Keine Pille gegen Mord
durchsichtigen
Kristallscheiben und den schwarzen Spiegeln sogar vor der schmutzigen,
abblätternden Wand hübsch aus. Polsterstühle mit hohen Lehnen, eine Couch mit
dicken Füßen und lackierter Korblehne standen um einen niedrigen Tisch aus
dunkelrotem Mahagoni, in dessen Mitte ein geschmackvolles Blumenarrangement prangte.
Es war immer noch ein altes
Zimmer, aber es hatte jetzt Leben und Stil und den zarten Hauch von Hoffnung.
»Hier sieht’s ja prächtig aus«,
sagte ich. »Aber wie haben Sie Aldo dazu gebracht, das alles hereinzutragen.
Mit vorgehaltener Pistole?«
Ruth lachte. »Sie machen mir
Spaß! Wenn ich eine Pistole hätte, würde ich ihn totschießen! Er hat natürlich
keinen Finger gerührt. Es war Hannahs Idee, ein paar alte Sachen auszuräumen
und das Zimmer zur Abwechslung mal wohnlich zu machen. Roger hat das heute früh
alles umgeräumt, weil Aldo lieber in den Wald spazieren ging. Seit dem frühen
Morgen hat ihn keiner mehr gesehen. Mutter hätte uns nie erlaubt, etwas
umzustellen, aber jetzt können wir uns ja so einrichten, wie es uns gefällt .«
»Und das hier, schätze ich, ist
erst der Anfang ?«
Sie lächelte selbstzufrieden.
»Wenn ich das Geld habe, Randy Roberts, dann wird der Anfang gemacht«,
schnurrte sie.
»Beruht Ihre gehobene Stimmung
vielleicht auf der heimlichen Überzeugung, daß ein anderer Anfang zufällig schon
heimlich vollzogen ist ?«
Sie sah mich aus großen braunen
Augen an und blinzelte mit der eingeübten Unschuld einer Katze, die eben einen
Vogel gefressen hat.
»Randy, es ist möglich, daß
eine schöne und entschlossene Frau wie ich alles schafft — wenn und wann sie
will .«
»Ich akzeptiere schön und
entschlossen. Aber weil beides allein nicht genügt, fällt mir ein — wo ist denn
Ihr Mann? Ich möchte ihn sprechen .«
»Mit dem ist nicht viel zu
reden .« Sie setzte sich auf einen der hochlehnigen Stühle und schlug ein Bein übers andere. Der
lila Rocksaum glitt den halben Oberschenkel hinauf. »Warum bleiben Sie nicht
und schwatzen ein bißchen mit mir? Ich habe Roger schon alles gesagt, was die
Rechtslage betrifft. Seltsamerweise schien es ihn nicht sonderlich zu interessieren .«
»Danke«, sagte ich. »Aber ich
muß ihn selber sprechen. Ich will ’rauskriegen, was es ist, das diese Fische
Ihnen voraus haben .«
»Okay«, meinte sie, und ein
berechnender Blick trübte ihre Augen. »Roger sitzt irgendwo am Fluß. Aber wenn
Sie sich schon mit Fischen befassen wollen, müssen Sie etwas zum Vergleichen
haben .«
Sie stand auf, und mit elegant
schwingenden Hüften und sanft bebendem Busen durchmaß sie die Distanz zwischen
uns aufreizend und faszinierend. Jetzt merkte ich, daß ich sie falsch beurteilt
hatte. Das sinnliche Feuer, das tief in ihren Augen brannte und ihrem Körper
Leben einhauchte, war gleichmäßig und unter Kontrolle, und es garantierte, was
Schwester Rhoda nur versprach, aber nie geben konnte.
Ich spürte den festen Druck
ihrer Brüste und an meinen Beinen die lange Kurve ihrer Hüfte. Ihr Atem war
warm wie eine Tropennacht, und ihr Blick zündete in meinem Gehirn ein Echo wie
von Urwaldtrommeln. Sie war sehr schön, und ihre Nähe war selbst für einen
ausgekochten Anwalt wie mich fast zuviel — aber ich
hielt noch immer nichts davon, Sex und Geschäft zu verquicken.
»Ganz nett«, sagte ich und
senkte die Stimme zu traurigem Flüstern. »Aber ich habe meine Angelrute nicht
mitgebracht. Außerdem bin ich kein Double für Ihren Mann, wenn der mal keinen
großen mit nach Hause bringt .«
Nun wandelte sich ihr Blick,
und dann war sie wieder ganz die alte — jene Hexe, der man eher widerstehen
konnte.
»Also gut«, schnaubte sie. »Sie
haben’s bewiesen. Sie sind tatsächlich ein harter Bursche. Und nun scheren Sie
sich gefälligst hinaus !«
Das Wasser strömte rasch in der
Mitte des breiten, flachen Flußbetts , sprudelte um
einzelne Felsblöcke. Es war kühl hier im Schatten der Bäume.
Ich hatte mir unter Roger, dem
Angler, einen kleinen, furchtsamen Mann mit hellen Haaren vorgestellt, von der
Art, der Ruths Seitenhiebe einfach schluckte. Was die Haare betraf, hatte ich
richtig getippt, aber das war auch alles. Roger Busby war gut einsachtzig groß, hatte eine breite Brust und
schmale Taille. Er war der Traum jeder Jungfrau, lebendig und dreidimensional.
Er trug eine kurze Forellenrute
und eine dunkelgrüne Fischbüchse, als ich ihn auf der anderen Seite des Flüßchens entdeckte, wo er über eine Wiese ging.
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