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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sagte ich schließlich.
    Die Augen hinter den faltigen
Lidern zuckten kein bißchen. »Sie ist nicht verrückt, Mister. Sie ist gemein
und mannstoll, schlicht und einfach. Tut mir leid, wenn Sie ein Freund von ihr
sind, aber Sie wollten’s ja wissen .«
    »Na ja, vielleicht hat ihr der
Aufenthalt im Sanatorium ein bißchen geholfen. Wenigstens gab’s dort keine
jungen Männer .«
    »Jung oder alt, das spielt bei
ihr keine Rolle. Sie ist nun mal so veranlagt, da kann man nichts ändern. Man
muß sie eben einsperren, das ist alles .«
    »Im Sanatorium war sie ja
eingesperrt«, bemerkte ich.
    Ein kleines spöttisches Lächeln
verzog die Fältchen in seinem wettergegerbten Gesicht. Er betrachtete mich, als
sei ich ein Teil des Witzes. »Der Doktor hatte aber den Schlüssel, nicht wahr,
mein Freund ?«
    »Sie glauben doch nicht...« Ich
bemühte mich, empört zu scheinen.
    »Ich kann Ihnen nur sagen, was
ich gesehen habe«, meinte er, als sei es ihm unangenehm, mich meiner Illusionen
berauben zu müssen. Ich hatte plötzlich den Eindruck, als habe er in seinem Leben
schon vielen Leuten Illusionen geraubt.
    »Und was genau haben Sie
gesehen ?«
    »Oh, ich hab’ sie und den
Doktor ein paarmal im Garten hinterm Haus gesehen. Da haben sie einen
Swimmingpool, wissen Sie. Feine Sache. Ich geh’ jeden Tag in diesen Wäldern auf
die Jagd, und manchmal auch auf den Berg dort.«
    Ich sah die kühle Belustigung
in seinen Augen und fragte mich, was es auf diesem windigen Latschenberg wohl
viel zu jagen gebe.
    »Sie meinen, die beiden...«
    »Also, mein Freund, Sie wissen
doch, wie Rhoda Birrel ist. Sie sind ein Freund von ihr. Überall, jederzeit,
mit jedem Mann. Oder wollen Sie mir weißmachen, das sei nicht wahr ?«
    »Ich verstehe durchaus. Aber
ich dachte...«
    »Es ist dasselbe, wohin sie
auch kommt. Sie ist ein mächtig anziehendes Mädchen, und es gibt nicht viele
Männer, die da widerstehen können .« Er lachte, wobei
es in seiner Kehle pfiff, als sei er stark erkältet. »Aber hören Sie, davon
wird man doch nicht verrückt. Sie ist schlau wie ein Fuchs, Mister, nicht
verrückt. Ich höre jetzt schon seit dreißig Jahren Geschichten über die Birrels
und weiß Bescheid. Die anderen sind verrückter als Rhoda. Nehmen Sie doch mal
diese Hannah — um die sollten Sie sich kümmern. Die richtig Verrückten zeigen
das gar nicht — bis sie eines Tages völlig überschnappen .« Er schnalzte mit den Fingern, und beide Hunde sprangen auf.
    »Manchmal«, sagte er und
blickte weise drein, »merkt man’s erst, wenn’s passiert .«
     
     
     

7
     
    Das alte Haus sah noch genauso
aus wie ein Riesenbüschel Pilze unter schweren grauen Wolken, die vom Meer herantrieben.
    Auch Ruth Busby hatte sich nicht verändert, wenn man von dem braun-weißen Pullover absah, der
sich über ihrem Busen spannte, und dem engen , dunkel
lila Rock, der sich um ihre breiten Hüften zwängte.
    Sie blickte drein, als habe sie
einen Bürstenhausierer und nicht ihren Lieblingsanwalt vor sich — wie sie da in
der Küchentür stand, die Hand am Türknopf und ein wachsames Auge auf mir.
    »Hallo, Randy. Sind Sie
zurückgekommen, um die vernünftige Seite der Familie kennenzulernen, oder
spielen Sie immer noch Detektiv ?«
    »Ich bin nicht zu Scherzen
aufgelegt, Herzchen«, sagte ich mit heiserer Stimme, die der des alternden
Edward G. Robinson recht nahe kam. »Die Sache ist ernst .«
    Sie verzog das Gesicht.
»Wahrscheinlich sind Sie in Ihrem Beruf ein As, Randy, aber als harter Bursche
sind Sie ganz mies .«
    »Da haben Sie recht. Mir fehlt
es an Übung. Haben Sie mal fünf Minuten Zeit ?«
    »Ich bin hingerissen. Kommen
Sie herein und zeigen Sie mal, was Sie können .« Sie
trat in die düstere Küche zurück, und ich schob mich durch die zufallende
Drahttür.
    Die Spüle war sauber, alles war
weggeräumt. Keine Spur mehr vom Frühstück. Hannah hatte die Küche schon vor
zwei Stunden geputzt, sagte ich mir. Jetzt wirkte sie wahrscheinlich oben in
den Schlafzimmern.
    Wir gingen ins Wohnzimmer, und
es kam mir vor, als hätten wir eine andere Welt betreten. Es war nicht mehr das
Zimmer, in dem ich die Birrels kennengelernt hatte. Es glich viel eher der
Prominentensuite im Mark Hopkins Hotel.
    Ein goldroter Perser, gesäubert
und wie neu, bedeckte den Boden und stellte alle Möbel in den Schatten, die aus
verschiedenen Winkeln des Hauses hergeschleppt worden waren. Abgestaubt und
poliert, sah der reichverzierte Mahagonischrank mit den

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