Ihnen, Doktor? Waren Sie auch ein Vater für
sie ?«
    Er lächelte, aber es wirkte ein
bißchen verkrampft. »Ich bin Arzt, Mr. Roberts. Viele meiner Patientinnen wirken
auf mich erotisch anziehend. Das liegt in der Natur der Sache. Mein Berufsethos
verbietet mir natürlich, dem nachzugeben .«
    »Ich kenne Rhoda«, sagte ich.
»Widerstand ist da gar nicht so einfach .«
    Wieder dieses Lächeln, während
er fortfuhr, die Haare an seinem Kinn auszuzupfen. »In unserer Klinik gibt es
mehrere Möglichkeiten, hysterische und schwer zu behandelnde Patienten zu
beruhigen, Mr. Roberts .« Er griff in eine Schublade
seines Schreibtischs und zog eine Injektionsspritze heraus. »Eine Dosis Largactyl , und die Beziehung zwischen Arzt und Patientin
bleibt ungetrübt .« Er legte die Spritze behutsam
zurück.
    »Und was war mit den männlichen
Patienten ?«
    »Mr. Roberts !« sagte er streng. »Der jüngste Patient, den ich hier behandele, ist
fünfundvierzig. Er ist Geschäftsmann und herzleidend, und er hat seit zehn
Jahren weder Zeit noch Neigung gehabt, seine Frau anzuschauen. Ich glaube
kaum...«
    »Seine Frau war vielleicht auch
nicht so sehenswert«, gab ich zu bedenken.
    »Worum es geht«, sagte er
bestimmt, »ist, daß niemand an Rhoda interessiert war, und selbst wenn: ihr
Zimmer wurde stets verschlossen gehalten, und sie befand sich ständig unter
meiner persönlichen Aufsicht. Ich achte sehr auf meinen Ruf als Arzt, Mr.
Roberts, ebenso wie auf das persönliche Wohlergehen meiner Patienten .«
    Ich klopfte auf einen anderen
Busch. »Wenn Rhoda also spinnt, warum lassen Sie sie nicht fest in eine Anstalt
einweisen? Nach allem, was Sie sagen, meine ich doch, man sollte sie nicht frei
herumlaufen lassen .«
    Er lächelte traurig. »Ich
stimme Ihnen insofern zu, Mr. Roberts, als sie sich in einer Anstalt befinden sollte, aber ihre Familie willigt nicht ein. Und solange sie sich um sie kümmert, habe
ich keine Handhabe. Mir wäre es allerdings lieber, ich hätte sie wieder hier .«
    »Sie glauben nicht, daß sie
jemand

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