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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ich blieb,
wo ich war, und beobachtete, wie er langsam näherkam.
    Rhodas hohe musikalische Stimme
erklang leise, aber aufreizend vom Waldrand her, etwa dreißig Meter entfernt.
Ich sah sie sofort, sie stand unter einer Kiefer im hohen Gras.
    Roger blieb stehen und blickte
zum Waldrand. Nach ein paar Sekunden nahm er Kurs dorthin.
    Während er Angel und Büchse ins
Gras legte, fing das Mädchen an, die weiße Bluse auszuziehen. Sie trug ferner
einen hellblauen Rock, was bei Rhoda schon eine komplette Garderobe zu nennen
war. Ich überlegte, ob sie sich wohl angezogen hatte, damit sie üben konnte,
sich von jemandem ausziehen zu lassen.
    Roger betrachtete sie
interessiert und sprach kein Wort.
    Rhodas Hände huschten über die
Knöpfe, und sie entledigte sich der Bluse mit raschen Schulterbewegungen. Ein
Zug am Reißverschluß, und der Rock fiel hinab. Jetzt
stand sie in BH und Höschen da. Der Büstenhalter flog zuerst beiseite, und dann
flatterte das durchsichtige Höschen ins Gras wie ein müder schwarzer
Schmetterling.
    Sie wiegte sich gekonnt in den
Hüften, als sie auf ihn zuging, und er stand da wie ein sprachloser Bär, bis
sie ihn in den Hals zu beißen begann, als habe sie seit einer Woche nichts mehr
zu essen bekommen.
    In diesem Augenblick sagte ich
mir, Roger habe derzeit wohl kein Interesse, sich mit mir zu unterhalten, und
so schlich ich mich durch den Wald davon, wie eine Rothaut, die den letzten
Truthahn der Saison erlegen will.
     
    Ich wartete im Wagen. Etwa eine
halbe Stunde später erschien Roger mit seiner Angelausrüstung und zufriedenem
Ausdruck in seinem großen, offenen Gesicht. Er war allein.
    »Hallo, Roger«, sagte ich,
während ich ausstieg und die Wagentür mit sanftem Plumps schloß. »Etwas
gefangen?«
    Seine Miene blieb gleichmütig.
Er betrachtete das Auto, nicht mich, als ich auf ihn zutrat.
    Ich sagte ihm, wer und was ich
war. Wahrscheinlich hatte er mich gehört. Vielleicht hörte er ja vieles, nur
mochte er wohl keine Worte damit vergeuden, das Gehörte zu kommentieren.
    »Sie sind vollkommen im Bilde,
was die rechtliche Lage hinsichtlich des Familienvermögens betrifft ?« fragte ich. »Sie kennen die Bestimmungen, die erfüllt
sein müssen, bevor Sie und Ihre Frau die Erbschaft antreten können ?«
    Sein Blick streifte mich,
kehrte zum Wagen zurück. »Hübsche Rakete haben Sie da«, sagte er mit tiefer
Stimme und leicht schnaufend, als stecke ihm etwas im Hals.
    »Mir gefällt sie auch«, meinte
ich.
    »Ich schätze, gutbezahlte
Anwälte wie Sie können es sich leisten, in solchen Apparaten ’rumzusausen. Das
letzte neue Auto, mit dem ich gefahren bin, gehörte einem Arzt, der mich mal
als Anhalter mitnahm .« Er räusperte sich, aber seine
Stimme wurde davon nicht besser. »Warum müssen wir auf unser Geld warten ?«
    »Weil das Testament bestimmt,
daß Sie einen männlichen Erben haben müssen, ehe Sie das Geld bekommen«,
erklärte ich geduldig. »Vielleicht brauchen Sie ja nicht allzu lange zu warten .«
    »Ich will ein neues Auto«,
sagte er schlicht, ohne den Blick von meinem Austin zu wenden.
    »Nun, warum bestellen Sie nicht
gleich das neue Modell vom nächsten Jahr, für alle Fälle ?« meinte ich gelassen.
    Er machte nicht den Eindruck,
als habe er das gehört, aber schließlich schien er ja überhaupt nicht zu hören,
was ich sagte. Widerwillig wandte er sich von meinem Auto ab und trottete in
Richtung Garage.
    »Soll ich drin auf Sie warten ?« rief ich ihm nach. Er gab keine Antwort, woraus ich
schloß, daß er jedenfalls nichts dagegen hatte.
    Ich öffnete die Küchentür und
lugte vorsichtig hinein. Von Ruth war nichts zu sehen, weshalb ich kühn
hineinging und das Wohnzimmer betrat. Es war dunkel und blieb auch düster,
nachdem ich Licht angeknipst hatte. Ich öffnete die Tür rechts von mir und ging
in die Vorhalle. Gerade wollte ich die Haustür aufmachen, um Licht
hereinzulassen, da vernahm ich hinter mir ein Geräusch.
    Es hörte sich sehr nach dem
Tapp-tapp nackter Füße an.
    »Hallo, Rhoda«, sagte ich. »Es
freut mich, daß Sie Ihre Sachen nicht im Wald haben liegen lassen .«
    Sie blieb stehen, und der
hungrige Blick in ihren Augen verschleierte sich. »Ich bin immer im Haus«,
sagte sie vage, als erzähle sie mir von einem Traum, den sie mal gehabt hatte.
»Ich gehe nie aus. Ich bin hier geboren, wissen Sie. Und ich war noch nie
draußen. Niemals.«
    »Sie brauchen nicht gleich
nachzusehen«, sagte ich beiläufig, »aber hinten an Ihrem Rock hängt

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